Konkret sollen rechtliche Anpassungen getätigt werden, um zum Schutz von Mensch und Natur die Lichtemissionen zu senken. Gemäss dem kürzlich veröffentlichten Bericht, soll die «zweckmässige Handhabung für mobile und ortsfeste Beleuchtungsanlagen» schweizweit reglementiert werden. Bisher begrenzt sich die gesetzliche Regelung nur auf sieben Kantone.
Dies ist ein wichtiger Schritt, denn die Lichtemissionen haben in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Der Anstieg sei mit sechs bis neun Prozent pro Jahr exponentiell, betont René Kobler, Vizepräsident der Organisation Dark Sky Switzerland. Im Jahr 2000 sei es in den Schweizer Nächten bereits doppelt so hell gewesen wie noch 1990, obwohl die Bevölkerung in dieser Zeit um „nur“ sieben Prozent gewachsen ist. Mittlerweile leben alle Schweizer sowie 99 Prozent der Europäer unter lichtverschmutztem Himmel, und bereits die Hälfte kann die Milchstrasse von zuhause aus nicht mehr erkennen. Diese grosse Zunahme dürfte auf den billigen Strompreis, sowie auf kulturelle Prozesse zurückzuführen sein. Licht wirkt positiv, stärkt die Orientierung und bewirkt ein Gefühl von Sicherheit.
Doch die Dauerbeleuchtung missfällt nicht nur den Astronomen und Sterneliebhabern, sondern auch Zugvögeln und Insekten. Bei Nebel werden die Tiere von den Lichtern irritiert, was regelmässig zu tragischen Unfällen kommt. Die Vögel werden vom Licht angezogen, kommen vom Weg ab und kollidieren regelmässig mit Gebäuden. Gemäss Christian Cajochen, Universitäre Klinik Basel, sind in Deutschland kürzlich in nur einer Nacht 11'000 Zugvögel von einem beleuchteten Gewächshaus angezogen worden und gelandet. Andernorts, z.B. in Nordamerika ist die Lage aber noch weit schlimmer. Viele hohe und hell erleuchtete Gebäude, wie Sendetürme und Wolkenkratzer, führen regelmässig zu Massenkollisionen. Schätzungen zufolge sterben dabei in Nordamerika insgesamt mehr als 100 Millionen Zugvögel im Jahr. Auch Insekten fallen dem künstlichen Licht zum Opfer. Die Sterberate von Flöhen, Mücken, Fliegen und Falter, die vom Licht angezogen werden und dann verglühen, ist schwer zu berechnen, dürfte in der Schweiz aber bei mehreren Milliarden pro Sommer liegen.
Im Jahr 2000 war es in der Nacht bereits doppelt so hell als noch 1990
René Kobler, Vizepräsident Dark Sky Switzerland
Licht hat auch einen sehr wichtigen Einfluss auf uns Menschen. Diversen Studien zufolge beeinflusst künstliche Beleuchtung unseren Hormonhaushalt erheblich. Die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin wird durch abendliche künstliche Beleuchtung nachweislich durcheinandergebracht, was unter anderem Schlafstörungen auslösen kann und möglicherweise, so Cajochen, sogar die Gene beeinflusst.
René Kobler betont, dass die Natur und so auch der Mensch durch das künstliche Licht zwar nicht ganz aus dem Gleichgewicht gebracht werden, aber dass es „ein weiterer Nadelstich ins Ökosystem“ bedeute. Überdies sind langfristige gesundheitliche und ökologische Folgen weitgehend unbekannt und schwer abzuschätzen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass ein Umdenken in der Bevölkerung stattfindet und die nicht funktionalen Beleuchtungen reduziert werden. Wie der Bericht des Bundesrates zeigt, findet dieses Umdenken nun offenbar langsam statt. Verschiedene Umfragen in der Bevölkerung offenbaren zudem, dass viele Leute die nächtlich erleuchteten Schaufenster, Werbeplakate und Berggipfel für unnötig halten oder sogar als störend empfinden.
Weiterführende Informationen:
Merkblatt zur Lichtverschmutzung.
Radiobeitrag Doppelpunkt DRS 1.
Dark Sky Switzerland.
Empfehlungen zur Vermeidung von Lichtemissionen (Bundesamt für Umwelt).
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