Saubere Wäsche - Schmutzige Umwelt

Strahlend hängt die frisch gewaschene Wäsche, doch die winzigen Mikrofasern verseuchen die Umwelt mit jedem Waschgang Strahlend hängt die frisch gewaschene Wäsche, doch die winzigen Mikrofasern verseuchen die Umwelt mit jedem Waschgang

Tonnenweise synthetische Mikrofasern gelangen durch das Tragen und Waschen von Kleidungsstücken in die Umwelt. Über eine Änderung im Produktionsprozess kann man das zu grossen Teilen verhindern.

Dass unsere Kleidung aus synthetischen Materialien beim Tragen und Waschen ständig Fasern abgibt, welche die Umwelt verschmutzen, ist schon seit längerem bekannt. Doch wie viele Tonnen dieser Fasern weltweit in die Umwelt gelangt sind, seit die Synthetiktextilien in den 50-ern populär wurden, errechnete erst jüngst eine Studie aus Amerika. Eine weitere Studie zeigt, dass der Verarbeitungsprozess der Textilien einen wesentlichen Einfluss auf die Menge der ausgeschiedenen Fasern hat.


5 Millionen Tonnen Mikrofasern in der Umwelt

5,6 Millionen Tonnen an synthetischen Mikrofasern sind durch das Wäschewaschen in die Umwelt gelangt - dies berechnete ein Forschungsteam an der University of California, Santa Barbara (UCSB). In der Studie, die im September 2020 im Wissenschaftsjournal PLOS ONE veröffentlicht wurde, untersuchten die Forscher globale und regionale Daten über die Kleiderproduktion, die Gebrauchs- und Waschfrequenz von Kleidungsstücken, die Abwasseraufbereitung und die Entsorgung von Klärschlamm zwischen 1950 und 2016.

Das Team fand, dass etwa die Hälfte der synthetischen Textilfasern — 2,9 Millionen Tonnen — in die Gewässer geschwemmt wurde. Während die Wasserverschmutzung bereits Grund zur Sorge gibt, steht es um die Landverschmutzung noch schlechter. Denn die jährliche Landverschmutzung hat indessen diejenige des Wassers mit 176’500 Tonnen gegenüber 167’000 Tonnen jährlich überholt. Der Grund dafür: Moderne Kläranlagen fangen einen Teil der Mikrofasern auf. Diese werden anschliessend zusammen mit dem Klärschlamm im Boden begraben und so „entsorgt“. Somit wird das eigentliche Problem nur vom einen Ökosystem in das andere verlagert.

Besonders auffällig ist, dass die Hälfte der Fasern allein in den letzten 10 Jahren freigesetzt wurde. Dies ist auf unseren immerzu wachsenden Kleiderkonsum zurückzuführen. Laut der Studie besass eine Person in 1990 im Durchschnitt 8kg an Kleidung, 2016 lag der Durchschnitt pro Kopf bereits bei 26kg.

Die genaue Abschätzung der Menge an Mikrofasern, welche bisher in die Umwelt gelangte, ist sehr schwierig. Lücken in den Daten müssen anhand von Modellen und Abschätzungen gefüllt werden. Dennoch erlaubt die Forschung einen Einblick in die gesamthafte Problemlage und ermöglicht so die Diskussion über Lösungsansätze. Gegenüber BBC News äussert sich die Erstautorin der Studie:


„Die grossflächige Beseitigung von Mikrofasern aus der Umwelt ist sowohl technisch als auch wirtschaftlich schwer ausführbar, weshalb der Fokus auf die Prävention der Emission gelegt werden sollte. Da Kläranlagen die Umweltverschmutzung nicht zwangsläufig reduzieren, sollten wir uns auf die Reduktion der Emission vor deren Eintritt in den Abwasserstrom fokussieren.“ 
Jenna Gavigan, UCSB


Dass sich synthetische Fasern länger in der Umwelt erhalten als natürliche, ist bereits nachgewiesen. Doch wie genau sie sich auf die Ökosysteme auswirken und ab welcher Menge sie Schaden anrichten, ist noch unbekannt.


Mit Lasern gegen die Fasern

Einen möglichen Ansatz bietet eine Studie von Forschern der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, welche im September 2020 im Journal of Cleaner Production veröffentlicht wurde. Diese zeigt: Synthetische Textilien geben deutlich weniger Fasern ab, wenn sie mithilfe von Lasern anstatt mit Scheren zugeschnitten werden.
Die Schweizer Forscher analysierten die Produktion von Kleidungsstücken aus 18 unterschiedlichen Materialien. Dazu entwickelten sie eine Beschallungsmethode. Die Textilien wurden einer bestimmten Schallfrequenz ausgesetzt, welche die Materialbelastung in einer Waschmaschine nachahmte. Dadurch wurden die Fasern aus den Textilien gelöst und unter einem Elektronenmikroskop untersucht. Textilien, welche mit Scheren zugeschnitten werden, verlieren bis zu 31 Mal mehr Fasern im Vergleich zu mit Lasern bearbeiteten. Dies liegt daran, dass die Laser einen sauberen Saum hinterlassen, welcher bei scheuernden Vorgängen wie dem Waschen weniger Angriffsfläche bietet. Die Forschungsgruppe empfiehlt deshalb, die Kleidungsproduktion möglichst auf Laser-basierte Prozesse umzustellen, um die Menge an synthetischen Mikrofasern möglichst zu minimieren.


Netze verwenden, um die Fische zu schützen

Um die weitere Verseuchung der Umwelt mit synthetischen Mikrofasern und -plastik möglichst zu verhindern, können wir Konsumenten unser Verhalten zu Hause ändern. Einerseits ist es wichtig, den Kauf von Kleidung aus synthetischem Material möglichst zu vermeiden und stattdessen auf biologisch angebaute Naturmaterialien zu setzen. Die synthetischen Kleider, die man bereits besitzt, sollte man in speziellen Netzen waschen, welche die Mikrofasern auffangen können, bevor sie ins Abwasser und damit in die Ökosysteme zu Land und zu Wasser gelangen.

 


Quellen und weitere Informationen:
Gavigan et al. (2020): Synthetic microfiber emissions to land rival those to waterbodies and are growing
BBC: Plastic pollution: Washed clothing's synthetic mountain of 'fluff'
Cai et al. (2020): The origin of microplastic fiber in polyester textiles: The textile production process matters
Guppy Friend Waschbeutel



   
 
 
 

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