Auch ausserhalb von Protestbewegungen wie Fridays for Future sind es immer wieder die Jugendlichen, die sich im Kampf um eine nachhaltige Zukunft hervortun. So auch im Fall der Schülerin Leonie Prillwitz, die das Problem von abgegebenen Mikroplastik aus synthetischer Kleidung bei Waschvorgängen erkannte, sich etwas überlegte und schliesslich das Problem im Baumarkt löste. Die damals 15-jährige ist die Entwicklerin eines Mikroplastik-Filters für alle gängigen Haushaltswaschmaschinen. Dieser besteht aus einfachen und noch dazu kostengünstigen Materialien. Der Filter kann zwar nicht das Gesamte, aber den Grossteil des Mikroplastiks aus dem Waschwasser filtern, bevor dieses überhaupt in das öffentliche Abwassernetz eingespeist wird. Der Filter wird dazu direkt im Abwasserrohr der Waschmaschine verbaut. Neben der genialen Idee fasziniert die Einfachheit des Projekts: Alle Materialien gibt es im Baumarkt.
Die Erfinderin gewann u.a. den deutschen Bundespreis im Bereich Umwelttechnik von „Jugend forscht“ im Sommer 2019 und trat in einer deutschen TV-Show auf. Das Erfinder-Gen liegt womöglich in der Familie: Auch ihre jüngere Schwester Zoe entwickelte ein Filtersystem für die Abflüsse im Lavabo – die kleinere Version des Waschmaschinenfilters sozusagen. Der heutige World Youth Skill Day feiert und fördert solchen jugendlichen Erfindungsgeist, wie er sich hier am Problem des alltäglichen Mikroplastiks bewährte.
Mikroplastik ist fast unsichtbar, aber überall: In unseren Böden, Flüssen und Seen und in den ganzen Weiten der Ozeane. Dass Pflanzen und Tiere die winzigen Kunststoffpartikel bereits aufgenommen haben und mittlerweile über die Nahrungskette an den Menschen zurückgegeben hat, zeigen die besorgniserregenden Studien der Uni Wien (2018) die Plastikverunreinigung im Körper von Menschen nachweisen konnten. Mikroplastik, das sind in Wasser unlösliche Partikel, die aus festen synthetischen Polymeren bestehen. Der Grossteil des Mikroplastiks entsteht durch den Reifenabrieb unserer Autos, aber auch der Abrieb der Gummisohlen unserer stylischen Treter ist für das Mikroplastik in unserer Umwelt mitverantwortlich. Eine weitere Quelle ist natürlich der falsch entsorgte Plastikmüll, der ebenso in winzige Kügelchen von Mikroplastik zerfällt – und damit aus dem Sinn ist –, in dieser Form aber noch jahrhundertelang stabil bestehen kann. Obendrein mischen wir ganz bewusst Mikroplastik in unseren Kosmetik- und Zahnpastaprodukte, um den reinigenden Effekt zu verstärken. Und unsere Kleidung, die mehr und mehr aus synthetischen Fasern anstatt natürlichen Materialien besteht, verliert bei jedem Waschgang eine grosse Ladung synästhetischer Polymere.
In Deutschland wurde das Abwasser aus Privathaushalten darauf untersucht, wie hoch der Eintrag an Mikroplastik durch Kosmetika, Reinigungsmittel und Waschmaschinen ist. Die Zahl ist eindrücklich: Pro Jahr erreichen 1000 Tonnen Mikroplastik die deutschen Abwasseranlagen. Auch in der Schweizer Umwelt ist das Plastik längst angekommen. In einer Studie wurden Auenböden in Schweizer Naturschutzgebieten auf Mikroplastik untersucht. Trotz des geschützten Status der Areale konnten Wissenschaftler der Universität Bern in 90% der Proben Mikroplastik finden. Denn moderne Abwasseranlagen können zwar das Mikroplastik herausfiltern, über den Klärschlamm kann es dann aber dennoch verschiedentlich in die Umwelt gelangen.
Zeit also, der Erfinderin Leonie Prillwitz nachzueifern! Die Entwicklung zur Nachhaltigkeit benötigt globalen Problembewusstseins, aber auch einer Vielzahl kleinerer, punktueller Problemlösungen. Bleibt zu hoffen, dass es weiterhin viele unerschrockene Erfinder für den Umweltschutz geben wird, ob Jung oder Alt!
Quellen und weitere Informationen:
Jugend forscht: Waschmaschinenfilter
Bayern3: Erfinderin Leonie Prillwitz
UNESCO: World Youth Skills Day
Jugend forscht Schweiz
World Youth Skills Day
Süddeutsche Zeitung: Mikroplastik im Menschen
Kommentare (0) anzeigenausblenden