In der Schweiz gelangen nach wie vor zu viel Stickstoff und Phosphor in die Umwelt. Besonders für Stickstoff sind vielerorts die kritischen Belastungsgrenzen deutlich überschritten. Im schweizweiten Durchschnitt gelangt 3- bis 30-mal mehr Stickstoff in den Boden als unter natürlichen Bedingungen. Somit liegt der Schweizer Stickstoff-Fussabdruck auch deutlich über dem global tragbaren Niveau. Dies berichtet das Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) in einem Faktenblatt.
Der Bundesrat hat seit den 1990er-Jahren agrarpolitische Etappenziele zur Reduktion der Stickstoff- und Phosphorüberschüsse verabschiedet. Doch keines dieser Ziele wurden bisher erreicht.
Hauptverursacher: Landwirtschaftliche Tierhaltung
Der Stickstoffkreislauf der Schweiz wird insbesondere durch Futter- und Düngemittelimporte, Ammoniak-Emissionen aus der Tierhaltung, Stickoxid-Emissionen aus Verbrennungsprozessen sowie Stickstoffeinträgen in Gewässer angetrieben. Dabei stammen 70% der stickstoffhaltigen Luftschadstoffe aus der Landwirtschaft, 18% aus dem Verkehr, 9% aus Industrie und Gewerbe und 3% aus den Haushalten. Die Nutztierhaltung, angetrieben durch die Nachfrage nach Fleisch- und Milchprodukten, trägt gar 90% der Ammoniak-Emissionen bei.
Grosse Belastung für Mensch und Umwelt
Übermässige Einträge von Stickstoff und Phosphor belasten die Umwelt und beeinträchtigen die Biodiversität, die Luft, die Gewässer- und Trinkwasserqualität sowie die Waldfunktionen stark. Zudem verstärken sie den Klimawandel und stellen ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar.
Eine Überdüngung des Bodens hat fatale Folgen für die Biodiversität. Wegen der flächendeckenden Stickstoffeinträge über die Luft werden die Standortbedingungen weiträumig einheitlicher. Sehr häufige Pflanzenarten verdrängen in der Folge jene vielen anderen Pflanzen, die an stickstoffarme Bedingungen angepasst sind. Ähnlich verhält es sich mit übermassigen Phosphorwerten in Gewässern: Endemische Fischarten sterben aus, während sich Generalisten ausbreiten. Seen müssen deshalb künstlich belüftet — d.h. mit Sauerstoff angereichert — werden, was laut Avenir Suisse rund 275 Millionen CHF pro Jahr kostet. Ein Rückgang der Biodiversität beeinträchtig die Prozesse und Leistungen eines Ökosystems unwiderruflich, weshalb er mit allen Mitteln verhindert werden muss.
Zudem reduzieren Nitrateinträge ins Grundwasser dessen Nutzbarkeit als Trinkwasser stark. Bereits seit vielen Jahren verursacht die Überdüngung massive Kosten im Bereich von 860 bis 4300 Millionen CHF pro Jahr (Stand 2014). Die Gesundheitskosten durch die Luftverschmutzung sind dabei am grössten. Dazu kommen Auswirkungen auf das Klima, auf Wasser- und Landlebensräume und die Schädigung der Ozonschicht.
Besonders gut sieht man den Biodiversitäts-Unterschied im Vergleich einer nährstoffarmen Magerwiese (links) und einer stickstoffreichen Fettwiese (rechts). Pixaline und S. Hermann & F. Richter, pixabay
Veränderung in der Landwirtschaft und der Ernährung gefordert
Die Ursachen und negativen Auswirkungen der übermässigen Stickstoff- und Phosphoreinträge sind gut bekannt — nun muss gehandelt werden. Das Faktenblatt des SCNAT listet eine Reihe von Handlungsansätzen, die Erfolg versprechen.
Vor allem bedarf es Veränderungen in der Landwirtschaft und der Ernährung. Subventionen, die die intensive Nutzung von Stickstoff und Phosphor unterstützen, wie bspw. die Förderung hoher Nutztierbestände, müssen abgeschafft werden. Stattdessen muss eine Landwirtschaft gefördert werden, die weniger Düngemittel und weniger Pestizide einsetzt. Auch darf der Import von Kraftfutter nicht länger gefördert werden: Nahrung muss mit den Ressourcen produziert werden, die vor Ort verfügbar sind.
Entscheidend ist zudem, dass wir unser Konsumverhalten ändern. Dies bedeutet generell eine umweltbewusste, suffiziente Ernährungsweise, die u.a. Nahrungsmittelverluste minimiert, vor allem aber eine Verschiebung hin zur pflanzlichen Ernährung. Nur so können wir unsere bunte, gesunde Natur erhalten.
Quellen und weitere Informationen:
SCNAT: Faktenblatt
Trinkwasserinitiative
Pestizidinitiative
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