In der Antarktis soll auf einer Fläche, die fast derjenigen der gesamten europäischen Union entspricht, ein wirksames Netzwerk an Meeresschutzgebieten entstehen! Die Antarctic Ocean Alliance sowie zahlreiche Staaten und Umweltverbände versuchen seit einiger Zeit, die umfangreichen Schutzgebiete, die hauptsächlich die Ostantarktis und das noch weitgehend unberührte Rossmeer betreffen, in der Antarktiskommission durchzusetzen. Nach einer ersten erfolglosen Debatte im Herbst 2012 führten die 25 Mitglieder der antarktischen Schutzkommission den Diskurs nun in Bremerhaven (Deutschland) fort. Doch auch dieses Treffen verlief enttäuschend erfolglos! Offenbar scheiterte das Vorhaben insbesondere am Widertand der russischen Delegierten, welche plötzlich grundsätzlich die rechtlichen Befugnisse der CCAMLR, Meeresschutzgebiete auszuweisen, anzweifelten. Bereits 2012 blockierte Russland zusammen mit China, Japan, Südkorea und der Ukraine den Antarktisschutz. Alle diese Staaten betreiben aktiven Fischfang in den betroffenen Regionen und sehen dementsprechend ihre wirtschaftlichen Interessen bedroht. Diese Legitimation ist allerdings sehr fraglich. Im Vorfeld der diesjährigen Zusammenkunft zeigten sich jedoch auch diese Länder kompromissbereit.
Die CCAMLR muss sich endlich ihrer Aufgabe stellen und bei der nächsten Sitzung in Hobart das weltweit grösste Netzwerk an Meeresschutzgebieten beschliessen! Iris Menn, Greenpeace-Meeresexpertin
Bei Umweltverbänden und den Befürworterstaaten stösst das sture Verhalten Russlands deshalb auf grosses Unverständnis. „Nach zwei Jahren Vorbereitung und obwohl Russland dieses Treffen zur Beilegung wissenschaftlicher Bedenken hinsichtlich der Schutzvorschläge beantragt hat, verlassen die Mitglieder von CCAMLR Bremerhaven nun mit leeren Händen“, kritisiert Steve Campbell, Direktor der Antarctic Ocean Alliance. „Außer Russland sind alle Staaten mit guter Hoffnung angereist.“
Der Schutz der einzigartigen Flora und Fauna in der Antarktis ist von grosser globaler Bedeutung! Die südlichen Meere gehören heute zu den wenigen noch weitgehend intakten Ökosystemen des Planeten. Doch auch diese Gebiete geraten zunehmend unter Druck der industriellen Fischerei, des Tourismus und anderer menschlicher Aktivitäten. Auch der Klimawandel macht sich in der Antarktis durch fortschreitende Erwärmung stark bemerkbar. Um die einzigartigen Ökosysteme, die über 10‘000 Tier- und Pflanzenarten beherbergen, sind sofortige Schutzmassnahmen dringend notwendig! Die Wasserorganismen in den kühlen Gewässern erholen sich ausserdem sehr schlecht von Umweltschäden: Aufgrund der langsamem Wachstumsprozesse von Tieren und Pflanzen reagiert das System überaus empfindlich auf äussere Einwirkungen. Ändern sich Umwelt und Klima in der Antarktis, hat dies auch erhebliche Auswirkungen auf den Rest der Welt. In der Region finden nämlich wichtige klimarelevante Prozesse statt. So werden beispielweise grosse Mengen an kaltem Wasser gebildet, welches die Meeresströmungen weltweit erheblich beeinflusst
Trotz der enttäuschenden Position Russlands ist das ehrgeizige Schutzprojekt für die Antarktis noch nicht vom Tisch. Voraussichtlich im Oktober wird die Kommission das Thema erneut besprechen. «Die CCAMLR muss sich endlich ihrer Aufgabe stellen und bei der nächsten Sitzung in Hobart das weltweit grösste Netzwerk an Meeresschutzgebieten beschliessen!» betont Greenpeace-Meeresexpertin Iris Menn. Es darf nicht sein, dass die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger Staaten – deren Legitimation ernsthaft zu hinterfragen ist – dieses Projekt, das für die Umwelt und die Menschen auf der ganzen Welt von enormer Bedeutung ist, einfach so blockieren können!
Unterschreiben Sie jetzt die Petition der Antarctic Ocean Alliance für den Schutz der Antarktischen Gewässer!
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