Erwachsene Wespen ernähren sich vorwiegend vegetarisch von Nektar und anderen zuckerhaltigen Pflanzensäften. Die Larven werden mit zu Brei zerkauten Insekten oder anderem tierischen Eiweiß gefüttert. Das bedeutet leider, dass Wespen eigentlich auf alles fliegen, was auch bei uns Menschen auf dem Speiseplan steht. Dass die ausschwärmenden Arbeiterinnen auf der Suche nach Nahrung für ihre Jungen und für sich selbst nicht wählerisch sind, kann jeder bestätigen, der kürzlich draussen etwas essen wollte: Noch bevor man zum ersten Mal abgebissen hat, wurde das Sandwich schon von Wespen erobert. Ein Biss, ein Stich, eine zugeschwollene Luftröhre und zuletzt der Spitalaufenthalt. So hätte die Mittagspause auch enden können, wenn man nicht aufgepasst hätte.
"Nicht nach ihnen schlagen, denn dann werden sie aggressiv. Sie holen Verstärkung und greifen gemeinsam an."
Joachim Oehlke (Wespenspezialist des Deutschen Entomologischen Instituts)
„Normalerweise beginnen die Wespen früher mit der Brut. Weil das Wetter im Frühling und Anfang Sommer schlecht war, hat sich die ganze Entwicklung verzögert“, sagt Giselher Grabenweger, Insektenforscher der Forschungsanstalt Agroscope, dem Tages-Anzeiger. Zahlenmässig gibt es dieses Jahr nicht mehr Wespen als in den Jahren zuvor. „Die Entwicklung konzentriert sich aber auf einen kürzeren Zeitraum, weshalb wir das Gefühl haben, wir hätten eine Wespenplage“, so Grabenweger. Die meisten Wespenarten haben zwei Generationen im Jahr, manchmal noch eine dritte sehr spät. Gegenwärtig wird die zweite Generation gefüttert. „Mitte September sollte es überstanden sein“, sagt Joachim Oehlke das Ende der Wespenplage voraus. Sämtliche heimischen Wespenvölker existieren nur ein Jahr. Mit dem ersten Kälteeinbruch sterben die Wespen, nur die Königinnen überwintern.
Wespen übernehmen in der Natur durchaus wichtige Funktionen. Sie fressen andere Insekten, hauptsächlich Fliegen, Mücken, Raupen und Blattläuse. Einige Arten, zum Beispiel Grab- und Zikadenwespen, werden deshalb sogar zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Zu den natürlichen Feinden der Wespen gehören Tiere wie Mäuse, Igel, Bienenfresser, Wespenbussarde, Libellen und Spinnen. Der Wespenbussard ernährt sich tatsächlich fast ausschliesslich von Wespen. Somit sind sie für das ökologische Gleichgewicht unersetzbar. Weitgehend unbekannt ist zudem die hohe Bestäubungsleistung der Wespen. Sie sind regelmäßige Besucher von Blüten, um dort ihren Eigenbedarf an zuckerhaltiger Nahrung in Form von Nektar zu decken. Beim Nektarsammeln in der Blüte bleiben Pollen im mikroskopisch kleinen Haarkleid der Wespen haften. Somit sind sie trotz fehlender Pollensammeleinrichtungen wichtige Bestäuber für Wild- und Nutzpflanzen. Angesichts des dramatischen Bienensterbens der letzten Jahre gewinnt diese Erkenntnis eine neue Dimension.
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