Nach der Kollision des iranischen Öltankers „Sanchi“ mit einem chinesischen Getreidefrachter im Ostchinesischen Meer stand das Tankschiff rund eine Woche in Vollbrand. Aufgrund der toxischen Gase, die durch den Brand entstanden sind, wird vermutet, dass niemand der 32-köpfigen Crew des Tankers das Unglück überlebt hat.
Mittlerweile ist das mit 136‘000 Tonnen Öl beladene Schiff gesunken. Weshalb die beiden Schiffe zusammengestossen sind, ist nach wie vor unklar.
Die grösste Ölpest seit der „Deepwater Horizon“-Katastrophe im Golf von Mexiko 2010 bedroht wichtige Fischgründe im Ostchinesischen Meer.
Gefährliches Leichtöl an Bord
Die „Sanchi“ hatte Ölkondensat geladen. Dieses flüssige und leicht brennbare Leichtöl ist im Gegensatz zu Schweröl farblos und teilweise wasserlöslich. Genau deswegen ist der Leichtölteppich besonders heimtückisch. Er ist so gut wie unsichtbar und vermischt sich mit dem Wasser, sodass er nur schwer zu erkennen ist, was das Absaugen des Öls erheblich erschwert. Es ist zudem unmöglich abzuschätzen, wieviel des geladenen Öls ausgetreten ist. Angesichts des tagelangen Feuers, gehen Experten allerdings davon aus, dass weder die Frachträume noch die Tankräume intakt blieben. Wenn nicht schon die gesamte Menge an geladenem Kondensat und für den Betrieb benötigtem Treibstoff – rund 1000 Tonnen Schweröl - ausgelaufen ist, muss damit gerechnet werden, dass die verbleibende Ladung auf dem Meeresgrund entrinnen wird.
Abbrennen lassen war keine Option
Da sich nun grosse Mengen an giftigem Öl auf dem Meeresgrund oder bereits im Wasser befinden, wird kritisiert, dass man den Brand gelöscht hat und den Tanker sinken liess. Aus Sicht der Umwelt wäre es wahrscheinlich besser gewesen, möglichst viel Öl verbrennen zu lassen, um die Verschmutzung des Meers zu minimieren. Ethisch wäre dies jedoch nicht vertretbar gewesen, da die Rettung der Besatzung an erster Stelle stand. Ausserdem ist die erhebliche Luftverschmutzung durch das Abbrennen des Öls in Betracht zu ziehen.
Gefahr für Meerestiere
Aus den Augen aus dem Sinn – könnte man meinen! Da Leichtöl unsichtbar und zu einem gewissen Grad wasserlöslich ist, wird es glücklicherweise wenigstens keine mit Ölschlack verpesteten Wasservögel und Strände geben. Statt Ölteppiche auf der Wasseroberfläche bilden sich giftige Unterwassersäulen aus Leichtöl, die von der Oberfläche aus nicht erkennbar sind. Fische und andere marine Lebewesen, die mit dem toxischen Öl in Kontakt kommen, müssen mit schweren gesundheitlichen Folgen rechnen. Wale, Seevögel, Plankton und zahlreiche Fische in den ökonomisch wichtigen Fischgründen des Ostchinesischen Meers schweben in Lebensgefahr. Die Ölkatastrophe geschah in Mitten wichtiger Überwinterungsstandorte und Laichgründen von Fischen und befindet sich auf der Wanderroute der Buckelwale. Ausgetretene Giftstoffe können bei Tieren chronische Krankheiten verursachen und die Fortpflanzung verunmöglichen.
Meeresströmungen drohen das Öl zu verteilen
Die grossflächigen Folgen der Ölkatastrophe sind schwer abzuschätzen. Der unsichtbare, tödliche Ölteppich treibt aufgrund von Winden und Strömungen momentan weg von der Chinesischen Küste Richtung Norden.
Optimistische Experten sind der Meinung, dass sich die Katastrophe auf das Gebiet rund um das Wrack im Ostchinesischen Meer beschränken wird. Im schlimmsten Fall könnten giftige Substanzen jedoch in die Kuroshio-Strömung gelangen und über den ganzen Pazifik bis an die Westküste Nordamerikas transportiert werden.
So oder so wird einmal mehr die Umwelt für unseren Erdölverschleiss und die Mängel in der Schifffahrtsindustrie büssen müssen.
Tankerunfall im Ostchinesischen Meer
Mögliche Ausbreitungsszenarien der Ölverschmutzung
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