Ist bald noch mehr Chemie in unseren Gewässern?

Wird die Gewässerschutzverordnung revidiert, könnten mehr Pestizide in unsere Bächen gelangen. Wird die Gewässerschutzverordnung revidiert, könnten mehr Pestizide in unsere Bächen gelangen.

Der Bund schlägt eine Erhöhung der Grenzwerte verschiedener Chemikalien vor - was als Massnahme für den Umweltschutz legitimiert wird. Ein höchst umstrittenes Thema.

 

Mehrere hundert Tonnen an Pflanzenschutzmitteln werden in der Schweizer Landwirtschaft pro Jahr eingesetzt. Diese Chemikalien können unbestritten negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebewesen haben. Insbesondere auch die Gewässer sind von den Pestiziden bedroht.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, verabschiedete der Bundesrat am 6. September 2017 einen Aktionsplan:

Mit dem Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (AP PSM) sollen das von PSM ausgehende Risiko halbiert und die Einträge in die Gewässer deutlich verringert werden. – Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Der Bund schlug im Rahmen des Umweltschutzes aber auch eine Anpassung der Pestizid-Grenzwerte vor. Der Grund: Der Effekt der Pestizide auf die Gewässer soll besser beurteilt werden können. Dazu soll die Gewässerschutzverordnung (GSchV) geändert werden. Bis am 13. März dieses Jahres lief die Vernehmlassung – und die Materie wurde kontrovers diskutiert.

Erhöhung vieler Grenzwerte

Die Änderung der Höchstwerte für Pestizide wurde damit begründet, dass bisher für alle organischen Pestizide ein Einheitswert von 0,1 Mikrogramm pro Liter besteht, wohingegen Schwermetalle unterschiedliche Grenzwerte aufweisen. Diese sind so angepasst, dass sie unschädlich für empfindliche Wasserlebewesen sind. Laut dem BAFU beschreibe der einheitliche Grenzwert für Pestizide die Gefährdung der Gewässer ungenügend – manchmal seien die Grenzwerte zu hoch und teilweise lägen gar noch mehr Pestizidrückstände drin. Somit könne man die Belastung von Pflanzenschutzmitteln in Gewässern nicht richtig beurteilen und keine passenden Umweltschutz-Massnahmen verordnen. Der Bund prüfte daher, wie die jeweiligen Grenzwerte der Chemikalien angepasst werden könnten.

Glyphosat weniger schädlich als angenommen

Ein Ergebnis der Studien im Auftrag des Bundes war besonders unerwartet: Die Konzentration des umstrittenen Pestizids Glyphosat in Schweizer Lebensmitteln sei für die Gesundheit der KonsumentInnen unbedenklich.

Ein vollständiges Anwendungsverbot für Glyphosat in der Schweiz würde die Glyphosataufnahme der Schweizer Bevölkerung über die Ernährung vermutlich nur unwesentlich verändern, da die Rückstandsmengen in Schweizer Lebensmitteln vernachlässigbar sind. – BAFU

Deshalb soll der Grenzwert für Glyphosat auf 10 μg/l erhöht werden – somit würde eine kurzfristige Menge von 100 Mal mehr Glyphosat toleriert. Die dauerhafte Belastung dagegen dürfe maximal 1 μg/l betragen. Dennoch wäre dies 10 Mal mehr als zuvor.

Keine Legitimation für den Einsatz von mehr Pestiziden

Trotz des geringen Risikos für Menschen stellen Glyphosat und andere Pflanzenschutzmittel nach wie vor eine Gefahr für die Umwelt dar. So kam eine kürzlich veröffentlichte Studie der University of Texas zum Schluss, dass das bereits geringe Mengen von Glyphosat das Immunsystem von Bienen stören.

Zudem zeigte die Leiterin des bernischen Gewässerschutzlabors, Claudia Minkowski, gegenüber der SRF-Politsendung „Rundschau“ Bedenken, dass wir mit dem Gebrauch von mehr Pestiziden unsere ökologischen Ziele nicht mehr einhalten können.

Es ist demnach fraglich, ob die vom Bund vorgeschlagene Massnahme wirklich eine Lösung für die Zukunft darstellt. Der beste Schutz für unsere Gewässer würde wohl mit einer Toleranzgrenze von 0,0 μg/l erreicht.  

 

Quellen und weitere Informationen:
Beitrag SRF „Rundschau“
Vernehmlassung Bundesamt für Umwelt
Glyphosat-Bericht Bundesrat
Ökologische Ziele der Schweiz

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