Reste von Reinigungsmitteln, Pestiziden, Arzneimitteln, Hormonen – der Cocktail aus unterschiedlichsten Mikroverunreinigungen aus Industrie und Haushalten belastet Schweizer Gewässer zunehmend. Während der Einfluss der kleinen Verunreinigungen auf die menschliche Gesundheit nicht abschliessend geklärt ist, leiden Wasserlebewesen bereits unter Konzentrationen von wenigen Mikro- oder Nanogramm pro Liter.
Viele der Mikroverunreinigungen entfalten bei Wasserorganismen dieselbe Wirkung, die für die ursprüngliche Anwendung geplant war. Zum Beispiel unterbinden Spuren von Herbiziden die Fotosynthese von Algen. Rückstände der Antibabypille, die über den Urin in Flüsse und Seen geraten, führen zu Unfruchtbarkeit bei männlichen Forellen. Auch Mikroplastik, zum Beispiel aus Kosmetikprodukten, kann den Hormonhaushalt der Fische durcheinander bringen.
„Eine zusätzliche Behandlung des Abwassers mit Ozon oder Pulveraktivkohle eliminiert mindestens 80 Prozent der Mikroverunreinigungen aus dem Rohabwasser. Die Qualität des gereinigten Abwassers verbessert sich signifikant“.
Bundesamt für Umwelt (BAFU)
Als Wasserschloss von Europa trägt die Schweiz eine besonders hohe Verantwortung für sauberes Wasser. Als Massnahme hat der Nationalrat eben beschlossen, rund 100 der 700 Schweizer Kläranlagen zu modernisieren. Dafür setzt er sich allerdings eine Frist von 20 Jahren! Die Sanierung betrifft hauptsächlich grössere Anlagen in Stadtnähe, die besonders hohe Schadstoffmengen in die Gewässer entlassen. Ziel ist, bei den 100 nachgerüsteten Kläranlagen mindestens 80 Prozent der Mikroverunreinigungen herauszufiltern, so Michael Schärer, stellvertretender Sektionschef im Bundesamt für Umwelt und Verantwortlicher für Mikroverunreinigungen. Herkömmliche Kläranlagen beseitigen rund 40 Prozent der Mikroverunreinigungen.
Vorgesehen ist der Einbau einer zusätzlichen Reinigungsstufe. Dabei sollen Methoden wie die Ozonung oder die aus der Trinkwasseraufbereitung bekannte Adsorption an Pulveraktivkohle, mit der Grossteil der Kleinstverunreinigungen aus dem Wasser gefiltert werden kann, zum Einsatz kommen.
Die Gesamtkosten für das Vorhaben belaufen sich auf 1,2 Milliarden Franken. Für einen Viertel der Summe sollen die Betreiber der betroffenen Anlagen selber aufkommen. Für die übrigen drei Viertel zahlt die Bevölkerung mit einer Abwasserabgabe von 9 Franken pro Person und Jahr. Damit erhält der Bund jährlich 45 Millionen Franken, die er zur Unterstützung der Umrüstung einsetzen will.
Kommentare (0) anzeigenausblenden