Der eben veröffentliche Jahresbericht der Bio Suisse zeigt, dass der Absatz von Bioprodukten in der Schweiz im letzten Jahr um mehr als fünf Prozent auf 1,83 Mrd. Franken gestiegen ist. Der Biomarkt macht so mittlerweile mehr als 6 Prozent des gesamten Schweizer Lebensmittelmarktes aus. Zu den grössten Warengruppen zählen neben den Eiern, Frischbrot, Obst und Gemüse seit 2012 auch Fleisch- und Fischerzeugnisse, welche im letzten Jahr um nahezu 15% zugelegt haben. Der Anteil der Bio-Eier liegt weiterhin bei rund 20% und derjenige des Gemüses ist auf über 10% gestiegen.
Doch obwohl der Konsum von biologisch produzierten Lebensmitteln im letzten Jahrzehnt konstant zugenommen hat, war die Anzahl der Schweizer Biohöfe lange leicht rückläufig. Erst 2011 haben erstmals wieder mehr Betriebe nach Bio-Richtlinien produziert; im Jahr 2012 wurden über 200 Neuanmeldungen registriert. Mit den neuen Höfen ist auch die biologische Landwirtschaftsfläche leicht gewachsen und beträgt neu 11,6% der gesamtschweizerischen Agrarfläche.
Doch aufgrund der steigenden Nachfrage und fehlenden Kapazitäten kommt es bei den Bio-Bauern immer öfter zu Produktionsengpässen. Deshalb müssen Rohstoffe zunehmend aus dem Ausland importiert werden: rund ein Viertel der Rohstoffe, welche mit der Knospe zertifiziert sind, stammten 2012 offenbar aus Importen. Insbesondere biologisch produzierte Ölsaaten wie z.B. Soja, welche als Futtermittel oder für Produkte wie Sojamilch eingesetzt werden, importieren die Hersteller zu einem grossen Teil aus Übersee, ein Grossteil davon aus China. Auch knospenzertifiziertes Gemüse wird bereits zu rund zehn Prozent importiert. Dabei handelt es sich nicht nur um Ware, die aus klimatischen Gründen nicht in der Schweiz produziert werden kann, sondern auch um Karotten und Blumenkohl.
Immer mehr Schweizer Bio-Bauern stehen dem zunehmenden Import von biologischen Lebensmitteln kritisch gegenüber. Die Auszeichnung von ausländischen Bioprodukten mit der Knospe sei nur vertretbar, «wenn die Produkte aus dem Ausland auch wirklich die Schweizer Normen vollumfänglich erfüllen», betont Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands. Oft stellen sich die Umsetzung und die Kontrolle der hohen Knospe-Standards im Ausland jedoch als schwierig heraus. Auch die langen Transportwege oder der Import von Setzlingen für die Gemüseproduktion sollen hinterfragt werden (vgl. In Torf gebettete Jungpflanzen auf dem Weg in die Schweiz, 7.3.2013).Im letzten Jahrzehnt hat sich der Absatzmarkt von Bio-Lebensmitteln in der Schweiz mehr als verdoppelt.
Bio Suisse rechtfertigt die Importe u.a. mit der „konstanten Versorgung“ der Konsumenten. Man könne z.B. Biokarotten bei einem Engpass in der Schweizer Produktion nicht einfach aus dem Regal nehmen, denn damit verliere man Kunden. Zudem würden die ausländischen Betriebe streng kontrolliert, sodass auch dort die Schweizer Kriterien „möglichst“ erfüllt werden könnten. Einige Kompromisse müssen jedoch trotzdem eingegangen werden, gesteht der Verband ein. Beispielsweise muss ein Biohof in der EU im Gegensatz zu der Schweiz nicht komplett biologisch produzieren und kann so z.B. Bio-Gemüse und gleichzeitig Milch aus konventioneller Haltung anbieten. Die Umweltbelastungen aus dem Transport sind zwar bedenklich, werden aber erheblich reduziert, indem Importe aus dem nahen Europa vorgezogen werden und Flugzeugtransporte grundsätzlich verboten sind.
Als Konsument sollte man sich bewusst sein, dass auch „Bio“ nicht immer die „Heile Welt“ bedeutet, und im Auge behalten, wie regional und ökologisch bestimmte knospenzertifizierte Produkte tatsächlich sind (vgl. Bio und gut?, 28.2. 2013). Dennoch bemüht sich die Knospe generell um eine möglichst nachhaltige Produktion – was auf die konventionelle Landwirtschaft kaum zutreffen dürfte.
Weiterführende Infos
Bio Suisse Jahresbericht 2012 (pdf)
Bio Suisse: Bio in Zahlen
SRF Radio Tagesgespräch mit Martin Bossard, Leiter Politik Bio Suisse, 10. Apr 2013
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