Frachtschiffe: Umweltsünder auf den Weltmeeren

Die grössten Containerschiffe sind mehr als 400 Meter lang und können bis zu 18‘000 Container transportieren. Die grössten Containerschiffe sind mehr als 400 Meter lang und können bis zu 18‘000 Container transportieren.

Es wird kaum über das wahre Ausmass der Frachtschifffahrt und deren Auswirkung auf die Umwelt berichtet. Im Verborgenen verdrecken Containerschiffe die Weltmeere und verpesten unsere Luft.

Die Dimensionen der globalen Frachtschifffahrt sind gewaltig: Rund 90‘000 Containerschiffe tragen je bis zu 18‘000 Container und transportieren so 90 Prozent aller Konsumgüter. Doch kaum ein Kunde ist sich bewusst, dass zum Beispiel sein T-Shirt bereits um die halbe Welt geschifft wurde. Die Komponenten für ein Kleidungsstück werden in verschiedensten Ländern – nicht nur in China oder Bangladesch – billig hergestellt, bevor alles in einer Fabrik zusammengesetzt wird. Nur dank des günstigen Schifftransports können die Detailhändler die Ware zu dem Preis anbieten, den wir uns gewohnt sind. Was der Kunde dabei nicht berappen muss, sind die dreckigen Nebenwirkungen der Schifffahrt.
Da die grossen Frachtschifffahrtsunternehmen ihre Häfen ausserhalb der Stadtzentren betreiben und die Frachter zudem meist nur auf hoher See anzutreffen sind, bekommt kaum jemand mit, welch enorme Drecksschleudern diese Schiffe in der Wahrheit sind.

Dreckiger Treibstoff verpestet die Luft

Die Frachtschifffahrtsindustrie unterdrückt nicht nur ihre Matrosen, die für einen miesen Lohn bis zu 75 Stunden pro Woche arbeiten, sondern zerstört auch unsere Umwelt. Containerschiffe werden mit dem dreckigsten Treibstoff betrieben, den es überhaupt gibt: Schweröl. Dieses Restöl fällt als Abfallprodukt in Raffinerien an und enthält Unmengen an Schwefel und Schwermetallen. Für alle anderen Verwendungszwecke ist dieses Abfall-Öl nicht zugelassen, nur die anspruchslosen Dieselmotoren der Frachtschiffe verbrennen es ungehemmt. Ein einziges Frachtschiff verbraucht am Tag 200 Tonnen Schweröl.
Die daraus entstehende Luftverschmutzung ist mehr als besorgniserregend: Katalysatoren sind in der Frachtschifffahrt ein Fremdwort und es gibt kaum Grenzwerte, welche die Schadstoffemission einschränken würden. So ist es nicht verwunderlich, dass die 20 grössten Frachter gleich viel Schwefeloxid ausstossen wie alle Autos weltweit!

Das Verbrennen eines fossilen Treibstoffs verursacht logischerweise auch immense CO2-Emmissionen. Der CO2-Ausstoss der weltweiten Frachtschiffflotte entspricht dem von ganz Deutschland. Ironisch ist, dass gerade die Schifffahrt, die für 4 Prozent aller Treibhausgasausstösse verantwortlich ist, vom Klimawandel profitiert: Wenn die Polkappen schmelzen, werden neue Routen übers Nordpolarmeer frei, welche die Strecken zwischen einigen Destinationen wesentlich verkürzen.

Öl läuft ins Meer und Container fallen herunter

Ein weiteres Umweltproblem stellen das Öl und die Container dar, die bei Havarien ins Meer gelangen. Jeden dritten Tag erleidet irgendwo auf den Weltmeeren ein Frachter Schiffbruch und endet als Frack auf dem Meeresboden – meist wegen mangelhaftem Unterhalt, da die Reedereien teure Reparaturen scheuen. In den News ist davon nie etwas zu hören! Doch jährlich laufen auf diese Weise 150‘000 Tonnen Rohöl aus. Dazu kommen noch weitere „unsichtbare“ Ölmengen, die auf bis zu 1.8 Millionen Tonnen im Jahr geschätzt werden und beim Deck- oder Motorputzen ins Meer gespült werden.
Die Container auf den Frachtschiffen sind häufig ungenügend gesichert, sodass sie nicht nur bei einer Havarie ins Meer fallen. Oft reicht ein Sturm aus. Doch kümmern tut dies niemand – die Versicherung übernimmt den Schaden. Von den Millionen Containern, die über die Meere geschifft werden, werden lediglich 2 Prozent inspiziert. Niemand kann also sagen, welche Güter in herrenlosen Containern, die vom Schiff gefallen sind, auf dem Meer herumtreiben. Von Drogen über Waffen bis zu giftigsten Chemikalien ist alles möglich.

Die Frachtschifffahrt ist aber auch für die Verschleppung diverser invasiver Arten durch Ballastwassertransfer verantwortlich. Der Stress der Meeresbewohner aufgrund der Lärmbelastung geht ebenfalls auf ihre Kappe. Das Dröhnen der Motoren stört die Kommunikation und Orientierung von Meeressäugern.

Verzwickte Lage in der Aufsichtsbehörde

Massnahmen zur Verbesserung der Ökobilanz der Frachter sind nur schwer durchzusetzen, denn die Lage ist verzwickt: Da die grossen Billigflaggenländer wie Panama, Liberia und die Marshallinseln zugleich die grössten Geldgeber der Aufsichtsbehörde IMO (International Maritime Organization) sind, geben sie den Ton an. Natürlich sind Neuerungen zur ökologischen Umrüstung der Flotte mit Kosten verbunden und daher uninteressant für diese Staaten, die ihre Flagge weiterhin zu günstigen Preisen anbieten möchten.
Bedauerlicherweise wird auch an Klima- und Umweltkonferenzen das Thema Frachtschifffahrt kaum angesprochen. Dabei könnten Schiffe einfach nachgerüstet werden, um zum Beispiel ihre Energieeffizienz zu verbessern, was auch die Betriebskosten senken würde. Man muss nicht warten, bis in 30 Jahren die alten Schiffe ersetzt werden müssen.
Immerhin konnten mittlerweile die angestrebten Ziele zur CO2-Reduktion der globalen Flotte um 30 Prozent bis 2025 durchgesetzt werden. Neue Schiffe müssen mit umweltschonenden Technologien ausgerüstet und bestehende teilweise nachgerüstet werden.

Der Konsument kann Einfluss nehmen

Wenn auf dem internationalen Parkett nicht passiert, kann nur noch der Konsument ein Umdenken bewirken. Er kann zum Beispiel den Kleiderherstellern signalisieren, dass er keine Kleider möchte, die mit umweltverschmutzenden Containerschiffen hierher transportiert wurden. Labels, die alle Etappen eines Kleidungsstückes aufzeigen, können das Bewusstsein der Konsumenten verändern und den Kauf beeinflussen. Wer umweltfreundlich transportierte Ware kauft, muss nicht einmal mit einem gigantischen Preisanstieg rechnen: T-Shirts würden schätzungsweise 5 Rappen mehr Kosten. Das sollte uns der Schutz der Umwelt Wert sein!

„Freightened – Der wahre Preis des Verschiffens“. – Dokumentarfilm von Denis Delestrac, 2016
SRF-Reportage über die Hochseeschifffahrt

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