Die Antarktis ist eines der ältesten und grössten in sich geschlossenen Ökosysteme weltweit, das durch sein extremes Klima eine einzigartige Flora und Fauna beherbergt. Auf dem nach wie vor weitgehend unberührten Festland stellt die Küstengegend einen wichtigen Lebensraum für Pinguine, Robben, Vögel und zahlreiche andere Tierarten dar. Die Meeresgebiete weisen eine erstaunlich grosse, einzigartige Artenvielfalt auf. Die Erhaltung dieser „letzten Wildnis“ steht schon seit langer Zeit auf der Liste diverser Umweltschutzorganisationen.
Tatsächlich wurde 1991 ein Protokoll zum Umweltschutz in den Antarktis-Vertrag aufgenommen. Diese internationale Übereinkunft legt fest, dass die Antarktis ausschliesslich für friedliche Zwecke zu nutzen ist und die internationale Kooperation sowie die wissenschaftliche Erforschung gefördert wird. Zudem soll damit das ökologische Gleichgewicht unter allen Umständen bewahrt werden.
Dennoch hat der menschliche Einfluss auf dem sechsten Kontinent in den letzten Jahren drastisch zugenommen und droht, die empfindlichen Ökosysteme zu zerstören. Nebst dem globalen Klimawandel setzen der Antarktis insbesondere die illegale Fischerei, Umweltunfälle und der Tourismus zu. Dieser boomt, als einzige erlaubte wirtschaftliche Aktivität, wie nie zu vor. In den letzten zehn Jahren sind die Besucherzahlen um 300 Prozent, und somit auf nahezu 50'000 Personen pro Jahr, gestiegen. Die touristischen Aktivitäten, insbesondere der „Adventure-Tourismus“ (Trekking- und Skitouren, Kajakfahren, Mountainbiking, Gletscherklettern, Tauchexpeditionen, Hubschrauberexkursionen, etc.), belasten die Umwelt durch Abgase, Müll und Lärmverschmutzung.
Das Tourismus-Geschäft boomt wie nie zuvor: In den letzten zehn Jahren sind die Besucherzahlen um 300 Prozent, und somit auf nahezu 50'000 Personen pro Jahr, gestiegen.
Auch Forschungsaktivitäten sind aufgrund des hohen Transport- und Logistikaufwandes oft belastend für die Umwelt. Kumulative Effekte sind hier besonders problematisch: die meisten menschlichen Aktivitäten fokussieren sich auf dieselben Orte, die auch sehr viele Tierarten im kurzen antarktischen Sommer zur Fortpflanzung und zum Nahrungserwerb nutzen.
Die sich häufenden menschlichen Aktivitäten erhöhen auch das Risiko von Umweltunfällen. So kam es beispielsweise 1989 zur grossen Ölkatastrophe der „Bahia Paraiso“. Da jedoch im Antarktis-Vertrag jegliche Haftungsregeln fehlen, wurde der Fall nicht weiter untersucht.
Seit 1969 die Jagd auf den Antarktischen Marmorbarsch begann, kann man in der Antarktis, gemäss Greenpeace, von systematischer Überfischung sprechen. Heutzutage ist vor allem der Schwarze Seehecht gefährdet, dessen Bestände offenbar schon fast verschwunden sind. Nur in sehr seltenen Fällen wird jedoch etwas gegen die illegale Fischerei unternommen.
Um den vielfältigen Risiken vorzubeugen, sollte nun ein Wasserschutzgebiet von 1,6 Millionen Quadratmetern festgelegt werden. Zusätzlich wollte die Antarctic Ocean Alliance, der rund 30 Umweltschutzorganisationen angehören, ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten gründen, das weitere 1,9 Millionen Quadratmeter oder 40 Prozent der antarktischen Gewässer unter Schutz stellen würde. Rund 1,2 Millionen Personen weltweit, sowie zahlreiche Umweltschutzorganisationen, haben sich in den letzten Wochen für das weltweit grösste Meeresschutzprojekt ausgesprochen. An den Verhandlungen in Hobart (Australien) haben die Mehrheit der 24 Mitgliederstaaten der Antarktiskommission, darunter die EU, die Initiative befürwortet. Dennoch scheiterte diese am Widerstand von China, Japan, Südkorea, Russland und der Ukraine, die alle in der Region aktiven Fischfang betreiben: ihr kurzsichtiges Verhalten gilt der Befriedigung finanzieller Ziele. Die Frustration über die Niederlage ist gross. „Erneut zeigt sich, wie gering das Interesse am Meeresschutz und wie groß der Einfluss der international agierenden Fischereiindustrie ist“, sagt Greenpeace Meeresbiologe Thilo Maack. Das Projekt sei, wie viele andere auch, „als Adler gestartet und als Brathähnchen gelandet.“
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