Fussball als völkerverbindendes Fest, das ist, mal unbesehen der Korruptionsvorwürfe und des ganzen konsumfördernden Firlefanz, eine tolle Idee. Wer mag da jetzt, da die Mannschaften in geregeltem Wettstreit um Ruhm und Tore kämpfen, sich noch erinnern an die vorgängigen und vielerorts noch immer andauernden Proteste, die Zwangsumsiedelungen, die regierungsgestützten Bauauftragsvergaben? Die breite Medienlandschaft, so scheint es, nicht. Ein kleines Skandälchen mit ökologischem Unterton schaffte es noch in die Blätter: In Manaus wurde der Rasen, auf Grund hitzebedingter brauner Dürreflecke, grün angemalt. Ganz abgesehen davon, dass dies keine völlig neuartige Praxis ist, kann man es aus ökologischer Sicht als eine Marginalie einstufen: Eine verräterische vielleicht, aber dennoch weitgehend unbedeutend. Ansonsten gilt, was bei diesen Anlässen immer gilt: Vor dem weltumspannenden Volksfest haben sich Bedenken, gleich ob sozialer oder ökologischer Natur, kleinlaut zu halten. Der Instinkt, niemandem den Spass zu verderben – oder auch nur, sich nicht in die Schusslinie derer zu bringen, denen gerade der Spass verdirbt – meldet sich mit Macht. Doch ist es tatsächlich so, dass sich Vergnügen sogleich in Missmut verwandelt, kaum wird die Besorgnis im Hinterkopf behalten? Wäre es nicht vielleicht möglich, sich über ein Tor zu freuen und sich doch auch gleichzeitig jener Favela-Bewohner zu erinnern, die die Fanscharen auf dem Weg ins Stadion nicht irritieren sollten? Wir haben es mal versucht, und wir können melden: Ganz leicht ist es tatsächlich nicht. Doch die kleine Anstrengung scheint es uns wert.
Diese Fussballweltmeisterschaft wird Spuren hinterlassen. Einerseits in den Statistiken der FIFA, klar. Dann auch in den Brieftaschen vieler Profiteure, ebenfalls klar. Schliesslich auch in der Gestalt von langsam bröckelnden Stadien, von anhaltend erhöhten Mietpreisen, von vielen Tausend Vertriebenen, die… ja, wohin sind die eigentlich gegangen? In den Regenwald, um sich ein Fleckchen Land zu roden? Und das Maskottchen, das Brasilianische Dreibindengürteltier mit dem – wie man hört etwas verunglückten – Namen Fuleco, das ja immerhin einer bedrohten Art angehört, wird das etwas bewirken? Oder meint das –eco im Namen eben doch eher Economy als Ecology? Jeder Party, so lehrt uns die Erfahrung, folgt das Aufräumen. Wir wollen hier mal dafür plädieren, dass wir uns in diesem Fall nicht nur an der Party, sondern auch am Aufräumen beteiligen. Um diesbezüglich den Überblick zu behalten, lohnt es sich, schon während der Festivitäten ein Auge darauf zu haben, was wann wohin geschmissen oder zerdeppert wird.
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