Angesichts des Klimawandels schmilzt das arktische Eis rascher und ermöglicht es der internationalen Schifffahrt, die als Nordost-Passage bekannte Route immer länger zu nutzen. Im Jahr 2010 haben erst 4 Handelsschiffe diesen Weg gewählt, 2012 waren es bereits 46. Dieses Jahr wurden von den russischen Behörden schon 372 Durchfahrtsbewilligungen ausgestellt. Die Route von China nach Europa verkürzt sich um etwa 7000 Kilometer gegenüber der traditionellen Route durch den Suezkanal und das Mittelmeer. Zum ersten Mal überhaupt wird ein kommerzielles chinesisches Frachtschiff über die arktische Nordost-Passage nach Europa geschickt. Bislang nehmen Schiffe aus China für diese Strecke die Route über den Suezkanal und das Mittelmeer - und benötigen dafür 48 Tage. Die Route durch die Beringsee und entlang Russlands Nordküste könnte den Transit um bis zu 15 Tage verkürzen, was die Transportkosten erheblich senken würde. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Suez-Route die Hauptverkehrsachse zwischen Asien und Europa bleibt und die Nordost-Passage erst in einigen Jahrzehnten zu einer wirklichen Konkurrenz wird. Momentan ist sie nur während einigen Monaten pro Jahr schiffbar.
Auf den ersten Blick profitiert auch die Umwelt von einer längeren Befahrbarkeit der Nordost-Passage: Die Frachtschiffe können erhebliche Mengen an Diesel einsparen und zugleich wird der CO2-Ausstoss reduziert. Leider werden mit der Entstehung einer neuen Transportroute nicht nur Vorteile für die Umwelt erkennbar, sondern auch Gefahren. Der zunehmende Schiffsverkehr findet in ökologisch sensiblen Gebieten statt. Rund um die Arktis befinden sich die einzigen Meere der Welt die noch relativ unberührt von menschlichen Einflüssen sind. Sie sind die Heimat von fast 10‘000 einzigartigen und unterschiedlichen Arten, von denen viele sonst nirgendwo auf unserem Planeten zu finden sind. Zum Beispiel Papageientaucher, Eistaucher, Krabbentaucher, Eisbären, Blauwale, Finnwale und Ringelrobben, um nur einige zu nennen.
"Flora und Fauna der Arktis stehen unter wachsendem Druck durch Fischerei und Rohstoffförderung."
Onno Groß (Direktor der Meeresschutzorganisation Deepwave)
Durch den leichteren Zugang zu den arktischen Gewässern wird der Druck auf die dort vorhandenen Ressourcen zunehmen. Schon heute wird dort nach Öl und Gas gebohrt. Diese Aktivitäten dürften sich noch verstärken. Die Betriebssicherheit der Bohrstationen kann wegen den rauen klimatischen Bedingungen nicht gewährleistet werden; im Falle eines Ölunfalls sind Aufräumarbeiten extrem schwierig durchzuführen. Zudem werden künftig industrielle Fischerboote auf der Suche nach neuen Fanggründen in bis jetzt unberührte Gebiete vorstossen. Höchste Zeit also, die Petition von Greenpeace zum Schutz der Arktis zu unterschreiben!
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