Die Nacht ist nicht mehr dunkel

Die Nacht wird immer heller. Die Sterne am Nachthimmel sehen wir kaum mehr und beim Einschlafen werden wir von Schaufensterlichter geblendet. Es wird Zeit, dass die Politik aufwacht und die Problematik der Lichtverschmutzung angeht.

In unseren Städten wird unnötig viel und an unnötigen Stellen „Licht ins Dunkel“ gebracht. Besonders unverständlich sind die von Einkaufsläden ausgehenden Lichtemissionen. Tausende Schaufenster sind die ganze Nacht über erleuchtet, obwohl die Werbewirkung mitten in der Nacht gleich Null ist. Leidtragende sind einerseits Zugvögel, die durch die hellen Lichter ihre Orientierung verlieren, oder Insekten, die zu Millionen unseren Beleuchtungsanlagen zum Opfer fallen. Aber auch die menschliche Stadtbevölkerung muss mit negativen Auswirkungen leben. Lichtimmissionen beeinträchtigen die Schlafqualität und haben beispielsweise schädliche Auswirkungen auf den Herzrhythmus oder den Hormonhaushalt. Weil Licht sehr weit gestreut wird, ist selbst in ländlichen Regionen die Nacht schon lange nicht mehr dunkel. Eine mittelgrosse Schweizer Stadt wie Chur „verschmutzt“ den Nachthimmel in einem Radius von durchschnittlich 25 km.

Lichtverschmutzung hat sich innert 25 Jahren verdoppelt

In den letzten Jahrzehnten hat die Lichtverschmutzung  sehr stark zugenommen. Die nach oben gerichteten und reflektierenden Lichtemissionen in der Schweiz haben sich zwischen 1994 und 2020 mehr als verdoppelt. Diese starke Zunahme hat mehrere Gründe. Nebst der Urbanisierung sind die Entwicklungen in der Beleuchtungstechnologie eine Ursache. Leuchtmittel haben heute eine höhere Lichtstärke und sind preisgünstiger geworden. Die Versuchung, für weniger Geld noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, annulliert die gelegentlichen Bestrebungen von Wirtschaft und Politik, der sich hochschaukelnden Lichterflut einen Riegel zu schieben.

Lichtblicke am Horizont

Forderungen nach Vorschriften bezüglich der zulässigen Lichtemissionen haben es oftmals schwer. Dennoch gibt es immer wieder mal einen Lichtblick. So hat der Kanton Zürich im Januar 2022 bekanntgegeben, dass im Richtplan sogenannte „dunkle Zonen“ definiert werden sollen. Auf Bundesebene ist momentan ein Vorstoss des Nationalrats Christophe Clivaz hängig. Der Walliser will das Problem der unnötigen Lichtimmissionen aus Schaufensterbeleuchtungen und Werbung angehen. Er hat die Ausarbeitung einer entsprechenden Gesetzesvorlage beantragt, nach welcher die Beleuchtung von Schaufenstern und Leuchtwerbung in der Nacht ausgeschaltet werden soll. Solche Regeln zur Ladenbeleuchtung gelten beispielsweise bereits in den Städten Bern und Luzern. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik nun den Schalter umlegt. Die schädlichen Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf die menschliche Gesundheit und die Artenvielfalt, zu denen in den letzten Jahren reichlich Nachweise erbracht wurden, machen es zu einem dringlichen Anliegen.

Quellen und weitere Informationen:
Motion Christophe Clivaz
Bundesamt für Umwelt: Vollzugshilfe
Zürcher Baudirektion soll die Lichtverschmutzung ausknipsen
Dark Sky Switzerland
Andreas Hänel: Schutzgebiete für den Sternenhimmel. In: Nationalpark 4/2007, S. 12–16.

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.