Im Jahr 2014 verzeichnete die Schweiz fast 36 Millionen Logiernächte. Das entspricht einer Nettobettenauslastung von 42.2 %. Die Region Zürich sowie Genf waren mit über 50 % die Spitzenregionen, Jura & das Drei-Seen-Land sowie die Region Fribourg mit rund 30 % die am schwächsten ausgelasteten Regionen. Die Bruttoauslastung der Betten schwankt von Jahr zu Jahr um 1-2 % und befindet sich zurzeit auf dem Niveau von 1992 und 2000.
Bisher: Natur oder Kultur
Da die EU der grösste Auslandsmarkt für den Schweizer Tourismus ist, spüren vor allem die alpinen Regionen einen Rückgang: Im restlichen Alpenraum findet man das gleiche oder bessere Angebot zu günstigeren Preisen. Hingegen sind kulturell aktive Regionen, die vor allem als Tagungs- und Festivalorte fungieren, weiterhin gut besucht.
Dies hängt auch mit der Tourismuspolitik zusammen. Im Ausland wird die Schweiz in neuerer Zeit vor allem als Kulturort beworben. Ausserdem müssen die alpinen Hotels auch grosse Kultur-Abgaben an die Ballungszentren leisten. Zudem sind ab und zu Gäste unzufrieden: Wenn man den Radius in Hotelsuchmaschinen vergrössert, werden bald auch Hotels in der Höhe angezeigt. Die Touristen realisieren dann erst vor Ort, dass 100 km in der Schweiz eben eine grössere Distanz sind als anderswo. Die Folge davon sind unzufriedene Besucher, die nicht in die Natur, sondern in die Kultur hätten eintauchen wollen.
Potentiell: Natur und Kultur
Der Rückgang der Tourismuszahlen im Alpenraum könnte eine Chance sein, die Nutzung der Schweizer Alpen neu auszurichten. Wir gehen in diesem Fall mit Werner Bätzing einig, dass nur eine auf Subsistenz ausgerichtete Mischnutzung nachhaltig sein kann. Wirtschaftlichkeit, Tourismus, Energieerzeugung und Wildnis müssen verknüpft werden, machen als längerfristig solitär verfolgte Ziele wenig Sinn.
Im Sinne der Biodiversität sollte die bisherige landwirtschaftliche Alpnutzung (Wildheuen etc.) unbedingt weitergeführt, beziehungsweise wieder eingeführt werden. Ausserdem wäre es auch wünschenswert, weitere Gebiete als Nationalparks auszuscheiden und somit – wenigstens teilweise – sich selber zu überlassen. (Im internationalen Vergleich steht die Schweiz mit einer Schutzfläche von gerade einmal 6.2 % abgeschlagen auf den hinteren Rängen.) Solche Anstrengungen sind schon lange im Gange, stossen aber immer wieder auf erbitterten Widerstand. Die Anwohner haben Angst, zu stark mit Verboten eingeschränkt zu werden.
Diese Sorgen sind, vor allem in den wirtschaftlich schwächeren Regionen, die von der Ausrufung von Naturschutzflächen am stärksten betroffen wären, verständlich. Sie verkennen jedoch die vielseitigen touristischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Chancen, die sich aus dem modernen Naturparkverständnis ergeben. Denn eine ‘Auszonung‘ von nutzbaren Flächen zu unberührbaren Schutzzonen ist dabei nicht das Ziel. Eine nachhaltige, zukunftsfähige Bewirtschaftung aber sehr wohl.
Schutzfläche in der Schweiz 2013
Total 6.19% der Landesfläche. Davon sind...
3.60% Eidgenössische Jagdbanngebiete
0.54% Wasser- und Zugvogelreservate
0.52% Trockenwiesen und -weiden
0.34% Amphibienlaichgebiete
0.54% Auen
0.46% Flachmoore
0.04% Hoch- und Übergansmoore
0.41% Nationalpark
Nicht in dieser Statistik enthalten sind Waldreservate welche zurzeit 4.8% der Schweizer Waldfläche bedecken. Bis 2030 will der Bund 10% des Waldes schützen. In Naturwaldreservaten wird nicht eingegriffen, in Sonderwaldreservaten werden gezielt bedrohte Arten gefördert.
In jüngster Zeit wird vermehrt verdichtet gebaut. Die steigende Zahl von Einwohnern und die zusätzliche Investitionswut in vermeintlich sichere Anlagewerte wie Wohnungen wird in absehbarer Zeit dazu führen, dass sich der Mensch wieder vermehrt nach der ‘wilden‘ Natur sehnt. Es ist auf weite Sicht deshalb für die Einwohner und den Tourismus förderlich, rechtzeitig in ein Mosaik von unberührter neben gut gepflegter Natur zu investieren.
Wie bei allen anderen Punkten ist auch die Energiefrage den lokalen Begebenheiten anzupassen. Der Wasserstrom ist meistenorts bereits ausgereizt. Wind- und Sonnenstrom müssen vermehrt gefördert werden. Die lokale Produktion von Strom verleiht den betroffenen Orten Unabhängigkeit und macht auch optisch mehr Sinn. Noch mehr freihängende Starkstromleitungen sind unseres Erachtens nach nicht wünschenswert.
Zwei neue Nationalparks stehen zur Diskussion. Im Gegensatz zum bestehenden Schweizerischen Nationalpark sind sie keine reinen Naturreservate, sondern bestehen aus einer Reservats-Kernzone und einer praktisch einschränkungsfreien Umgebungszone. Der Parc Adula (1064 km2) mit einer Kernzone auf der Greinaebene und im Calancatal, wäre mit 170 km2 ebenso gross wie die Gesamtfläche des heutigen NP. Der Parco Nazionale del Locarnese wäre mit 221 km2 ein ganzes Stück kleiner.
Weitere Informationen:
Statistik Waldreservate
Quelle NZZ Künftige Nationalparks
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