Ab dem 19. Jahrhundert haben sich mit dem Ausbau des Kanalisationsnetzes in Europa Toiletten mit Spülfunktion etabliert. Doch diese verbrauchen viel Wasser: Pro Vollspülung sind dies ca. neun Liter – Toilettenspülungen machen etwa ein Drittel unseres täglichen Wasserverbrauchs aus. Das Wasser reduziert einerseits unangenehme Gerüche, andererseits spült es menschliche Exkremente und Toilettenpapier durch die Kanalisation zu den Kläranlagen. Der aus den Festrückständen entstandene Klärschlamm wird dort getrocknet und in Heizkraftwerken verbrannt.
Ausscheidungen verwerten
Doch dabei gehen wertvolle Nährstoffe verloren: Laut der Weltgesundheitsorganisation scheiden wir jährlich um die 4,5 Kilogramm Stickstoff und 548 Gramm Phosphor aus. Auf Landwirtschaftsbetrieben werden die menschlichen Exkremente bereits zusammen mit tierischen in Form von Gülle als Düngemittel ausgetragen. In den meisten Haushalten jedoch wird das Potenzial des WC-Inhaltes nicht genutzt. Das lässt sich mit dem Gebrauch von Komposttoiletten ändern.
So funktionieren Komposttoiletten
Meist sind Komposttoiletten Plumpsklos. Die Exkremente werden nach dem Verrichten des Geschäfts mit organischem Material wie Holzspänen, Stroh oder Aktivkohle zugedeckt. Das unterbindet unangenehme Gerüche und sorgt für Sichtschutz. Zudem wird dadurch die natürliche Zersetzung der Fäkalien in Gang gebracht. Wasser benötigt diese Toilette nicht. Wenn sie voll ist, wird der Inhalt entnommen und auf einen Komposthaufen entleert. Der fertige Kompost ist sehr nährstoffhaltig und eignet sich bestens als Gartenerde.
Wo werden Komposttoiletten eingesetzt?
Diese Form der Komposttoiletten eignet sich einerseits für Privathaushalte, die einen eigenen Komposthaufen besitzen, andererseits auch für öffentliche Toiletten. Solche gibt es bereits in mehreren Schweizer Städten, die erste wurde 2016 in Basel in Betrieb gesetzt. Mobile Lösungen für Festivals und andere öffentliche Anlässe sind ein nachhaltiger Ersatz für Toiletten, deren Inhalt mit Chemie geruchsneutralisiert wird.
Komposttoiletten funktionieren jedoch auch in ganzen Mehrfamilienhäusern. In der Genfer Wohnsiedlung Soubeyran zum Beispiel wird der Toiletteninhalt der ca. 100 Bewohner mit halb so viel Wasser wie üblich in einen riesigen Heuhaufen im Untergrund gespült. Dasselbe geschieht mit dem Grauwasser aus Küche und Bad. Zwei verschiedene Wurmarten zersetzen anschliessend den Kot – innerhalb eines Jahres verarbeiten sie ganze sechs Tonnen organisches Material. Die entstandene Humuserde wird von den Bewohnern im hauseigenen Garten eingesetzt. Das restliche Abwasser und der Urin werden mit Filtern gereinigt und ein Grossteil davon wieder im Haushalt verwendet. So ist die Siedlung unabhängig vom öffentlichen Kanalisations- und Abwassersystem, dessen Unterhalt die Schweiz jährlich über 2 Milliarden Franken kostet.
Komposttoiletten haben also Potenzial und lassen sich in der Praxis unkompliziert anwenden. Es wird sich zeigen, inwiefern die alternativen Toiletten künftig in der breiten Bevölkerung Anklang finden.
Quellen und weitere Informationen:
SRF Einstein: Auslaufmodell Wasser-Klo
Der Verein Kompotoi macht durch seine Tätigkeiten Komposttoiletten in der Bevölkerung populär
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