Littering ist die zunehmende Unsitte, Abfälle im öffentlichen Raum achtlos wegzuwerfen oder liegenzulassen, ohne die dafür vorgesehen Abfalleimer oder Papierkörbe zu benutzen. Über ein Drittel des Littering besteht aus Take-away-Verpackungen, auch Getränkeverpackungen und Zeitungen sowie Flyer machen einen grossen Teil aus.
200 Millionen Franken jährlich...
In der Schweiz verursacht das gedankenlose Liegenlassen von Abfällen im öffentlichen Raum jährliche Aufräumkosten von über 200 Millionen Franken. Für diese Unachtsamkeiten kommt die Bevölkerung über die Steuergelder auf.
Abfall tötet Tiere!
Stark betroffen ist vor allem die Landwirtschaft. So kämpft der Schweizer Bauernverband an vorderster Front gegen die Gefahr, die den Tieren droht. Fremdkörper wie Alu-Dosen, die auf der Weide liegen, werden von Kühen verschluckt: Daraus resultieren qualvolle bis tödliche Konsequenzen. Eine Plakatkampagne mit dem Sujet „Abfall tötet Tiere!“ machte auf dieses Problem aufmerksam.
Gegenmassnahmen der Prävention
Ein Ansatz, um das Littering anzugehen, ist der Abfall-Unterricht mit Recycling-Kunde an den Schulen. Diesen gibt es bereits vielerorts, ist aber noch stark ausbaufähig. Denn wo niemand interveniert kommt es auf die eigene Einstellung zur Umwelt an. In diesem Bereich wirkt auch das Schweizer Kompetenzzentrum gegen Littering, die IGSU, mit: Sie organisieren nebst der allgemeinen Sensibilisierung auf öffentlichen Plätzen „Clean-Up-Aktionen“ an Schulen und bringen den Schülerinnen und Schüler diese Thematik ohne dem - sonst oft notwendigen - erhobenen Zeigefinger der Lehrpersonen nahe.
Littering-Bussen
Als präventives wie auch repressives Mittel, welches direkt bei der verursachenden Person ansetzt, gibt es die Littering-Busse. In einigen Kantonen ist sie bereits eingeführt. So kann die Polizei in Luzern Ordnungsbussen zwischen 40.- und 300.- Franken erheben. Schweizweit wurde diese 2016 jedoch vom Nationalrat knapp abgelehnt. Der Sinn hinter einer Littering-Busse ist eine Stärkung des Umweltbewusstseins – bereits die Ankündigung soll dieses wecken und klarstellen, was korrektes Umweltverhalten ist. Skepsis kann die Busse wegen ihrem martialischem Ansatz auslösen. ETH-Professor für Umweltpsychologie, Ralph Hansmann, veranschaulicht dies folgendermassen:
„Für einen Schüler sind 100 Franken Busse viel. Andere lächeln darüber.“
Ralph Hansmann, Umweltpsychologe ETH
Diese Schwäche könnte durch eine einkommensabhängige Busse ausgeglichen werden, jedoch zu Lasten des administrativen Mehraufwands. Auch eine notwendige Aufstockung der Polizei-Korps stösst auf wenig Begeisterung. In der Umsetzung sind die Möglichkeiten deshalb beschränkt. Anders sieht dies an sogenannten „Hotspots“, an besonders reinigungsintensiven Orten wie Uferzonen, Imbissbuden oder Bahnhöfen, aus.
„Im Einzelfall bringt es ein solches Gesetz, besonders an Hotspots.“
Martin Moser, Litteringbeauftragter Kt. Solothurn
Martin Moser, Amt für Umwelt aus dem Kanton Solothurn, setzt hier auf gezielte Aktionen. So konnte zum Beispiel die Litteringsituation am Ufer der Aare entschärft werden.
Raumpatenschaft
Das Resultat einer ETH-Studie offenbart eine neue Möglichkeit, Littering im privaten Umfeld anzugehen: Die Raumpatenschaft. Man ist als Gemeinschaft für die Sauberkeit eines Stück öffentlichen Raumes zuständig. So kann zum Beispiel ein Ruderverein eine Patenschaft für einen Uferabschnitt übernehmen. Anreiz dafür kann ein Helfenden-Fest sein.
Fazit: Anpacken lohnt sich
Politisch (präventiver Schulunterricht, Sensibilsierung oder Litteringbussen), wie auch privat (Raumpatenschaft) liegen die Möglichkeiten auf der Hand, sich aktiv gegen Littering einzusetzen. Es gibt kaum unnötigere Ausgaben für die Allgemeinheit als jene, welche aus achtlosem Littering entstehen. Deshalb lohnt es sich, anzupacken und den 200 Millionen Franken Aufräumarbeiten auf den Grund zu gehen.
Quellen:
www.igsu.ch - Definition Littering
www.bafu.admin.ch - Öffentliche Ausgaben für Aufräumarbeiten
www.srf.ch - Interview mit Martin Moser, Litteringbeauftragter Kt. Solothur
www.aargauerzeitung.ch - Interview mit Ralph Hansmann, Umweltpsychologe ETH
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