Brandschutzabkommen für Textilfabriken in Bangladesch – Teil II: Augenwischerei?

Das neue Gebäudesicherheitsabkommen für Textilfabriken in Bangladesch ist sicherlich ein erster Schritt in die richtige Richtung. Um die Lage der ArbeiterInnen entscheidend zu verändern, wird es aber nicht ausreichen. Viele Modekonzerne zeigen sich einsichtig – doch was tun sie wirklich für die Arbeitsbedingungen in den Fabriken?

Unter den gegebenen Voraussetzungen ist es höchst fragwürdig, ob die grenzenlose Ausbeutung durch ein Abkommen und einigen „freiwilligen Massnahmen“ gestoppt werden kann. Stattdessen wären harte rechtliche Sanktionen gegen die betroffenen Unternehmen vermutlich die einzige Möglichkeit: Bisher kann ein Unternehmen nicht wegen Arbeitsrechtsverletzungen bei seinen Lieferanten in einem Land wie Bangladesch verklagt werden, da es keine extraterritoriale Firmenhaftung gibt. Würde dies geändert, würden Unternehmen faire Arbeitsbedingungen nicht nur „befürworten“ – sie wären darauf angewiesen. Indem nicht fair produzierte Kleider schlicht nicht mehr akzeptieren würden und die örtliche Politik stark unter Druck gesetzt würde, wären auch die Textilfabriken gezwungen, sich anzupassen. Länder wie Bangladesch sind wirtschaftlich sehr stark von der Textilproduktion abhängig. Für solche rechtliche Massnahmen sprach sich kürzlich auch der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar aus (vgl. TV-Sendung „Günther Jauch“, 26. Mai 2013).

Für Politik und Wirtschaft steht diese Option jedoch nicht zur Debatte … Die Ausreden: zu teuer, zu aufwändig, „wir dürfen uns nicht zu sehr einmischen“. Eine wichtige Rolle spielt ganz offensichtlich der freie Markt und das Geld: schon immer wurde dort produziert, wo es am billigsten ist... alles andere – sogar grundlegende Menschenrechte – scheint dabei zweitrangig zu sein. Sogar unmittelbar nach der Katastrophenserie wollen sich internationale Konzerne aus der Verantwortung stehelen: die versprochenen Entschädigungszahlungen für die Opfer und deren Angehörige lassen grösstenteils auf sich warten und erschweren den Alltag der Betroffenen zusätzlich… Die Petition No more broken Promises fordert die betroffenen Modefirmen jetzt dazu auf, sofort und vollumfänglich für die Schäden aufzukommen!

Offensichtlich braucht es immer noch Katastrophen, Proteste, Medienskandale und Petitionen, damit grundlegende moralische Standards – die wir alle als selbstverständlich erachten (!) – in den Wirren und Absurditäten der globalen Wirtschaft umgesetzt bzw. überhaupt in Erwägung gezogen werden…  

Weiterführende Infos
Kampagne für saubere Kleidung / Clean Clothes Campaign (CCC)
Vollständiger Text des Gebäudesicherheits-Abkommens (En)

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