Chemikalien sind ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens. Kaum ein Wirtschaftssektor verzichtet heute noch auf deren Einsatz. Chemikalien stecken in Glühbirnen, Reinigungsmitteln und Fahrzeugen, in Computern, Medikamenten und Lebensmitteln. So vielseitig wie ihr Anwendungsgebiet, so unscharf ist auch der Begriff selbst. Zu unterscheiden ist zwischen Chemikalien wie Lösungsmitteln, Pestiziden oder Klebstoffen und chemischen Verbindungen respektive Elementen wie Sauerstoff, Wasser oder Kochsalz.
Die Tatsache, dass im weiteren naturwissenschaftlichen Sinn unser Planet als Anhäufung chemischer Verbindungen, und Lebewesen als biochemische Systeme begriffen werden können, mildert weder die negativen Auswirkungen zahlreicher Giftstoffe auf die Gesundheit von Mensch und Tier, noch die damit einhergehende Umweltbelastung. Die Synthese immer neuer chemischer Verbindungen und deren massenhaften Einsatz haben zu einer unübersehbaren Zahl von Zwischen- und Abbauprodukten sowie zu Rückständen unterschiedlicher Substanzen in Böden, Gewässern und in der Luft geführt. Weltweit sind derzeit geschätzte 140‘000 Chemikalien auf dem Markt. Jährlich werden mehrere hundert Millionen Tonnen unterschiedlichster Chemikalien hergestellt und verbraucht. Nur ein Bruchteil davon ist auf mögliche Folgen für die Gesundheit und die Umwelt untersucht worden. Je nach Reaktivität und Langlebigkeit können Substanzen lange aktiv bleiben und sogar zwischenzeitlich inaktiv und bei veränderten Umweltbedingungen plötzlich wieder freigesetzt werden - und so völlig unerwartet in den Umlauf kommen.
Laut dem United Nations Environment Programme (UNEP) sind Vergiftungen durch Substanzen, die weltweit in Industrie und Landwirtschaft angewendet werden, jährlich für den Tod von mehr als einer Million Menschen mitverantwortlich. Am stärksten betroffen sind Entwicklungsländer. Ein Grund dafür ist, dass dort die Umwelt- und Gesundheitsschutzgesetze vergleichsweise locker sind. Hersteller aus Industrieländern lagern deshalb gerne die Produktion giftiger Chemikalien in Entwicklungsländer aus und nutzen diese als Deponierung von umweltgefährdenden Substanzen. Damit bekommen diese Länder zwar Devisen, handeln sich aber ein unverantwortbares Mass an Gefährdung der Bevölkerung ein.
In der Schweiz ist der Schutz der Gesundheit und Umwelt vor toxischen Chemikalien durch das 2005 in Kraft getretene Chemikaliengesetz geregelt. Obwohl die Zulassung und der Einsatz problematischer Substanzen hierzulande vergleichsweise rigide ist, besteht auch bei uns ein starker Optimierungsbedarf. Der Verzicht auf giftige chemische Zusätze, wo immer es möglich ist, und eine verbesserte Wiederverwertung von Chemieabfällen sind dringend geboten.
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