Oulema melanopus, das Rothalsige Getreidehähnchen, ernährt sich gerne von den grünen Pflanzenteilen des Getreides. Da das Winzerweizenwachstum dadurch gebremst wird, entsteht bei massivem Befall ein wirtschaftlicher Schaden. Bei 0.4 Larven pro Schössling liegt der ökonomische Grenzwert zur Anwendung von Pestiziden. In einer aktuellen Studie der Forschungsanstalt Agroscope konnte gezeigt werden, dass bunte Blumenstreifen neben Winterweizenfeldern den Befall von Schösslingen durch Getreidehähnchen von 0.5 Larven pro Pflanze, auf 0.3 Larven senken konnte.
Man kann ‘Schädlinge‘ bekämpfen, indem man ihre Feinde fördert.
Wichtig ist, dass man Pflanzenmischungen individuell anpasst. Die Pflanzen sollen die gewünschten Nützlinge fördern. Die richtige Handhabung ist ebenfalls sehr wichtig: Schliesslich müssen die Pflanzen am richtigen Ort, zur opportunen Zeit wachsen. Da Nützlingsblühstreifen nur während eines Teils des Jahres wachsen und blühen, müssen die Nützlinge sie aus umliegenden Strukturen jährlich neu besiedeln können. Wenn man also einjährige Blühstreifen in einer völlig ausgeräumten Landschaft ansät, ist ihr positiver Einfluss voraussichtlich eher gering.
Es funktioniert auch aus anderen Gründen nicht immer. Werden durch die Massnahmen Parasitoide gefördert, können darunter auch solche sein, die ihre Eier in Nützlinge legen. Es kann also sein, dass man aus Versehen die Feinde der Feinde fördert. Durch die folgende Dezimierung der Nützlinge könnte die schädlingsbekämpfende Funktion verloren gehen.
Die Saatmischung der Studie von Tschumi et al. (2015), die kürzlich in der britischen Fachzeitschrift "Proceedings of the Royal Society B" publiziert wurde, war gezielt für die Förderung von Nützlingen entwickelt worden und enthielt Dill, Acker-Hundskamille, Echten Kerbel, Kornblumen, Koriander, Buchweizen sowie Klatschmohn. Während der Studienphase wurden weder Mäher, noch Dünger, noch Pestizide verwendet.
Zehn Weizenfelder mit Nützlingsblühstreifen (Test) wurden mit 15 Weizenfeldern mit Weizenstreifen (Kontrolle) verglichen. Die Schädlingslarvenzahl war in Weizenfeldern neben Nützlingsblühstreifen um 40 % geringer, als in den Kontrollfeldern. Die Zahl der geschlüpften adulten Tiere reduzierte sich in den Testfeldern um gut 53 % und der Schaden fiel sogar 60 % tiefer aus.
Die Blühstreifen zogen alle gewünschten adulten Nützlinge in grosser Zahl an
Zurückzuführen war dies auf die Multifunktionalität der Buntblumenmischung: Als erhöhtes, sich gegenseitig ergänzendes und diverses Nahrungsangebot, und als geeigneter Aufenthaltsort sowohl für die Nützlinge, wie auch für allfällige alternative Beute.
Der gemessene, positive Schutzeffekt hielt auch 20 m entfernt vom Nützlingsblühstreifen im Weizenfeld noch an. Bei sehr grossen Feldern würde ein einzelner Blühstreifen wohl aber trotzdem nicht ausreichen. Zusätzlich zur Verteilung der Nützlingsblühstreifen, ist auch die Saatmischung entscheidend. In Zukunft könnte man sich vorstellen, je nach Saatsaison (Frühling oder Herbst) ein anderes Saatgut zu verwenden. Dieses müsste nicht nur die richtigen Nützlinge anziehen, sondern auch an die lokalen Begebenheiten angepasst sein, damit es sich etabliert.
Heutige Agrarumweltmassnahmen umfassen die Erhöhung der Biodiversität, die biologische Schädlingsbekämpfung und die Förderung der Bestäubung durch Tiere. Fundamental ist in diesem Zusammenhang die Vernetzung. Einerseits lassen sich die Massnahmen verknüpfen, andererseits ist es essentiell, dass die Lebensräume durch Vegetationsbrücken neu verknüpft werden, beziehungsweise bleiben.
Weitere Informationen:
Getreidestatistik Schweiz (landwirtschaft.ch)
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