Es ist lange her, das in Europa Insekten als Nahrungsmittel geläufig waren. Aristoteles war ein kulinarischer Verehrer von Zikadenpuppen und die alten Römer haben Mehlwürmer mit Wein gemästet. Was in weiten Teilen der Welt ohne Ekel und Abscheu auf den Teller kommt, hat in der Schweiz einen schweren Stand. Es gibt in der historisch-traditionellen Küche kaum Rezepte auf Insektenbasis, da der Verzehr von Insekten noch immer als Nahrungstabu gilt. Wäre es dennoch denkbar, in der Schweiz dereinst beim Einkaufen auf Lebensmittelprodukte aus Insekten zu stossen?
Vorerst sollen in der Schweiz drei essbare Insektenarten zugelassen werden. Mehlwürmer, Grillen und Heuschrecken werden ab Januar zugelassen, obschon es weit über 2000 essbare Insektenarten gäbe. In den Verkauf sollen diese Insekten jedoch nur in erkennbarer Form kommen
Die in der Interessengemeinschaft Insekten als Lebensmittel in der Schweiz (IGILS) versammelten Unternehmen und Vereine hoffen jedoch auf eine Lockerung der Regelung auch für Produkte, deren entomophagische Basis nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Die Insektenlobbyisten sind überzeugt, dass erst mit verarbeiteten Insektenprodukten ein Markt entstehen kann. Konsumenten wären eher bereit, Insekten zu essen, wenn diese als solche nicht erkennbar sind.
Proteinwunder und Zukunftshoffnung
Insekten finden in weiten Teilen der Erde Verwendung als Nahrungsmittel. Larven, Maden und Würmer bieten willkommenes Protein, wo Fleisch oftmals zu teuer ist und Tiere gemäss ihrer übrigen Eigenschaften genutzt werden (Milch, Eier, Wolle). Der Ressourcenverbrauch zur Herstellung von Insektennahrung liegt im Vergleich zu Fleisch viel niedriger. Die Produktion verursacht viel weniger Treibhausgase und benötigt nur kleine Flächen. An Ernährungswerten enthalten Insekten hochwertiges Protein, essentielle Vitamine & Mineralstoffe und wertvolle, ungesättigte Fettsäuren.
In von Hungersnöten betroffenen Gegenden in Afrika kommt Insektennahrung regelmässig zum Einsatz, um Mangelernährung vorzubeugen. Dazu werden Insektenfarmen und Zuchtstätten betrieben, die grössere Mengen der Tiere herstellen. In Asien existiert schon seit Jahrzehnten eine regelrechte Insektenindustrie, doch werden auch in Asien noch immer viele Insekten wild gejagt. Das verursacht teilweise gravierende Schäden am Ökosystem und führt zum Verschwinden zahlreicher Käferarten. Die meisten der Befürworter von Insektennahrung plädieren daher auch für Massenzuchten, um der Zerstörung von Biotopen durch das Sammeln von Insekten vorzubeugen.
Im Hinblick auf eine wachsende Weltbevölkerung von jährlich 75 Millionen Menschen braucht es effiziente Lösungen für die Lebensmittelversorgung.
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