Littering; das ist der Müll, der im Alltag achtlos weggeworfen oder einfach liegengelassen wird – auf der Strasse, im Tram oder im Wald. Ob PET-Flasche, Plastikverpackung, Gratiszeitung oder Zigarettenstummel, all das gehört in den Abfallkübel und nicht in die Natur. Das illegale Entsorgen von Haushalts-, Industrie- oder Gewerbeabfällen mit dem Ziel, Entsorgungskosten einzusparen, gehört übrigens nicht zum Littering. Aber auch ohne diese Anteile und obwohl die Schweiz ein hervorragendes Reyclingsystem hat, wo selten ein Mülleimer weit entfernt ist, landen hierzulande jährlich 14.000 Tonnen gelitterter Plastikmüll in der Umwelt.
Folgeschäden der Achtlosigkeit
Littering hat erst einmal die offenkundigen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Anwohner oder das Image einer Gegend. Es hat aber auch negative Folgen für die Umwelt. Böden und Gewässer werden verunreinigt, Pflanzen und Tier kommen zu Schaden. Ausserdem gehen gelitterte Gegenstände dem Wertstoffkreislauf verloren, indem sie nicht rezykliert werden. Stattdessen müssen neue Ressourcen mit all den damit einhergehenden Umweltauswirkungen gewonnen werden.
Littering hat darüber hinaus nicht nur Auswirkungen auf die Natur. Es verursacht auch hohe Kosten. In einer 2011 erstellten Studie des Bafu betrugen die durch Littering entstandenen zusätzlichen Kosten im vorangegangenen Jahr rund 192 Millionen Franken. Davon entfielen drei Viertel auf die Gemeinden, der Rest auf den öffentlichen Verkehr.
Als Ursachen für Littering werden die veränderten Konsum- und Ernährungsgewohnheiten und das Freizeitverhalten genannt. Littering ist ein gesellschaftliches Problem und lässt sich nur gemeinschaftlich lösen.
In diesem Sinne wurde auch beim diesjährigen CleanUp-Day im September die Schweiz wieder von Littering befreit. Schweizweit engagierten sich rund 450 Gemeinden, Schulen, Firmen und Vereine mit Hilfe Tausender von Helferinnen, um Strassen, Plätze, Wiesen und Wälder in ihrer Region von herumliegendem Abfall zu reinigen. Allein in Zürich haben 65 Taucherinnen im See und entlang des Ufers eine halbe Tonne Abfall gesammelt. Die gefundene Menge war damit erfreulicherweise nur halb so gross wie im Vorjahr, doch dürfte dieses Ergebnis wesentlich der Corona-Pandemie anzurechnen sein. Die Hauptverursacher sind üblicherweise Grossanlässe, die dieses Jahr nicht stattfanden. Neben Hunderten PET- und Glasflaschen, Plastiksäcken und Einwegmasken fanden die insgesamt 218 Helferinnen in Zürich auch ein Mini-Elektro-Auto, 28 E-Scooter, 12 Fahrräder (4 davon E-Bikes), 2 Stühle, einen Grill und diverse Handys. Insgesamt 13kg Zigarettenstummel wurden eingesammelt, das entspricht 52’000 Kippen. Besonders betrüblich daran: Laut OceanCare verschmutzt ein Stummel 1.000 Liter Wasser. Der Kunststofffilter verbleibt sehr lange in der Natur und zersetzt sich erst nach Jahren. An alle Raucherinnen geht darum einmal mehr der Appell: Zigaretten gehören in den Abfall!
Der nächste CleanUp day findet am Freitag, 17. und Samstag, 18. September 2021 statt. Wer nicht so lange warten will, kann eine Raumpatenschaft übernehmen. Entweder organisieren Sie selbst ein Raumpatenschafts-Projekt, oder Sie schliessen sich einem Projekt an.
Um schon junge Menschen für das Problem des Litterings zu sensibilisieren, stellt SwissRecycling kostenlos Unterrichtsmaterialien zur Verfügung.
Wer sind die Umweltsünder?
2018 entlarvte Greenpeace zusammen mit der Break Free from Plastic-Bewegung die grössten Umweltsünder. Bei nachfolgenden Untersuchungen zu 239 Aufräumarbeiten wurden die Marken und die Arten von Müll ersichtlich, die von fast 10.000 Freiwilligen in 42 Ländern auf sechs Kontinenten am häufigsten gesammelt wurden. Allein Coca-Cola, PepsiCo und Nestlé haben einen Anteil von 14% der Gesamtmenge des gefundenen Plastikmülls. Unter den Top10 befanden sich daneben die Firmen Danone, Mondelez International, Procter & Gamble, Unilever, Perfetti van Melle, Mars Incorporated und Colgate-Palmolive. Die häufigste Art von gelitterten Abfällen waren Lebensmittelverpackungen, gefolgt von Plastikflaschen. Plastiklaminierte Kaffeebecher waren die dritthäufigste Art von Plastikmüll; sie stammten oftmals von McDonald’s und Starbucks.
Trotz dieses riesigen Müllbergs will die Kunststoffindustrie ihre Produktion im nächsten Jahrzehnt noch einmal um 40% steigern. Dieser anwachsenden Produktion und dem Verbrauch von Einwegplastik mit all den unvermeidlichen Folgen stehen einzig wir selbst entgegen: Wir stehen in der Verantwortung, unser Konsumverhalten zu überdenken und Verantwortung für unsere Umwelt, die Ozeane, Böden und Trinkwasserquellen zu übernehmen.
Eine freche kleine Inspiration bietet da ein thailändischer Nationalpark, der eine ungewöhnliche Massnahme ergriff. Nachdem die Besucher in dem geschützten Lebensraum für Elefanten und zahlreiche andere Tiere einen Müllberg hinterliessen, schickten sie den gesammelten Müll in Paketen zurück an die Besucher. Ob die Erziehungsmassnahme Wirkung zeigte? Wir wissen es nicht. In jedem Fall ist es aber ungemein simpel, sich derlei freudige Überraschungen zu ersparen: Abfall in den Abfalleimer!
Quellen und weitere Informationen:
Greeenpeace: Die 5 grössten Plastikverschmutzer
Break Free from Plastic
OceanCare: Zürich - Grossanlässe sind Hauptabfallsünder
IGSU: Studien zu Littering
BAFU: Littering
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