Was in Japan bereits seit über 50 Jahren weit verbreitet ist, stösst seit den 60er Jahren zunehmend auch in Nordamerika und Europa auf Begeisterung. In Japan unter Teikei bekannt (food with the farmer's face on it), wird das Konzept des gemeinsamen Landbaus bei uns als regionale Vertragslandwirtschaft, oder seltener, als solidarische Landwirtschaft bezeichnet. Auf lokaler Ebene vergeben dabei Verbraucher Abnahmegarantien an Produzenten und erhalten dafür oftmals biodynamisch oder anderweitig ökologisch hergestellte Lebensmittel. Zuweilen gewähren die Kunden ihren Produzenten zinsgünstiges Darlehen, um den Aufbau des Hofes oder die Umstellung auf ökologische Produktion zu ermöglichen. Zudem helfen in den meisten Kooperativen die Abnehmer einige Stunden in der Woche/Jahr beim Anbau und der Ernte. Die Partnerschaft zwischen Erzeuger und Abnehmer ermöglicht eine lokale Produktion und Ernährung.
Oftmals werden von bestehenden Biobetrieben zwischen ein bis fünf Hektaren angemietet, welche hauptverantwortlich von einer bis zwei Fachpersonen betreut werden, die sich mit den strukturellen Aufgaben wie Anbauplanung etc. auseinandersetzen. Sie leitet die Genossenschafter an, welche bis zu zwei Drittel der Arbeiten, wie jäten, abpacken, rüsten oder waschen verrichten. Anfallende Arbeiten werden in Freiwilligendiensten von den Genossenschaftern verrichtet.
Verstärkt formulieren Konsumenten heute ihre Ansprüche an ihre Ernährung. Sie interessieren sich dafür, woher ihr Essen kommt, wer es anbaut, ob es frisch und regional ist und was dabei für die Umwelt getan werden kann. Gerade Bewohner urbaner Gegenden schätzen die Möglichkeit, mit der regionalen Vertragslandwirtschaft Zugang zu Land zu erhalten. Neben den prall gefüllten Warenkörben verschaffen sie sich so nebenbei ein umfassenderes Wissen über Nahrungsmittel und die ökologischen Zusammenhänge des Anbaus von Lebensmitteln.
Mittlerweile existieren in der ganzen Schweiz Kooperationen und gemeinschaftlich betriebene Höfe, gar in abgelegenen Gegenden wie der jurassischen Ajoie, im Val-de-Ruz bei Neuenburg oder im Wallis. Der Verband regionale Vertragslandwirtschaft (RVL) koordiniert die gemeinsamen Aktivitäten der angeschlossenen Betriebe in der Deutschschweiz.
Gemeinschaftliche Gemüseproduktion sensibilisiert für ein neues Verständnis über Landwirtschaft und Natur. Die Basisinitiativen fördern die Vision einer Landwirtschaft, welche die Umwelt respektiert und vermehrt Menschen ein Auskommen mit gerechten Löhnen und Bedingungen bieten soll. Die Sozial und Ökologisch nachhaltige Vertragslandwirtschaft wirkt Problemen entgegen, die zivilisationsbedingt verursacht werden. Themen wie Umweltzerstörung, Wegwerfkultur und Verschwendung oder Arbeitslosigkeit stehen in Zusammenhang mit der Landwirtschaft und mit der Ernährung. Die Frage nach der Ernährung vereint die unterschiedlichsten Lebensbereiche und wird Lösungen auf Herausforderungen bereithalten, denen wir als respektvolle Konsumenten und verantwortungsvolle Bürger begegnen müssen.
Weitere Informationen:
cueillettes
Ortoloco
Regionale Vertragslandwirtschaft
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