Den meisten ist bekannt, woraus der von vielen als Fleischersatz verwendete Tofu hergestellt wird. Genau, aus Soja. Die wahnsinnige Sojaproduktion auf der Welt hat verehrende Folge für unsere Umwelt und führt zum Hunger in Anbauländern wie Brasilien. Soja hat also gewiss keinen guten Ruf, doch die Nachfrage der proteinreichen Bohne ist ungebremst. Daher kommen Tofu-Liebhaber zu Unrecht mit dem Vorwurf in Kontakt, ihre Ernährung sei schlecht für die Umwelt.
Nicht der Tofu verantwortet die Zerstörung des Regenwalds
Der Tofu-Konsum ist aber nicht verantwortlich für die Zerstörung des Regenwaldes: Geschätzte 80% des weltweiten Soja sind gentechnisch veränderte Pflanzen, die in Massen für die Fütterung von Tieren produziert werden. Für die Bewirtschaftung der Sojafelder werden in Südamerika riesige Flächen Regenwald gerodet. Der grösste Teil der Produktion landet im Mastfutter der Massentierhaltungen in Nordamerika und der EU. Um ein Kilo Fleisch zu produzieren, benötigt man circa 12 kg Sojaschrot. Dagegen lässt sich aus einem Kilo Sojabohnen 1.8 Kilo Tofu herstellen.
Während viele Brasilianer hungern müssen, exportiert das Land Millionen tonnenweise Soja (charlesricardo, pixabay)
Schweizer Sojabedarf: 79% wird an Tiere verfüttert
Die aus China stammende Bohne wächst an einer einjährigen Pflanze in warmen Regionen wie Amerika und Asien. Der Eiweissgehalt der Bohne liegt bei circa 37 Prozent und ist damit 20-mal höher als der einer Kartoffel. Deshalb ist die Sojabohne für Vegetarier und Veganer die beliebteste Alternative zum Fleisch – aber auch ein gefundenes Mastfutter in der Fleischproduktion.
Die Forschungsanstalt Agroscope des Bundes züchtet seit Jahren Pflanzensorten, die unter den hiesigen Klimabedingungen gedeihen und gut schmecken. So soll die Attraktivität der Bohne und der daraus verarbeiteten Produkte gesteigert werden.
Auch Schweizer konsumieren den grössten Teil des Soja nicht in Form von Lebensmitteln, wie Tofu oder Sojamilch, sondern übers Fleisch. Heute importiert die Schweiz 300‘000 Tonnen Soja für die Mast von Tieren. Gerade mal 3'882 Tonnen werden zur Produktion von Lebensmitteln selbst angebaut. Die Schweiz kann damit nur einen sehr begrenzten Betrag am Inlandbedarf decken.
Verantwortungsbewusste Importeure
In der Schweiz hat man das Problem der Sojaproduktion erkannt und versucht zumindest den Bedarf für Lebensmittel möglichst aus eigener Produktion zu decken. Zudem setzten sich Netzwerke wie das „Soja Netzwerk Schweiz“ dafür ein, dass unser importierter Soja aus verantwortungsbewusster Produktion stammt. Durch die Bemühungen konnte der Importanteil von verantwortungsbewusst produzierter Soja zwischen 2011 und 2016 von 40 auf 99 Prozent gesteigert werden.
Coop: Der Tofu der Linie Karma wird ausschliesslich aus Schweizer Bio-Sojabohnen hergestellt. In der Karma-Linie werden auch für alle übrigen Soja-Produkte Schweizer Bio-Sojabohnen verwendet, mit Ausnahme eines Produktes.
Migros: Die Soja in Cornatur- und Bio-Produkten stammt grösstenteils aus der Schweiz. Bei Verfügbarkeitsengpässen werden Lieferanten aus Europa hinzugezogen. Für die Herstellung der Bio-Sojajogurt und –Schlagcreme bezieht die Migros Bio-Soja aus Italien und China.
Fleisch: Der Import von gentechnisch verändertem Sojaschrot muss in der Schweiz gemeldet werden. Verschiedene Label-Programme wie IP-Suisse, Naturafarm, Bio Suisse, Terra Suisse u.a. verlangen eine Fütterung frei von gentechnisch veränderten Futtermitteln.
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