Konsum — Ein gefährlicher Teufelskreis

Konsum — Ein gefährlicher Teufelskreis

Eine neue Jacke, ein neues Smartphone, ein neues Auto — alle wollen immer das Neuste und Beste. Die Schattenseiten des Konsums werden gerne verdrängt: Rohstoffe werden knapp und die Müllberge wachsen.

Ein Blick in die Statistiken zeigt: An Konsumgütern herrscht in der Schweiz kein Mangel. 90 Prozent aller Schweizer Haushalte besitzen mindestens einen Computer. Fast 50 Prozent aller Haushalte besitzen ein Auto, und 23 Prozent sogar zwei. Mit Lebensmitteln sind wir so gut versorgt, dass jährlich fast drei Millionen Tonnen entsorgt werden.

Für die meisten Menschen bedeutet zunehmender Besitz auch zunehmender Wohlstand — mit all dem sozialen Ansehen, den dieser mit sich bringt. Der Konsum entwickelt sich gar immer mehr zum Freizeiterlebnis. Langfristig zahlen wir dafür allerdings einen hohen Preis. Je mehr wir verbrauchen, umso stärker schädigen wir unsere Lebensgrundlagen, denn der weltweite Konsum und die damit verbundene Produktion von Gütern beruhen auf der Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Gleichzeitig entstehen Abfallprodukte, die der Umwelt schaden. Wenn wir so weiter konsumieren, wie wir es jetzt tun, bräuchten wir bis spätestens 2050 drei Erden. Dieser Herausforderung stellt sich das zwölfte Sustainable Development Goal (SDG) zum Thema „Verantwortungsvoller Konsum und Produktion“.


SDG 12: Verantwortungsvoller Konsum und Produktion

Das zwölfte Nachhaltige Entwicklungsziel (SDG 12) nimmt sich vor, „nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster“ sicherzustellen. Es nimmt sich dafür eine breite Palette an Problemstellungen zur Brust, die mit Konsum und Produktion in Verbindung stehen. Diese umfassen die effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen, die Reduktion von Lebensmittelabfällen und Foodwaste, der verantwortungsvolle Umgang mit Chemikalien sowie die Verringerung der Abfallerzeugung durch Vermeidung, Verringerung und Wiederverwendung. Allesamt ambitiöse Vorhaben vor dem Hintergrund, dass es bald acht Milliarden Menschen auf dem Planeten gibt, die sich — einige mehr als die anderen — an den natürlichen Ressourcen der Erde laben. Um dieses Ziel bis 2030 zu erreichen, muss somit in den Köpfen aller Menschen ein Umdenken stattfinden.


Teufelskreis der Überproduktion

Früher benutzte man Geräte, Kleider oder Möbel so lange, wie sie hielten. Heute sortieren sie viele deutlich früher aus und ersetzen sie immer wieder durch das Neuste. Dies macht den Rohstoffreserven stark zu schaffen, denn es müssen immer wieder neue Rohstoffe zur Produktion gewonnen werden. Gerade bei Elektrogeräten wie Handys oder Laptops werden kostbare Metalle und seltene Erden unter hohem Energieaufwand und Chemikalieneinsatz aus dem Gestein geholt — um durchschnittlich nur drei Jahre genutzt zu werden, bevor die Geräte durch neue ersetzt werden. Die Hersteller haben an einer längeren Nutzungsdauer kaum Interesse. Ob sie zu ihrer Verkürzung eigens Schwachstellen in die Geräte einbauen, ist zwar umstritten, doch solche Methoden dürften kaum nötig sein. Jedenfalls gibt es meist nach relativ kurzer Zeit keine Ersatzteile mehr oder die neusten Software-Updates sind nicht mehr mit älteren Geräten kompatibel.

Auf der anderen Seite erwarten viele Verbraucher, dass sie bis zum Abend sämtliche Brotsorten bekommen und das Brot täglich frisch ist. Auch krumm gewachsenes Gemüse, Obst mit kleinen Druckstellen und Waren mit verdrückten Packungen verschmähen die meisten Verbraucher. Weltweit werden so jährlich mehr als eine Milliarde Tonnen aller Lebensmittel von Verbrauchern, Märkten oder Produzenten weggeworfen — das entspricht einem Wert von rund einer Billion US-Dollar. Auf diese Weise dreht sich ein bedenklicher Kreislauf: Auf der einen Seite werden kostbare Ressourcen wie fruchtbare Böden und Wasser beansprucht, um Getreide, Obst und Gemüse anzubauen, das niemand isst. Gleichzeitig wird eine Menge Energie aufgewendet, um die Überproduktion wieder zu vernichten.


Kreisläufe schliessen…

In den meisten Ländern besteht indessen das Bestreben, den Rohstoffkreislauf zu schliessen. Laut des neusten Fortschrittsberichts der UN haben mit Stand 2019 79 Länder und die Europäische Union mindestens ein nationales Politikinstrument zur Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster eingeführt. Seither gab es viele weitere Bestrebungen, beispielsweise das Kreislaufwirtschaftspaket 2030 der EU. Es gibt aber noch viel zu tun, denn in allen Ländern der Welt steigt der Bedarf an Rohstoffen, und Gütern und Abfällen jedes Jahr an — während die natürlichen Ressourcen des Planeten weiter schwinden.


Quellen und weitere Informationen:
UN: SDG 12
UN (2020): Progress towards the Sustainable Development Goals
BFS: Computer-Ausstattung der Haushalte
BFS: Besitz von Fahrzeugen, Führerausweisen und ÖV-Abos
BAFU: Lebensmittelabfälle

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