Biobasierte Kunststoffe
Biobasierte Kunststoffe werden zwar aus natürlich gewachsenen Rohstoffen wie Mais oder Zuckerrohr hergestellt, molekular gesehen sind sie jedoch identisch mit erdölbasierten Kunststoffen. Sie sind deshalb genauso wenig abbaubar wie letztere und sollten zwingend korrekt entsorgt werden. Andernfalls ist die Gefahr gross, dass sie früher oder später in einem Meer landen und dort Teil der gigantischen Müllstrudel werden. Ausserdem ist die Produktion solcher Kunststoffe alles andere als klimaneutral. Die Rohstoffe wachsen nicht selten in artenvielfaltsschädlichen und pestizidintensiven Monokulturen. Ihre Kultivierung ist damit Teil der auf Erdöl basierenden industriellen Landwirtschaft.
Biokompatible Kunststoffe
Wie der Name schon sagt, sind diese Kunststoffe so konzipiert, dass sie vom menschlichen oder tierischen Körper nicht als fremd erkannt und abgestossen werden. So können sie in Gelenkprothesen und ähnlichen operativen Hilfen eingesetzt werden und dort dauerhaft ihre Funktion erfüllen. Selbstverständlich dürfen sie nicht biologisch abbaubar sein, sonst würden sie sich ja quasi im operierten Gelenk ‘kompostieren‘. Es gibt allerdings auch bioabbaubare biokompatible Kunststoffe, welche beispielsweise als Fäden eingenäht werden, die sich selber zersetzen und deshalb nicht gezogen werden müssen. Diese Kunststoffe sind ökologisch grösstenteils unbedenklich, jedoch kaum für andere Anwendungen geeignet.
Bioabbaubare Kunststoffe
Biodegradable Kunststoffe sind biologisch abbaubar. Die meisten können jedoch nicht einfach auf den hauseigenen Komposthaufen geworfen werden, sondern müssen in einer professionellen Thermokompostieranlage oder in einer Biogasanlage vergoren werden. Kunststoffe dürfen laut der Euronorm EN 13432 dann als biologisch abbaubar betitelt werden, wenn sie im Labor innert 90 Tagen zu 90% abgebaut werden. Der amerikanische ASTM 6400 Standard ist sogar noch weniger strikt: Ein Kunststoffgemisch darf noch als ‘biodegradable‘ bezeichnet werden, wenn nach 180 Tagen bei 60° Celsius 60 Prozent abgebaut wurde.
Über die Abbaubarkeit von solchen Kunststoffen im Meerwasser gibt es nur wenige Studien. Fest steht jedoch: In marinen Umgebungen werden bioabbaubare markant langsamer abgebaut, da die Bedingungen sich stark von solchen in Thermokompostern unterscheiden. Das Meerwasser ist kühler, hat eine andere Zusammensetzung von Mikroorganismen und andere Sauerstoffverhältnisse. Ausserdem fällt in die tieferen Regionen der Wassersäule kein Sonnenlicht; durch UV-Licht werden viele Kunststoffe instabil und zerfallen. Zusätzlich können die Kunststoffe im Sediment eingegraben werden.
Kunststoffe sind überall
In seiner Publikation Biodegradable Plastics & Marine Litter: Misconceptions, Concerns and Impacts on Marine Environments schätzt das UN Umweltprogramm (UNEP), dass jährlich 280 Millionen Tonnen Plastik weltweit hergestellt werden. Davon sollen schockierende 20 Millionen Tonnen jährlich in den Weltmeeren landen. Die Bezeichnung ‘bioabbaubar‘ könnte das Verhalten der Konsumenten zusätzlich negativ beeinflussen, indem es die Hemmschwelle zum Littering noch weiter senkt.
Laut der UNEP-Publikation gibt es vier Hauptgründe dafür, dass Kunststoffe im den Weltmeeren landen.
1) Inadäquates Abfallmanagement
2) Illegale Entsorgungen und Littering (Annahme von ‘Bioabbaubarkeit‘ könnte Verhalten bestärken)
3) Versehentliches Einbringen durch landbasierte Tätigkeiten und den maritimen Sektor (alleine im Golf von Maine gehen jährlich schätzungsweise 175‘000 Hummerfallen verloren)
4) Pflegeprodukte mit Mikroplastik und Fusseln von synthetischen Kleidern, die beim Kleider waschen weggespült werden.
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