Todesanzeige: Pizol-Gletscher

Der weiss-graue Fleck im Hintergrund … das sind die Überbleibsel des Pizol-Gletschers. Der weiss-graue Fleck im Hintergrund … das sind die Überbleibsel des Pizol-Gletschers.

In Sonntagskleidung zur Beerdigung des Pizol-Gletschers: die Folgen des Klimawandels sind unübersehbar.

Am Sonntag, dem 22. September, herrschte im Pizol Trauerstimmung. Der Pizol-Gletscher, oder besser gesagt seine mickrigen Überbleibsel, wurden mit einer Zeremonie verabschiedet. Treffpunkt der Veranstaltung war der „Fuss des ehemaligen Gletschers“. Organisiert wurde der Tag von Fastenopfer, Brot für alle, Alpen-Initiative, Greenpeace, oeku und vom Verein Klimaschutz Schweiz.

Aufsehen

In den Zeitungen liest man von über 100 Trauergästen, von den Veranstaltern selbst wird die Zahl sogar auf über 200 geschätzt. Wie viele es genau waren, spielt im Grunde keine Rolle, denn die Botschaft ist so oder so angekommen: Die Folgen des Klimawandels sind auf der ganzen Welt unübersehbar, auch in der Schweiz. Jetzt muss endlich tatkräftig gehandelt werden!
Eindrücklich war, dass Menschen aus allen Ecken der Schweiz für diesen Anlass angereist sind: Eine Schaffhauserin, ein Zürcher, eine Luzerner Familie, … und auch die Altersgruppen waren äusserst durchmischt. Fünfjährige hielten genauso gut mit, wie Mitglieder der KlimaSeniorinnen. Babys aber auch Most für alle wurden auf den Berg hoch getragen. Die Feier erhielt eine unglaubliche mediale Aufmerksamkeit. Beim schweisstreibenden Aufstieg hatte man immer wieder eine Kamera vor dem Gesicht, beim Treffpunkt wurden die wichtigen Personen in Interviews verwickelt.Drohnen, Mikrofone, grosse Objektive – nichts durfte fehlen, um dieses Ereignis in der Schweiz zu verbreiten. Aber nicht nur die Schweizer Medien haben für Rummel gesorgt, es waren sogar Medienteams aus Deutschland vor Ort.

Aufstieg

Die Wanderung von der Pizol-Hütte zum Treffpunkt gestaltete sich zum Trauerweg für all jene, die den Pizol-gletscher ein letztes Mal sehen wollten. Unter die Gruppen der Aktivistinnen und Betroffenen mischten sich Ausflüglerinnen und Wandersportler. Während einzelne den Kopf ab dem Anblick der Trauergruppe schüttelten, liessen sich andere von den Anliegen der Veranstaltung überzeugen und entschieden sich kurzerhand, dabei zu sein. Die Szenerie gab, trotz traurigem Anlass, ein amüsierendes Bild ab: Trauernde in schwarzen Röcken und mit Schleier vor dem Gesicht wanderten neben bestens ausgerüsteten Wandernden, die sich auf dem Pfad der „5-Seen-Wanderung“ befanden. Überall fielen Flaggen der Gletscher-Initiative ins Auge. Ob über den Rucksack gelegt, um den Körper geschlungen oder auf einem Fels liegend, immer wieder tauchte das blau-gelb-weisse Logo auf. Die Forderung der Gletscher-Initiative lautet, dass spätestens 2050 die Treibhausgasemissionen auf null sinken müssen. Die Gletscher sind einer der wichtigsten Indikatoren um den Klimawandel mit seinen Auswirkungen aufzuzeigen.

Todesstätte

In der Nähe der letzten Überbleibsel des Gletschers wurden drei Reden gehalten. Der Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich sprach über den Zusammenhang von Klimawandel und Geltscherschwund. Seit zehn Jahren erhebt er am Pizol eigene Messungen. Das Verschwinden des Eises trifft ihn deshalb auch persönlich. Der Glaziologe betonte, dass der Pizol Gletscher kein Einzelfall sei. Mehrere kleine Schweizer Gletscher werden in den nächsten Jahren folgen. Für tot erklärt werden Gletscher, deren Eismassen keine Bewegung mehr haben.
Danach trat Khonemany Inoukham, Koordinatorin von Fastenopfer in Laos, vor die Gruppe. Auf eindrückliche Art sprach die Laotin von den Auswirkungen des Klimawandels auf ihr Heimatland. Ihre Rede rüttelte auf: In Englisch erzählte sie gelassen, aber äusserst bewegend, von jüngsten Stürmen die Laos heimsuchten und Überschwemmungen sowie Zerstörung zur Folge hatten. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben nur beschränkt Möglichkeiten, der Zerstörungen auszuweichen oder gar gegen den Klimawandel vorzugehen. Mit ihrem Appell machte Khonemany Inoukham darauf aufmerksam, dass primär ärmere Länder unmittelbar vom Klimawandel betroffen seien. Die Mittel zur Lösung der Katastrophe liegen aber bei den industrialisierten Ländern. Ihr hoher Fussabdruck gibt ihnen diese Verantwortung. Auch die Mittel, um der Erderwärmung entgegenzuwirken, wären grundsätzlich vorhanden. Als dritter Redner sprach der Theologe Eric Petrini. Er betonte geistliche und christliche Aspekte. Seine Predigt zum göttlichen Auftrag und zur Erhaltung der Schöpfung fand ihren Abschluss in einem Gebet.

Quellen und weitere Informationen
gedenkfeier-pizol.ch
fastenopfer.ch: Gedenkfeier Pizol
NZZ: Pizol-Gletscher

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