Die Schweizer Raffinerien haben weltweit einen sehr guten Ruf. Die Schweiz wurde allerdings nicht deswegen zu einem der weltgrössten Handelszentren. Wegen der äusserst moderaten Steuerpolitik, der Tendenz der Bevölkerung zur Verschwiegenheit und wenig Regulation bzw. Kontrolle seitens des Staats, zieht die Schweiz Handelsfirmen an "wie ein Dunghaufen Fliegen"(Zitat EvB). Nicht selten werden dabei die Graubereiche der Gesetze genutzt. Für den Ruf der Schweiz könnte dies gefährlich werden. Es kommt dabei nämlich nicht selten zu Korruption, aggressiver Steuerhinterziehung, Spekulationen und Menschenrechtsverletzungen. Minenarbeit, Ölproduktion und industrielle Landwirtschaft beeinflussen die Lebensqualität und die Gesundheit von Millionen Menschen, da ihr Land verbraucht und ihre Erde sowie ihr Wasser verschmutzt werden. Würde sich die Schweiz für mehr Fairness einsetzen, könnten die Lebensbedingungen von unglaublich vielen Menschen verbessert werden.
"Reden ist silber, Schweigen ist Gold?“
Der Rohstoffhandel beeinflusst folgende Problematiken und sollte deshalb unbedingt genauer kontrolliert werden: Ölpreisboom, Essenskrise, Vertreibungen / Zwangsräumungen, Umsiedlungen, Verteilungssicherheit, Preisspekulation, CO2-Emissionen, Land Grabbing und Konflikte um die Arktis. Die Menge an Handelsgut, die in der Schweiz selbst bleibt, ist gänzlich insignifikant. Das meiste Handelsgut geht sogar nur auf dem Papier durch die Schweiz, ist aber nie physisch da. Anders beim Gold; das wird tatsächlich in der Schweiz verarbeitet.
Die EvB hat recherchiert
In Südafrika (1970er und 80er) hat das Apartheid-Regime mit der Schweiz Goldgeschäfte gemacht. In Peru entstehen 20t Abraum für jeden goldenen Ehering. Die Schweiz ist der drittgrösste Handelspartner von Peru (nach den USA und China) und 99 % dieses Handelsguts ist Gold. Neben der Umweltverschmutzung und den verheerenden sozialen Bedingungen steht die Peruanische Goldproduktion auch im Ruf, der Geldwäsche und dem Drogenhandel zu dienen. Human Rights Watch hat 2005 hervorgehoben, dass die Schweiz eine Schlüsselrolle spielt im Umsetzen von Gold aus der Demokratischen Republik Kongo (ehemals Zaire). Der UNO-Sicherheitsrat hatte zu dieser Zeit ein Embargo ausgesprochen. Trotzdem schafften es mutmasslich 70 % des geschürften Goldes in die Schweiz. In Mali wird das Gold vorwiegend von Kindern mit mittelalterlichen Methoden gefördert. Zwischen Januar 2009 und Mai 2011 wurde 60 % des Mali – Golds in die Schweiz exportiert.
Es ist ein fundamentaler Widerspruch: Die meisten rohstoffreichen Länder (Kongo, Sambia) sind und bleiben sehr arm. Ein grosser Teil der Energie- und Metall-Ressourcen sowie der Agrarrohstoffe stammen aus Entwicklungsländern. Dort leben 300 Millionen Menschen in Armut, also von weniger als zwei Dollar täglich. Käme der Rohstoff-Reichtum effektiv der Bevölkerung der Förderländer zu Gute, könnten bis in 15 Jahren mehr als 500 Millionen Menschen den Weg aus der Armut finden.
Das Vermögen der sechs Top-Manager von Glencore war 2011 höhter als das jeweilige Bruttoinlandprodukt der 96 ärmsten Länder der Welt.“ Quelle: Erklärung von Bern
Die Erfahrung hat gezeigt, dass Schweizer Firmen auch dann noch gerne Geschäfte im Ausland machen, wenn andere Staaten schon ein Embargo gegen den Handelspartner beschlossen haben. Solange man sich im Nachhinein unwissend über die Missstände bei der Produktion oder überhaupt der ursprünglichen Herkunft der Ware zeigt, hat man als Firma in der Schweiz nichts zu befürchten. Auf der Gegenseite sind die betreffenden korrupten Regierungen nur allzu oft bereit für den persönlichen Reichtum und den Machterhalt, das eigene Volk zu opfern.
Gold: Einfach und sicher
Laut finanzen.net ist der Kauf von Gold für Anleger einfach und sicher. Einziger Punkt, den man beachten müsse: Man solle nur von bekannten Herstellern kaufen, dass man keine gefälschte Ware bekomme. Die Herkunft und die Produktion werden verschwiegen. Zahlen zu Umsätzen werden hingegen gerne publiziert. Weltweit werden 2‘500 t Gold neu gefördert. 145'000 t sind schon im Umlauf; 8 % in Banken, 16 % bei Privaten, die Hälfte als Schmuck und 12 % in der Kunst. Schätzungsweise wären noch 30 Mia. t Gold in der Erdkruste, aber meist in so kleinen Konzentrationen, dass sich der Abbau nicht lohne. In den bekannten Lagerstätten befänden sich noch ca. 55‘000 t. Laut beobachter.ch werden in der Schweiz jährlich sogar gegen 3000 t umgeschlagen. 2013 exportierten die sechs Schweizer Goldraffinerien also Gold im Wert von 120 Mia. Franken. So viel wie die Pharma-, Uhren und Maschinenindustrie zusammen.
Die meisten Firmen, die mit Erzen und Metallen handeln, zahlen ihre - im Vergleich zum Umsatz und Gewinn - mickrigen Steuern in Genf oder Zug. Die Erlöse im Rohstoffsektor sind zwischen 2001 und 2011 um das 14-fache gestiegen. Wie gross wohl die Lohnerhöhung der Menschen war, die überall auf der Welt ihre Körper beim Abbau von Gold-Erz schinden und sich selbst sowie den Boden, beim Herauslösen des Goldes aus dem Gestein, mit Quecksilber vergiften?
Weitere Informationen:
Topaktueller EvB-Artikel: 10.9.15 Schmuggelgold aus Kinderarbeit
Commodities (Sachbuch dt: Rohstoff - das gefährlichste Geschäft der Schweiz)
Beobachter: Gold ist Schweigen
Konzernverantwortungsinitiative
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