Weniger Autos in den Städten?

Die Schweizer Städte stehen offenbar vor einer historischen Trendwende beim Verkehr. Die Anzahl an Autos in den Städten erhöhte sich von Jahr zu Jahr, von 1960 bis 1980 hat sie sich vervierfacht. Nun ist dieser Trend gebrochen: In vielen Städten geht die Anzahl der Autos zurück, obwohl die Bevölkerung wächst.

Der neue Bericht „Mobilität und Verkehr 2013“ des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigt, dass der Personenverkehr in der Schweiz stark zunimmt. Die grösste Zunahme hat der Personenverkehr auf der Schiene zu verzeichnen: Dieser nahm zwischen 2000 und 2011 um 53 Prozent zu. Im Strassenverkehr betrug die Zunahme in der gleichen Zeit nur 17 Prozent. Trotz der Steigerung des Schienenverkehrs werden immer noch  rund zwei Drittel der Distanzen im Auto zurückgelegt und nur rund ein Viertel mit dem öffentlichen Verkehr. Die restlichen knapp zehn Prozent gehen auf das Konto des Langsamverkehrs (zu Fuss und Velo). Von den täglich 37 Kilometer, die jeder Schweizer durchschnittlich im Inland zurücklegt, entfallen 40 Prozent auf den Freizeitverkehr und 24 Prozent auf den Arbeitsverkehr. Der gesamte Güter- und Personenverkehr ist für 38 Prozent der CO2-Emissionen der Schweiz verantwortlich.

In der Stadt Bern zeichnet sich nun eine Trendwende ab: Die Anzahl der immatrikulierten Autos ist in den letzten sieben Jahren von 55‘200 auf 49‘800 gesunken. Gleichzeitig ist die Einwohnerzahl um 10‘000 Personen angestiegen. Viele Junge machen die Autoprüfung später oder gar nicht mehr. „Der innerstädtische Verkehr geht tendenziell zurück. Wir zählen auf vielen Stadtberner Strassen heute weniger Autos als vor fünf und zehn Jahren.“, so der Berner Verkehrsplaner Hugo Staub im Blick. Dafür hat sich die Anzahl der Zweiräder in der Stadt erhöht: Die Berner Fachstelle für Fuss- und Veloverkehr geht von über 100‘000 Velos aus, viermal mehr als 1970.

"Bei den Jungen ist in städtischen Gebieten ein Mentalitätswandel spürbar."Hugo Staub (Verkehrsplaner Stadt Bern) 

 Ob es auch in anderen Städten immer weniger Autos gibt, kann nicht belegt werden, da entsprechende Statistiken fehlen. So lässt sich auch nicht feststellen, ob die sinkende Zahl der Autos in Bern auf einen Mentalitätswandel der dortigen Bevölkerung oder auf Verkehrsbehinderungen wie beispielsweise Baustellen zurückzuführen ist. Demgegenüber steht fest, dass sich die Summe der Autos in der Schweiz noch immer jedes Jahr erhöht: 2011 wurde mit 420'900 Neuzulassungen ein neuer Rekord aufgestellt. Zwar verursachen die neu zugelassenen Autos immer weniger CO2-Emissionen und verbrauchen auch weniger Treibstoff. Verbrauchte ein Personenwagen (pro Tonne Gewicht) 1996 noch 6,84 Liter auf 100 km, so konsumiert heute ein gleich schweres Fahrzeug noch 4,11l/100 km. Es macht den Anschein, als ob die neuen Vorschriften zum CO2-Ausstoss Wirkung zeigten. Doch dieser Fortschritt für die Umwelt wird mit der höheren Anzahl verkauften Autos wieder wettgemacht. Die Verkaufsstatistik weltweit zeigt nach einem kurzen Abschwung nach der Finanzkrise 2008 wieder nach oben. In den USA verzeichnen die wichtigsten Autobauer zurzeit zweistellige Wachstumsraten; besonders beliebt sind schwere Geländefahrzeuge und Pick-Ups. Für Entwarnung ist es also noch zu früh.

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.