Bereits seit 1956 werden Autobahnen, Kantons- und Gemeindestrassen bei Schneefall gesalzen, um eine Vereisung zu verhindern. Das trägt wesentlich zur Verkehrssicherheit bei. Laut einem Bericht des Wasserforschungsinstituts Eawag sinkt mit der Salzstreuung die Unfallrate um 80 bis 85%. Viele Unfälle könnten jedoch auch durch gute Winterreifen und der Witterung angepasstes Fahren vermieden werden.
Streusalz wird auch Auftausalz oder Tausalz genannt, da die im Wasser gelösten Ionen den Gefrierpunkt herabsenken. In der Schweiz wird hauptsächlich Natriumchlorid (NaCl) als Streusalz verwendet. Gesetzlich sind aber auch Calciumchlorid und Magnesiumchlorid zugelassen. Das Salz stammt ausschliesslich aus der Schweiz und wird von der Schweizer Salinen AG gewonnen. Jährlich sind dies ca. 300‘000 Tonnen – das ist ungefähr die Hälfte der gesamten Salzproduktion.
Negative Auswirkungen auf die Umwelt
Auftausalz ist zwar preiswert und effektiv, für die Umwelt jedoch schädlich. Am Strassen- und Trottoir-Rand versickert das im Wasser gelöste Salz und kann so ins Grundwasser gelangen. Ausserdem wird es mit dem Schmelzwasser ins Kanalisationsnetz gespült, durchläuft die Kläranlagen und gelangt in Flüsse oder Seen. Salz in den Gewässern kann einerseits die Trinkwasserqualität beeinträchtigen, andererseits die empfindlichen Ökosysteme gefährden. Es wurden beispielsweise schädliche Effekte auf Amphibieneier nachgewiesen.
Kommen Haus- und Kleintiere in den Siedlungen mit dem Salz in Kontakt, kann dies zu Verätzungen der Pfoten und der Augen führen. Streusalz beeinträchtigt überdies die Bodenqualität: Es erhöht dessen pH-Wert und verfestigt den Boden, was die Bodendurchlüftung und die Wasseraufnahme erschwert. Auch Bodenorganismen können zu Schaden kommen.
Dem Salz wird zudem eine negative Wirkung auf die Pflanzen am Strassenrand zugesprochen. Strassenbäume nehmen gelöste Streusalze über die Wurzel und die Rinde auf. Weil Salz den osmotischen Druck in den Pflanzen erhöht, nehmen diese weniger Wasser auf. Die Folgen sind Trockenstress, eine Verfärbung der Blätter und teilweise Blattabfall, was bis zum Absterben der Pflanze führen kann. Besonders empfindlich auf Streusalze reagieren Linden, Rosskastanien und Ahornbäume.
Nicht zuletzt fördert das Chlorid die Korrosion von Fahrzeugen und von Baustoffen wie Beton und Ziegeln.
Was sind die Alternativen?
Um diese umweltschädlichen Auswirkungen zu vermeiden, können abstumpfende Streumittel anstelle von auftauenden Mitteln verwendet werden. Dafür eignen sich Sand, Splitt, Granulat oder Holzspäne. Ein grosser Vorteil ist, dass diese nach ihrem Einsatz wieder eingesammelt und wiederverwendet werden können. Im öffentlichen Gebrauch ist dieses Verfahren jedoch sehr aufwändig – das Einsammeln und die Wiederaufbereitung der Streumittel erfordert viel Zeit und Energie. Dennoch ist es privat in einem kleinen Rahmen eine umweltfreundliche und nachhaltige Lösung.
In der Schweiz ist in der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) gesetzlich geregelt, welche tauwirksamen Stoffe in Auftaumitteln verwendet werden dürfen. Ausserdem heisst es:
Soweit zweckmässig, sind schneebedeckte Strassen mechanisch zu räumen, bevor Auftaumittel eingesetzt werden.
- ChemRRV, Art. 3, Anhang 2.7
Dies gilt zwar per Gesetz für den öffentlichen Verkehr, ist jedoch auch für den privaten Gebrauch zu berücksichtigen. Meist ist es nicht nötig, Streusalz auf privaten Einfahrten oder Gehwegen zu verteilen. Man kann einer Vereisung vorbeugen, indem man den frischen Schnee mit einer Schneeschaufel und einem Besen wegräumt - Glatteis bildet sich vor allem dort, wo der Schnee schon festgetreten wurde. Ist nach dem Schneeräumen dennoch etwas Eis verblieben, können abstumpfende Streumittel eingesetzt werden. Salz sollte stets die letzte Option sein.
Quellen und weitere Informationen:
Schweizerische Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung: Auftaumittel
Eawag: Faktenblatt Streusalz
Deutsches Umweltbundesamt: Streumittel und Streusalz
Kommentare (0) anzeigenausblenden