Doch nicht nur die Meere sind von diesen gefährlichen und schädlichen Stoffen verseucht. Forscher der Ecole Polytechnique Fédérale des Lausanne haben auch eine grosse Plastik- und Mikroplastikbelastung des Genfer Sees festgestellt. Die Wissenschaftler um Florian Faure haben sowohl die Strände, als auch das Wasser untersucht und sind zu beunruhigenden Ergebnissen gekommen. Es gab keine Probe, die frei von Plastik war. Die Konzentrationen im Seewasser sind vergleichbar mit denen im Mittelmeer. So zählten Ohrstäbchen, Plastikfragmente und Styropor-Kügelchen zu den Hauptfunden. Um eine Belastung der Tiere festzustellen, wurden mehrere Fische untersucht. Zwar sind sie allesamt bisher noch plastikfrei, aber dies ist kein Garant dafür, dass dies auf alle Wasserbewohner bzw. Vögel zutrifft. Die Tiere können diese kleinen Plastikpartikel mit Nahrung verwechseln und fressen. Die Kunststoffe können im Verdauungstrakt ausgasen, sich ansammeln, durch Verschlucken zum Ersticken oder zu inneren Verletzungen und damit zum Tod führen.
"Wir waren über eine derart hohe Menge an Mikroplastik sehr überrascht und das in einem derart umweltbewussten Land wie der Schweiz"
Florian Faure, EPFL
Da diese Untersuchung eine erste Übersichtsstudie ist und die Forscher betonen, dass die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden sollten, hat das Bundesamt für Umwelt den Wissenschaftlern den Auftrag erteilt, landesweite Untersuchungen anzustellen. So sollen sämtliche Seen, aber auch Flüsse auf ihre (Mikro-) Plastikbelastung untersucht werden.
Als Mikroplastik werden Kunststoffe mit einem maximalen Durchmesser von 5 Millimetern definiert. Man unterscheidet spezifisch hergestelltes Mikroplastik und Plastikfragmente. Erstere gehören zu den sogenannten Plastikpellets, welche als Basismaterial für die Plastikproduktion verwendet werden, aber im Laufe des Prozesses verloren gegangen sind. Zu dieser Gruppe gehören auch Partikel, die in Scheuer- und Schleifmitteln oder Kosmetikartikeln (z.B. Peelinglotionen) enthalten sind und über das Abwasser in die Umwelt gelangen.
Plastik birgt viele Probleme: Zum einen sind die Partikel nicht abbaubar, sondern werden nur durch Sonneneinwirkung, Wind, Abrieb usw. zerkleinert. Zum anderen reichern sich auf Plastik sogenannte POPs (langlebige organische Schadstoffe, persistent organic pollutants) an. Diese Stoffe werden durch chemische Prozesse hergestellt und sind sehr schlecht abbaubar. Da sie gut fettlöslich sind, reichern sie sich in der Nahrungskette an und landen letztendlich auf dem eigenen Teller. Sei es durch Tomaten aus beschichteten Dosen oder Fisch, der diese Fragmente selbst durch die Nahrung aufgenommen hat. Diese Schadstoffe können nicht nur zu physikalischen Problemen, wie Verstopfung, inneren Verletzungen usw. führen, sondern auch zu chemischen Folgen. So können die einzelnen Bestandteile im Körper ausgasen und zum Beispiel auf das Hormonsystem einwirken, wie dies bei Bisphenol A der Fall ist.
Welche weiteren gravierenden Auswirkungen die Plastikverschmutzung auf die Tiere hat, zeigt der Film „Midway“, der dieses Jahr in die Kinos kommen soll.
Eigentlich kann man es nicht oft genug sagen: man sollte versuchen, Plastik so gut es geht, zu meiden. Allerdings scheint dies leider nahezu unmöglich…
Quellen und weiterführende Links:
EPFL, Untersuchung
20 Minuten, „Der Genfersee ist voller Plastikteilchen“, 29. Mai 2013
Süddeutsche Zeitung, „Plastik im Genfer See“, 29. Mai 2013
SRF Schweizer Radio und Fernsehen, Audiobeitrag „Wieviel Plastik treibt durch Schweizer Gewässer?“, 29. Mai 2013
Nähere Infos zu Mikroplastik
Trailer des „midwayfilm“
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