Fast ein Drittel der Landfläche der Erde ist mit Wald bedeckt. Das scheint auf den ersten Blick viel zu sein, entspricht aber nur noch etwa 65% der Fläche, die bestand, bevor der Mensch damit begonnen hat, Waldflächen für die Land- und Bauwirtschaft zu roden und den äusserst vielseitigen Naturstoff „Holz“ zu nutzen. Zwar ist Holz ein nachwachsender Rohstoff - auch in dieser Sekunde erholen sich zahlreiche Bäume an vielen Stellen der Welt. Jedoch geschieht dies relativ langsam. Waldbestände zeichnen sich durch eine lange Regenerationsdauer aus. Bäume benötigen für ihr Wachstum ungleich mehr Zeit als dass benötigt wird, um sie zu fällen. Mehrere Jahrzehnte stehen hier wenigen Minuten gegenüber. Mit radikalen Mitteln wie der Brandrodung werden gar riesige Flächen an Wald samt darin lebender Tiere und Pflanzen schnell und unwiderruflich zerstört.
Zum heutigen Tag der Tropenwälder macht der WWF auf die globale Waldvernichtung aufmerksam. Laut Berechnungen der Naturschutzorganisation gehen jedes Jahr 13 Millionen Hektaren Wald verloren, überwiegend in den Tropen. Dies entspricht ungefähr der Landesfläche der Schweiz und Österreichs. Besonders betroffen vom Waldverlust ist Südostasien, aber auch die Tropenwälder in Südamerika und Afrika schrumpfen. Grund für den Kahlschlag sind einerseits die Expansion von Landwirtschaft und Infrastrukturen, im Zuge derer Waldflächen in Nutzflächen umgewandelt werden. So entstehen etwa riesige Soja- und Palmölplantagen. Beide verzeichnen enorme Wachstumsraten. Soja wird grösstenteils zu Futtermittel verarbeitet und für Fleischerzeugnisse gebraucht, das Palmöl wird für die Erzeugung unterschiedlicher Lebensmitteln sowie auch für Bio-Sprit und Kosmetika verwendet. Andererseits wird das Holz als Bau- und Werkstoff sowie als Energieträger genutzt. Die Folgen der weltweiten Abholzung reichen von einer massiven Freisetzung von CO2, und damit auch einer substanziellen Mitschuld an der globalen Erwärmung, bis zu einer massiven Bedrohung der Artenvielfalt.
In der Theorie ist die Bedeutung einer nachhaltigen Forstwirtschaft schon lange erkannt worden. Historisch ist sogar belegt, dass der Begriff der Nachhaltigkeit seinen Ursprung im forstwirtschaftlichen Kontext hat. In Europa wurden die Kapazitäten der Wälder bereits im späten Mittelalter überschritten und deren Begrenztheit ersichtlich. Deshalb sollte vielerorts nur so viel Wald gefällt werden, wie im gleichen Gebiet jedes Jahr nachwächst. Die Einsicht um die Notwendigkeit einer extensiven Forstwirtschaft für die dauerhafte Sicherstellung von Holzlieferungen hat sich schon früh herausgebildet. Allerdings wurde das Problem der Knappheit zunehmend in ferne Länder ausgelagert. Heute stehen oft internationale Konzerne hinter der grossangelegten Abholzung. Verbindliche Regelungen auf europäischer Ebene (wie die Nachweispflicht für Unternehmen, die Holzprodukte exportieren), sowie ein verbesserter Schutz vor der kurzsichtigen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen in den Tropenwäldern sind dringend notwendig.
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