Im vergangenen Jahr war es kaum möglich, die Zeitung aufzuschlagen, ohne den Blick auf eine Schlagzeile mit dem Thema Flüchtlinge zu werfen. Meist handelte es sich dabei um Kriegs- oder Wirtschaftsflüchtlinge. Eine ganz neue Problematik stellen die Klimaflüchtlinge dar. Menschen, die auf der Flucht sind, weil sie in ihrer Heimat aus naturbedingten Gründen nicht mehr leben können. Zurzeit sind vor allem Entwicklungsländer, Küstenregionen sowie kleine Inselstaaten betroffen. Langfristig gesehen wird jedoch kein Ort auf der Welt vom Klimawandel verschont bleiben.
Binnenmigration
Oft handelt es sich bei dem Fluchtziel um eine andere Region im selben Land, in dem die Personen ihren Wohnsitz haben. Genau genommen sind es 90% aller Flüchtlinge, die im selben Land bleiben. So werden ganze Küstengebiete verlassen, weil das Meer immer mehr ansteigt und den Lebensraum vieler Menschen überschwemmt. Die Bewohner fliehen von den Küsten ins Landesinnere. Inselstaaten wie die Malediven drohen in Zukunft gänzlich von der Oberfläche zu verschwinden. Wegen Dürre oder Verwüstung entscheiden sich viele Leute, vom Land in die Stadt zu ziehen. Genau diese Bewegung ist in Bamako der Hauptstadt von Mali zu sehen. In den letzten 20 Jahren stieg die Einwohnerzahl von 800‘000 auf 1,8 Millionen Menschen.
Rechtlich ungeschützt
Durch die Genfer Flüchtlingskonvention wird den Migranten international Schutz gewährt. Allerdings werden mit dieser Konvention Menschen, die aus umweltbedingten Gründen die Flucht ergreifen, nicht geschützt.
„Ein Flüchtling ist eine Person, die aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich ausserhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will." Genfer Flüchtlingskonvention von 1951.
Trotzdem ist es Tatsache, dass im Schnitt 26 Millionen Menschen pro Jahr ihre Heimat aus umweltbedingten Gründen verlassen müssen. Selbst wenn nur eine von zehn Personen das Land verlässt, sind das noch sehr viele. Deshalb fordern verschiedene Organisationen eine Erweiterung der Flüchtlingskonvention. Diese wurde bislang jedoch abgelehnt, da es sich oft um überlagernde Migrationsmotive handelt und ein umweltbedingter Hintergrund schwierig beweisbar ist. So flüchtet zum Beispiel ein Bauer, weil ihm die Ernte wegen langanhaltender Dürrephasen ausfällt. Er ergreift die Flucht somit aus umwelt- sowie wirtschaftlich bedingten Ursachen.
Eine Katastrophe, die von Menschen ausgelöst wurde
Der prozentual grösste Anteil an der Erderwärmung geht zu Lasten der Industriestaaten. Die Folgen müssen jedoch jene ausbaden, die am wenigsten Schuld trifft. Denn während die Leute in den Entwicklungsländern um ihre Existenz kämpfen und flüchten, haben die wohlhabenderen Länder genug Mittel, um sich gegen den Klimawandel zu wappnen. Dies mit durchaus positiven Effekten. So startete die niederländische Hafenstadt Rotterdam die „Rotterdam Climate Initiative“ als Massnahme gegen den ansteigenden Meeresspiegel, die erhöhte Überschwemmungsgefahr durch Flusswasser, die stärkeren Regenfälle und den steigenden Grundwasserpegel. Sie engagieren sich für Schutzmassnahmen im eigenen Land. Allerdings sind eine vermehrte Unterstützung in den Entwicklungsländern sowie die sofortige Eindämmung der Erderwärmung nötig, um die Auswirkungen der Katastrophe zu minimieren.
Weiterführende Informationen/Quellen:
Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, UNHCR
Greenpeace, Studie zu Klimaflüchtlingen
Caritas
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