Täglich überquerten im Jahr 2015 rund 110'000 Personen die Schweizer Alpen. Eine Erhebung des Bundesamt für Statistik (BFS) schlüsselt diese Zahl auf: 93'400 (85%) Personen waren in Personenwagen, Motorräder und Busse unterwegs und 16'300 (15%) mit der Bahn. Dazu kommt der alpenquerende Gütertransport: 2019 überquerten 900’000 schwere Strassengüterfahrzeuge die Schweizer Alpen. Fast drei Viertel davon wählten die Gotthard-Route.
Der Schadstoffausstoss und die Lärmbelastung des Verkehrs wirkt sich in einem Bergtal um einiges stärker aus als im Flachland. Man spricht vom Alpenfaktor: Die spezielle Topografie führt dazu, dass sich Lärm und Schadstoffe in den Tälern konzentrieren. Zudem ist wenig Platz, sodass die Transitachsen die Landschaft regelrecht zerschneiden.
Transit schlägt auf die Gesundheit
Die grossen Transitachsen zwischen den wirtschaftlichen Zentren im Norden und Süden Europas führen direkt durch unsere Alpen. Neben einer Transitachse zu wohnen, schadet nachweislich der Gesundheit. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) bestätigt, dass in Autobahnnähe ein deutlich erhöhtes Risiko für Asthma und Bronchitis besteht. Davon betroffen sind besonders Kinder. Die schlechte Luft erhöht zudem die Risiken für Kreislaufprobleme und Herzinfarkte. Der stetige Lärm schlägt in dieselbe Kerbe: Er kann Bluthochdruck und Herzrasen auslösen.
Fragmentierung der Lebensräume
Eine Studie, welche im Journal Impact Assessment and Project Appraisal veröffentlicht wurde, analysiert die Umweltauswirkungen des Strassenbaus in Gebirgsregionen. Strassen zerteilen die Landschaft in kleine Fragmente und beeinträchtigen so die Lebensräume vieler Pflanzen- und Tierarten. Die Alpen sind besonders anfällig für den Verlust an Biodiversität, da sie eine Vielzahl endemischer und seltener Tiere und Pflanzen beherbergen. Ausserdem wird während des Strassenbaus ein Teil des Bodens abgetragen und entblösst, was den Boden zusätzlich anfällig für die Erosion macht. Verschmutzungen der umliegenden Umwelt und des Wassers sind eine weitere Folge des Strassenbaus und der anschliessenden Nutzung der Verkehrswege. Während und nach dem Bau von Autobahnen entstehen Schadstoffe, die die Wasserqualität in umliegenden Bächen verschlechtern. Bei Regen gelangen die Fahrzeugabgase in Form von Strassenabflüssen in die umliegenden Gewässer. Sie enthalten u.a. hohe Mengen an Ölresten und Schwermetallen wie Blei, Zink und Kupfer.
Noch immer zu viel Verkehr in den Alpen
Zwischen 1981 und 2000 hatte sich die jährliche Anzahl an Fahrten über die schweizerischen Alpen auf 1,4 Millionen vervierfacht. Seither ist ein Rückgang zu beobachten, der unter anderem der Annahme der «Alpeninitiative» zu verdanken ist, die den Schutz der Alpen in der Verfassung verankerte. Damit wurden Politik und Verwaltung verpflichtet, Massnahmen zur Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene zu ergreifen.
Die Arbeit ist damit aber offensichtlich noch nicht getan. Die aktuelle Zahl der Lastwagen ist noch immer weit über dem in der Schweiz gesetzlich festgelegten Ziel von maximal 650’000 LKWs pro Jahr. Die Europäische Umweltagentur (EEA) schätzt sogar, dass sich der Langstrecken-Gütertransport über die Alpen in den nächsten 10 Jahren verdoppeln und der Personenverkehr um die Hälfte ansteigen wird.
Quellen und weitere Informationen:
BFS: Alpen- und grenzquerender Personenverkehr
BFS: Alpenquerender Güterverkehr
Bafu: Leben im alpinen Transitkorridor
EEA: Mountain Areas
Banerjee und Ghose (2016): Spatial analysis of environmental impacts of highway projects with special emphasis on mountainous area: an overview
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