Masken-Littering. Eine Last für die Zukunft?

22 Dez 2020
Einwegmasken landen häufig auf dem Boden anstatt im Müll.  Einwegmasken landen häufig auf dem Boden anstatt im Müll.

Berichte über die sauberen Kanäle in Venedig und die klare Luft in China kursieren im Netz. Doch die die Corona-Pandemie zeigt für unsere Umwelt noch ein anderes Gesicht.

 Seit dem 6. Juli 2020 gilt in der Schweiz in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maskenpflicht. Diese wurde im Oktober 2020 auf Innen- und Aussenbereiche des öffentlichen Raums ausgeweitet. Das Haus ohne eine Einwegmaske zu verlassen ist daher im Moment kaum denkbar. Rund 3,5 Millionen Mund- und Nasenschutze werden zurzeit täglich von Schweizerinnen und Schweizern verbraucht. Auch Plastikhandschuhe kommen immer häufiger zum Einsatz. Oft landen diese Einwegprodukte jedoch nicht im Mülleimer. «Die Situation ist alarmierend. Mit dieser Krise gibt es nämlich eine neue Art Abfall: Gesichtsmasken und Handschuhe werden einfach überall hingeschmissen» macht Tessiner SP-Grossrat und gelernter Forstingenieur Henrik Bang auf das zunehmende Littering-Problem aufmerksam.
Als Littering versteht man das Wegwerfen oder Liegenlassen von Abfall im öffentlichen Raum. Die Auswirkungen davon werden vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) in drei Kategorien eingeteilt:

Ökologische Folgen:
Bei den ökologischen Auswirkungen kann zwischen direkten und indirekten unterschieden werden. Das Verschlucken von Abfällen beispielsweise führt zu gesundheitlichen Schäden bei Tieren. Davon betroffen sind sowohl Nutztiere wie Kühe, aber auch Vogelarten, Fische und andere Wildtiere. Die Schadstoffe können die Gesundheit von Flora und Fauna auch indirekt durch den Übergang in Boden und Wasser beeinträchtigen. Allein 2'700 Tonnen Kunststoffe landen so jährlich in unserer Umwelt.

Ökonomische Folgen:
Gemäss Bafu muss die Schweiz jährlich rund 200 Millionen Franken für Reinigungs- und Entsorgungsarbeiten aufwenden. Hinzu kommen hohe Kosten für Präventions- und Aufklärungskampagnen.

Ästhetische Folgen:
Sauberkeit ist ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität einer Bevölkerung. Littering stellt eine optische Belästigung dar und beeinträchtigt somit die Qualität eines Lebensraumes oder das Image einer Stadt.

Corona-Littering

Die Corona-Krise verschiebt das Littering-Problem vermehrt von urbanen Gebieten in Bergregionen, auf Wanderwege oder an Flussufer. «Weil viele Freizeitangebote noch immer geschlossen oder nur beschränkt nutzbar sind, zieht es noch mehr Menschen in die Natur und an abgelegene Orte», sagt Nora Steimer, Geschäftsleiterin der Interessengemeinschaft saubere Umwelt (UGSU). Das Social Distancing habe denselben Effekt. Zudem sinke aus Angst vor einer Ansteckung die Bereitschaft, Abfall anderer Leute einzusammeln. Das sei verständlich, meint Steimer, die Gesundheit gehe in der aktuellen Corona-Situation vor. «Doch umso wichtiger wäre es, dass jeder seinen eigenen Abfall korrekt entsorgt und nicht einfach liegen lässt.»

Die umweltfreundliche Variante

Der Umgang mit gebrauchten Einwegmasken stellt sich als schwierig dar. Dies, weil Masken aus drei Elementen bestehen, welche nicht gleichzeitig recycelt werden können: dem "Stoff" aus Polypropylen, dem Metallstab über der Nase und den Gummibändern. "Mit einer Lebensdauer von 450 Jahren ist diese Ausrüstung für unseren Planeten eine wahre ökologische Zeitbombe" meint Eric Pauget, Abgeordneter für das Küstendepartement Alpes-Maritimes an der Côte d’Azur.

Eine ökologische Variante zu den Einwegmasken gewinnt in der Schweiz zunehmend an Beliebtheit: die Stoff-Maske. Jedoch ist die Wirksamkeit dieser Mehrwegmasken stark umstritten. Studien kommen diesbezüglich auf keine einheitlichen Ergebnisse.

Die Umweltproblematik der Schutzmaske mag zurzeit noch keine vorderste Priorität geniessen, für die Zukunft gilt es sie aber im Auge zu behalten. Viel gewonnen ist hier schon, wenn sie diszipliniert in den Abfall entsorgt wird.

 

Quellen und weitere Informationen:
srf: Interview mit Henrik Bang
Littering-Situation in der Schweiz
Eric Pauget: Keiner denkt an den Masken-Müll
BAG: Maskenpflicht

 

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.