Ölleck in der Nordsee – Shell gerät in Erklärungsnot

Schon seit fast einer Woche tritt Öl aus einer Bohrplattform in die Nordsee aus. Nun hat der Betreiber Shell gar ein zweites Leck entdeckt. Die Verantwortlichen sagen, es sei alles unter Kontrolle. Umweltschützer kritisieren derweil die Informationspolitik des Konzerns.

An der vor der schottischen Küste gelegenen Ölplattform „Gannet Alpha" tritt nach wie vor Öl in die Nordsee aus. Das Wasser ist an dieser Stelle ungefähr 100 Meter tief. Zur Menge des an dem zweiten Leck auslaufenden Öls gab es keine Angaben von Shell. Das bereits bekannte Loch ist gemäss einem Mediensprecher jedoch so gut wie gestopft. Aus dem ersten Loch sind bisher vermutlich 217'000 Liter ausgetreten.

Nach Angaben der britischen Behörden handelt es sich um den grössten Störfall dieser Art seit mehr als zehn Jahren. Im 2009 beispielsweise betrug die komplette Menge Öl, die in die Nordsee geflossen sei knapp 54 Tonnen.

Mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexico ist das Leck allerdings kaum zu vergleichen: Nach dem Untergang der von BP betriebenen Ölbohrplattform „Deepwater Horizon" im April 2010 waren mehr als 800'000 Tonnen Rohöl in den Golf von Mexiko gelaufen.

 Für Grossbritannien ist dieser Störfall der schlimmste Ölunfall seit zehn Jahren

Die derzeit bereits ausgetretene Menge Öl bezeichnete die britische Regierung dennoch als „subsantiell", obwohl sie 4000-mal kleiner sei als diejenige der BP-Katastrophe. Der Konzern hatte am Sontag mitgeteilt, dass auf dem Wasser ein 31 Kilometer langer Ölteppich treibe, mit einer maximalen Breite von 4.3 Kilometern. unter Berufung auf Informationen der britischen Maritime and Coastguard Agency (MCA) sei der Ölteppich mittlerweile auf die Grösse von einem halben Quadratkilometer geschrumpft.

Derweil kritisieren Umweltorganisationen die Informationspolitik von Shell. Es gebe einen „besorgniserregenden Mangel an Transparenz von Shell" erklärte Greenpeace. Shell brauchte nach Beginn des Austritts zwei Tage, bevor sie zugaben, dass es ein Leck gibt.

Umweltorganisationen kritisieren neben Shells Kommunikationsverhalten per se auch die Förderung von Öl aus der Nordsee. Juliet Swann von der Organisation Friends of the Earth gibt zu bedenken, dass die Ölförderung immer schwieriger werde und sowohl Küstengemeinden Schottlands, als auch die Wirtschaft gefährde. Tausende von Jungvögeln und Meerestieren seien in Gefahr, selbst wenn das Öl nicht bis zur Küste getragen würde. Auch der Naturschutzbund NABU warf Shell vor, das Ausmass eines Ölunfalls «über Tage verschleiert» zu haben. Die Politik müsse nun reagieren. «Die Konsequenz kann nur lauten: Keine Ölförderung in sensiblen Meeresgebieten, dazu gehören weite Teile der Nordsee inklusive des Weltnaturerbes Wattenmeer», forderte Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

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