Drogenhandel und Erpressung verschafften der italienischen Mafia bereits seit Jahrhunderten ihre Einkünfte. Seit einigen Jahren haben sie nun eine weitere Goldgrube entdeckt: Die illegale Müllentsorgung. Da die korrekte Entsorgung von Haushaltsmüll sowie Sondermüll kostspielig ist, geben viele Italiener ihren Abfall zu einem deutlich niedrigeren Preis der Camorra ab.
Terra dei Fuochi
Nicht nur in der Gegend von Neapel, wo die Mafia Clans der Camorra tätig ist, sondern auch aus Norditalien und vermutlich sogar von den Nachbarländern bezieht die illegale Gruppe ihren Abfall. Per Lastwagen wird er nach Süditalien verfrachtet und dort - nicht ganz spurenlos - unsichtbar gemacht. Darunter befinden sich Giftstoffe wie Asbest, Lösungsmittel, Autoreifen oder Kühlschränke. Die sonst als Sondermüll vorsichtig getrennten Waren werden hemmungslos gemeinsam verbrannt und hinterlassen schädliche Rauchwolken. Daher stammt auch der Name „Feuerland“ des Gebietes zwischen Neapel und Caserta. Nebst der Abfallverbrennung wird der Müll eingeschaufelt, an den Strassenrändern ausgesetzt oder in Seen geworfen. Jahrhunderte müsste der Müll im Boden ruhen, um sich gänzlich zu zersetzen. Die Giftstoffe gelangen ins Grundwasser und verseuchen es. Zudem zählt die Gegend als fruchtbarste der Region, die alten Römer nannten sie „Campania Felix“ was glückliche Landschaft bedeutet. Auch heute noch werden zahlreiche Früchte und Gemüse angepflanzt. Die Schwermetalle und Gifte sind jedoch bereits so tief in die Erde eingesickert, dass die Lebensmittel meist kontaminiert sind.
Gesundheitsschäden
Abgesehen von den zahlreichen Umweltschäden, die durch das illegale Entsorgen des Abfalles entstehen, tragen die Bewohner der Umgebung erhebliche Gesundheitsschäden davon. Zahlreiche Partikel werden durch die Atmosphäre Neapels geblasen und direkt von den Menschen eingeatmet. Die Krebsrate ist in der Terra dei Fuochi - in diesem Zusammenhang auch „triangolo della morte“, also Todesdreieck genannt - mehr als dreimal so hoch wie im restlichen Land. Dabei handelt es sich vor allem um Krebserkrankungen, die auf Umwelteinflüsse zurückzuführen sind. Ebenso berichten Ärzte über vermehrte Missbildungen bei Säuglingen. Zum Überleben haben es die Babys ohnehin schwer, denn sie ernähren sich von der Muttermilch, welche mit Schwermetallen verseucht ist.
Die Schweigepflicht der Camorra
Obwohl die Vorgehensweise der Abfall-Mafia in ganz Europa verboten ist, hat es die Regierung bis jetzt nicht geschafft, dagegen anzugehen. Es wird davon ausgegangen, dass die korrupte Regierung mit der Mafia am gleichen Strick ziehe. Viele Landsleute handeln immer noch nach der Omerta, der Schweigepflicht der Mafia. So erzählt ein neapolitanischer Arzt gegenüber der Zeitschrift „Die Welt“ von einem Mann, dessen Sohn an Leberkrebs gestorben sei. Trotzdem schaffe er Nacht für Nacht Chemieabfälle auf die Felder, ohne auch nur einen Gedanken ans Aufhören zu verschwenden.
Weiterführende Informationen/Quellen
Hohe Tumorrate in Camorra-Hochburg
Wo die Mafia jede Nacht Giftmüll verbrennt
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