Ikea rodet Urwald für Billigmöbel

Der Möbelriese Ikea beteuert seine «Liebe zum Holz» mit dem Versprechen, für seine Möbel Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu nutzen. Tatsächlich rodet Ikeas Tochterfirma Swedwood aber jährlich über fünf Quadratkilometer eines umweltrelevanten Urwaldes in Nordrussland – dafür wurde ihr nun das FSC-Zertifikat entzogen.

Ikea-Möbel besitzen durchschnittlich einen Holzanteil von 60%. Bei jährlich rund 100 Millionen verkauften Möbelstücken und fast 14 Millionen Kubikmetern verarbeitetem Holz,  fallen dem Möbelhersteller riesige Waldflächen zum Opfer.

Ein Teil des Holzes wird von der Ikea-Tochter Swedwood in der Region Karelien im Nordwesten Russlands geschlagen. Dort hat der Konzern rund 300‘000 Hektar eines besonders artenreichen Urwalds gepachtet. Der Wald besteht aus Bäumen, die teils bis zu 600 Jahre alt sind und stellt einen wichtigen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten dar. Die russischen Urwälder speichern ausserdem riesige Mengen an CO2 und sind damit für das Klima ebenso wichtig wie die tropischen Regenwälder. Laut einer russischen Nichtregierungs-Organisation, die sich für den Waldschutz in Karelien einsetzt, sind bisher bereits 90% des ursprünglichen Urwaldes verschwunden. Die tonnenschweren Maschinen des Möbelherstellers durchpflügen den weichen, sumpfigen  Boden grossflächig. 800 Bäume kann ein solches Ungetüm pro Tag fällen! Übrig bleibt eine karge Einöde. Aufgrund des kühlen Klimas wachsen die Bäume in Nordrussland sehr langsam. Es wird Jahrzehnte dauern, bis sich das Gebiet auch nur annähernd vom Kahlschlag erholt.

Bisher rechtfertigte Ikea die Abholzungen in Karelien damit, dass die Urwaldgebiete von der Organisation Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert worden sind. Der FSC entwickelte einen allgemeinen und länderübergreifend einheitlichen Standard, der aus zehn Prinzipien und Kriterien besteht. Ein FSC-Zertifikat erhält, wer Rohstoffe aus verantwortungsvoll und nachhaltig bewirtschafteten Wäldern verwendet.

„Grundsätzlich dürfen gemäss FSC® keine Naturwälder gerodet werden. Vielmehr geht es darum, kontrollierte und nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben und bestehende Wälder zu schützen.“
Lambert Liesenberg,
Geschäftsführer Life Forestry Group

Unter dem Motto «Wohnst du noch oder zerstörst du schon?» haben bereits 2012 verschiedene Organisationen wie der „Verein Rettet den Regenwald“ und der „FSC-Watch“ eine Protestaktion gegen die zertifizierte Abholzung lanciert.  180‘000 Unterschriften konnten Ende 2012 bei Ikea eingereicht werden.
Anfang 2014 verlor Sweedwood Karelia das Zertifikat für seine Waldkonzession. Vertreter der russischen FSC-Organisation hatten bei einer Überprüfung viele gravierende Mängel festgestellt.

Der Möbelgigant hat Verbesserungsmassnahmen angekündigt und will das FSC-Zertifikat zurückerobern. Roland Furrer von FSC-Schweiz ist allerdings skeptisch, ob dies so bald gelingt, da es sich durchaus um happige Verstösse handelt. Es stellt sich darüber hinaus die Frage, ob es überhaupt machbar ist, den kolossalen Holzbedarf von fast 14 Millionen Kubikmetern umwelt- und sozialverträglich zu produzieren. 

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