Der diesjährige Jurypreis wurde dem Finanzunternehmen Goldmann Sachs verliehen. Für den Publikumspreis hat die niederländisch-britische Ölfirma Shell klar die meisten Stimmen eingeheimst. Shell bekam den Schmähpreis für seine zweifelhaften und sehr risikoreichen Ölförderprojekte, und besonders für die hochriskante Suche nach fossilen Brennstoffen in der Arktis.
Bohrungen in diesem sehr sensiblen und gefährdeten Gebiet bringen unzählige Risiken mit sich. Bei einer möglichen Ölkatastrophe könnte auslaufendes Öl gemäss Spezialisten praktisch unmöglich aus dem Eismeer entfernt werden und hätte somit katastrophale Folgen. Shell erklärt, zahlreiche Pläne zum Umgang mit auslaufendem Öl im Eis erarbeitet zu haben, lässt aber gleichzeitig durchblicken, dass die technischen und umweltbedingten Schwierigkeiten der Ölexploration in der Arktis immens sind. Auch die US-Regierung schätzt die Wahrscheinlichkeit einer grossen Ölkatastrophe im arktischen Ozean vor Alaska als ausserordentlich hoch ein.
Dass die Risikoabwägung des Unternehmens mangelhaft ist, zeigt die grosse Anzahl an Pannen, die das Pilotprojekt schon bereits vor dem Beginn der Bohrungen verursacht hat. Erst kürzlich hat sich beispielsweise vor der Küste Alaskas durch einen Sturm eine Ölbohrinsel losgerissen und ist auf Grund gelaufen. Dass dabei offenbar kein Öl ausgelaufen sei, ist keineswegs auf die Sicherheitsvorkehrungen der Firma zurückzuführen, sondern offenbar reiner Zufall. Ein allfälliger Unfall hätte verheerende Folgen für die biologische Vielfalt der ganzen Region, wo sich die seltenen Lebensräume von Eisbären, Moschusochsen, Bart- und Bandrobben, Grönland- und Blauwal, von Fischarten wie Seesaibling und Lachshai, sowie von Vögeln wie des Gerfalken, des Weisskopfseeadlers und des Trompeterschwans befinden.
Shell hat 4,5 Milliarden Dollar in ein unsinniges, hochriskantes Projekt investiert und damit nur Probleme geschaffen.
Kumi Naidoo, Direktor Greenpeace International
Shells Ölprojekt ist überhaupt nur möglich aufgrund des von Shell mitverantworteten Klimawandels, der die Eisschmelze in der Arktis in beunruhigender Geschwindigkeit forttreibt. Jedes arktische Ölprojekt verursacht wiederum CO2-Emissionen und lässt so zusätzlich arktisches Eis schmelzen. Kumi Naidoo, Direktor von Greenpeace International, betont: „Shell hat 4,5 Milliarden Dollar in ein unsinniges, hochriskantes Projekt investiert und damit nur Probleme geschaffen.“ Das vermutete, nur geringe Ausmass an Ölvorräten in der Arktis steht in keinem Verhältnis zu den Gefahren und potenziellen irreversiblen Schäden der dortigen sensiblen Ökosysteme.
Shell's CEO Peter Voser betont in einem Interview, dass die Ölförderung in der Arktis unentbehrlich sei für die wachsende Weltbevölkerung und ihre Bedürfnisse. Von einem Umstieg auf erneuerbare Energiequellen ist nicht die Rede. Umso mehr begrüssen Greepeace und die Erklärung von Bern die Wahl des diesjährigen Siegers des Public Award, der bereits im Jahr 2005 an der Spitze lag. „Die Publikumswahl zeigt, dass die Öffentlichkeit ein wachsames Auge auf Shell hat und dessen ruchloses Vorgehen auch in Zukunft sanktionieren wird,“ meint Kumi Naidoo.
Interessante Links:
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