Ungefähr 80 bis 90 Prozent der Setzlinge werden für die konventionelle Gemüseproduktion in die Schweiz importiert, bei Biogemüse sind es ca. 50 Prozent. Die Jungpflanzen werden im Auftrag von Grossbetrieben, hauptsächlich niederländischen Firmen, weltweit angebaut (Marokko, Portugal, Frankreich, Holland …). Von dort transportiert man die jungen Pflanzen, z.B. 12 Wochen alter Lauch aus Marokko, mit LKWs zu Schweizer Gemüseproduzenten, die sie hier einpflanzen, ernten und als Schweizer Gemüse weiter verkaufen. Laut Schweizer Gesetz ist ein Produkt nur dann als fremdländisch zu kennzeichnen, wenn der ausländische Anteil über 50 Prozent ist; Gemüse muss lediglich in der Schweiz geerntet werden.
Auch die Organisation „Suisse Garantie“ mit ihrem gleichnamigen Gütesiegel, welches 100-prozentige SWISSNESS suggeriert, ist entweder mit einem 80-prozentigen Schweizer Anteil, oder einem 80-prozentigen Zuwachs des Erntegutes zufrieden. Nach den Richtlinien von "Bio Suisse" reicht es aus, wenn mindestens eine Kulturmassnahme (z.B. Umtopfen oder Stecken), sowie die Hälfte der Kulturdauer in der Schweiz erfolgen.
Damit die Jungpflanzen durch den langen Transport keine nachhaltigen Nährstoffeinbussen und keinen grossen Schaden davon tragen, züchtet und verfrachtet man sie in Torfwürfeln. Torf, ein Moorsubstrat, ist auf Grund seines sehr hohen Nährstoffgehalts besonders effektiv; die Verwendung ist aus ökologischer und Naturschutzsicht allerdings sehr bedenklich. Moorgebiete gehören zu den stark gefährdeten, aber besonders schützenswerten und sehr wertvollen Biotopen. Der Torfabbau und das damit verbundene Trockenlegen der Moore zerstört nicht nur diese einzigartigen Lebensräume irreversibel, sondern, durch die damit verbundene Freisetzung von Kohlendioxid und Methan, wird auch aktiv zum Klimawandel beigetragen. Eines der sehr schwachen Argumente für den Setzlingsimport ist, dieses – selbst vom „Bio Suisse“ Präsidenten der Fachkommission Gemüse geäussert – dass man die Aufzucht in das Ausland verlegen müsse, da das Torfvorkommen in der Schweiz geschützt sei…
… als ob die Moorgebiete in anderen Ländern weniger schützenswert und selten wären …
Als weiteres Pro-Argument wird behauptet, dass sowohl die Anzucht, als auch der Transport im und aus dem Ausland viel ökologischer sei, da man in der Schweiz die dafür notwendigen Gewächshäuser beheizen müsste. Dies würde viel mehr Energie verbrauchen und Emissionen freisetzen…
… als ob das Klima in Holland, Frankreich oder Deutschland es zulassen würde, reinen Freilandanbau zu betreiben und keine beheizten Treibhäuser erforderlich wären …
Zudem sei es ökonomischer und profitabler, da eine Anzucht in der Schweiz, mit zu hohen Kosten verbunden wäre, die der Verbraucher angeblich nicht bereit wäre zu bezahlen.
Nicht-saisonales Gemüse wird zwar importiert, aber auch als solches deklariert. Doch entscheidet man sich als VerbraucherIn dafür, saisonales Gemüse zu kaufen, wie an vielen Stellen dazu aufgefordert wird, sollte man eigentlich davon ausgehen können, dass dieses zu 100 Prozent im Inland produziert wurde; also vom Saatgut-, über das Setzlingsstadium bis hin zum erntefertigen Gemüse…
…als ob es nicht möglich wäre, die Produkte mit dem Herkunftsland der Setzlinge zu deklarieren …
Auffällig ist, dass man zu diesem Thema nahezu keine Zahlen und Belege findet, weder von offiziellen Stellen, noch von entsprechenden Organisationen. Kann es sein, dass dies so gewollt ist? Ebenso ist erstaunlich, dass Reaktionen von sämtlichen Institutionen auf die kürzlich, allerdings lediglich in drei Tageszeitungen erschienenen Artikel, ausbleiben…
Weiterführende Links:
Blick Online: Peter Hossli: "Sogar Bio! Schweizer Gemüse kommt aus Afrika", 03. März 2013.
Zürcher Unterländer. Andreas Frei: "Kein «Bschiss» beim Bauern", 04. März 2013.
Webseite der Firma HaWaLo Swiss GmbH.
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