Insgesamt fallen gemäss der Weltnaturschutzorganisation (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources – IUCN) jährlich rund eine Million Seevögel und 100'000 Meeressäuger dem Abfallproblem im Meer zum Opfer. In den Meeren haben sich wahrscheinlich bereits mehr als 100 Millionen Tonnen Müll angesammelt. Demnach gibt es in bestimmten Meeresregionen sechs Mal mehr Plastik als Plankton. Im berühmten Meeres-Abfallstrudel „Great Pacific Garbage Patch" liegt die Konzentration sogar bei 60:1!
Das hat drastische Folgen für die Meeresbiologie. Schildkröten beispielsweise verwechseln die im Wasser treibenden Plastiksäcke mit ihrer Lieblingsnahrung, den Quallen. Dadurch erleben die Schildkröten zwar ein langfristiges Sättigungsgefühl, verhungern jedoch früher oder später. Eissturmvögel erleiden dasselbe Schicksal: sie verwechseln die unverdaubaren Plastikstücke mit den Sepiaschalen von Tintenfischen. Bei rund 600 verstorbenen Eissturmvögel aus der Nordsee wiesen 95% im Schnitt 44 Plastikteilchen mit einem Gewicht von 0,33 Gramm auf.
Unglücklicherweise verheddern sich zudem viele Tiere in Plastikfetzen und verlorenen Netzen. In den meisten Fällen können sie sich nicht selber aus den gefährlichen Fallen befreien und verenden. Möglicherweise verstricken sich die Tiere, besonders Seevögel und Schildkröten, sogar in Sixpack-Getränkeverpackungen und ersticken. In den Geisternetzen verfangen sich nach und nach immer mehr Fische.
Auch die Pflanzen werden von den Plastikbergen sprichwörtlich erstickt. Die im Sediment am Meeresgrund lebenden Organismen werden davon bedeckt und erhalten nicht mehr genug Sauerstoff. Aufgrund der Langlebigkeit des Plastiks kann sich die Meeresökologie nicht mehr erholen.
Da sich Kunststoff im Wasser langsam bewegt, reichern sich Moostierchen, Seepocken, Borstenwürmer und Weichtierchen auf den Abfällen an. Ein solcher Gifttransport stellt eine potenzielle Gefahr für die Artenvielfalt dar. Der Meeresbiologe David Barnes vom British Antarctic Survey befürchtet, dass endemische Arten von fremden Arten auf Plastikabfällen vertrieben werden, was ein enormer Verlust für die Biodiversität bedeuten könnte.
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