Schon in wenigen Jahren könnte die Digitalbranche weltweit mehr CO2 in die Atmosphäre blasen als der Personenverkehr. Die gewaltigen Rechenzentren brauchen viel Strom und auch die Herstellung der Endgeräte ist energieintensiv und verbraucht viele kritische Ressourcen. Digitale Technologien hinterlassen einen wachsenden ökologischen Fussabdruck.
Ungesteuert wird die Digitalisierung zum Klimaproblem, darum gehört Klimaschutz in jeden Such- Algorithmus. Ist die Digitalisierung nachhaltig gestaltet, ist es aber auch eine Chance für den sozial-ökologischen Umbau. Mit der Digitalagenda wurde vom deutschen Bundesumweltministerium zusammen mit über 600 Expertinnen ein Fahrplan dahin erarbeitet.
"In diesem Jahrzehnt wird sich entscheiden, ob wir den Hebel noch umlegen und die Nachhaltigkeitsziele erreichen können. Digitalisierung kann einen wichtigen Lösungsbeitrag dazu leisten, wenn wir Digitalisierung intelligent lenken und nutzenorientiert einsetzen.“
Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Leiter des Wuppertal Instituts
Die Digitalagenda umfasst mehr als 70 Massnahmen, darunter die Reduktion des Energiebedarfs und des Ressourcenverbrauchs digitaler Technik, mehr Transparenz für Verbraucherinnen und Industrie, Förderung von Innovationen für den sozial-ökologischen Lebenswandel sowie die Digitalisierung der Umweltpolitik. Zentral sind die folgenden Massnahmen:
Längeres Leben für Smartphones
Digitale Geräte wie Smartphone und Tablets sollen nachhaltiger werden, indem Akkus und Displays austauschbar gemacht werden müssen. Ebenso soll eine Mindestfrist für die Erhältlichkeit von Ersatzteilen und Updates festgesetzt werden. Des Weiteren sollen europäische Hersteller zukünftig angeben müssen, wie lang ihr Produkt garantiert halten wird. So sollen die Hersteller in den Wettbewerb um das haltbarste Produkt treten. Geregelt werden könnte dies in einer EU-Richtlinie.
Bessere Informationen beim Online-Shopping
Auch der Online-Einkauf soll umweltfreundlicher werden. Durch Transparenz soll es dem Verbraucher erleichtert werden, nachhaltige Produkte im Onlinehandel zu finden. Dies gelänge auf schnellstem Weg mit einer Selbstverpflichtung der Onlinehändler, Umweltschutzkriterien in ihre Such-Algorithmen einzubauen. Auch denkbar ist ein digitaler Produktpass. Dieser könnte dann unter anderem angeben, wie klimafreundlich die Produktion war, wo es Ersatzteile gibt und was bei der Entsorgung bzw. beim Recycling zu beachten ist.
Umweltfreundlicheres Medienstreaming
Ein grosser Faktor bei der CO2-Produktion ist das Streaming-Angebot von Videos. Streaming-Dienstleister sollen mit einer Selbstverpflichtung dazu bewegt werden, ihre Rechenzentren mit 100% Ökostrom zu betreiben und die Abwärme sinnvoll zu nutzen. Das Autoplay sollte standardmässig deaktiviert sein und Videos nur in der Qualität angeboten werden, die auf das Endgerät passt bzw. für das menschliche Auge wahrnehmbar ist. Mittelfristig braucht es verbindliche Vorgaben.
In unserer heutigen Zeit sind sowohl im Umweltschutz als auch in der Digitalisierung grosse Herausforderungen zu bestehen. Deshalb ist es umso wichtiger, diese beiden Bereiche zum möglichst grossen gemeinsamen Nutzen zusammen zu bringen. Der Massnahmenkatalog soll Pionierarbeit leisten, klare Prinzipien vorgeben und so die Treibhausgasneutralität in 30 Jahren ermöglichen.
Bis all das greift, können aber natürlich auch bereits wir selbst – mittels Sorgfalt im Umgang mit unseren digitalen Geräten und Achtsamkeit in ihrem Gebrauch – den Weg zur klimafreundlicheren Digitalisierung vorbahnen.
Quellen und weitere Informationen:
Deutsches Bundesumweltministerium: Digitalagenda
Deutsches Bundeswirtschaftsministerium: Dossier
Digitaltag Schweiz
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