Erdöl entsteht durch einen Prozess, welcher Millionen von Jahren in Anspruch nimmt. Diese förderbaren Ressourcen sind endlich – das Fördermaximum des konventionellen Erdöls (leicht förderbar, geringe Zähigkeit, sowie geographisch günstige Lage) ist bereits erreicht. Und dennoch ist Rohöl billiger denn je. Wenn die Preisentwicklung von Rohöl den ‘normalen‘ Marktgesetzen folgen würde, würde der Barrel-Preis stetig steigen – in Anbetracht des immer knapper werdenden Angebots und der steigenden Nachfrage.
Im Rahmen der Energiestrategie 2050 möchte die Schweiz mehr auf nachhaltige Energieträger setzen. Aber gegen eine Verbrauchslenkung und Verteuerung von fossilen Energieträgern gibt es vehementen Widerstand. Man möchte so lange wie möglich von der billigen Energie profitieren – die Augen verschlossen vor den Konsequenzen. Ein marktgerechter Benzinpreis würde die Umstellung auf innovativere saubere Energie massiv beschleunigen. Denn sobald Mobilität teurer wird, werden wir gezwungen sein, diese wieder einzuschränken.
Paradoxerweise ist es der tiefe Ölpreis, der dem Natur- und Umweltschutz in die Hände spielt – zumindest kurzfristig. Letzte Woche wurde bekannt, dass der Energiekonzern Shell auf die Lizenzen zur Erkundung von Erdölvorkommen in der kanadischen Arktis verzichtet. Sie wurden an die kanadische Umweltorganisation Nature Conservancy übertragen, welche diese an die kanadische Regierung weitergab. Aufgrund des tiefen Ölpreises ist eine aufwändigere Förderung, wie dies in der Arktis der Fall wäre, in nächster Zeit nicht rentabel.
Toll – denken wir uns! Der Verzicht des Erdölförderers auf die Lizenzen eröffnet die Möglichkeit für die Errichtung eines Meeresschutzgebietes. Dennoch ist diese Entwicklung wohl mit Vorsicht zu geniessen. Das günstig förderbare Erdöl wird ausgehen. Dann werden Alternativen umso verzweifelter angegangen. Unkonventionelle Erdölförderung wird wieder attraktiver werden und Tiefseeöl, Ölsande, Schieferöl (Fracking) oder eben polares Öl wird wieder in den Fokus rücken. Regierungen werden zu diesem Zeitpunkt bestimmt auch wieder die Chance des grossen Geldes wittern und zu einer neuen Lizenzvergabe bereit sein.
Weiterführende Informationen/Quellen:
Association for the study of Peak Oil (ASPO)
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