Am bereits 34. Zürcher Lifefair Forum stellten sich Vertreter verschiedener, teils international tätiger Unternehmen einem interessierten Publikum zu Fragen zu ihrer Tätigkeit und der damit verbundenen Verantwortung für deren Folgen. Diese sind heute weit umfassender und vielfach gravierender als früher. Grundsätzlich lassen sich für Unternehmen vorerst vier Positionen herausschälen:
- Auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Unternehmen, die sich weder um das ökologische noch soziale Umfeld kümmern. Sie gehen masslos, rücksichtslos, skrupellos vor und kümmern sich um keine Vorschriften, bzw. schaffen es, diese zu umgehen.
- Unternehmen, die zwar grundsätzlich im Rahmen der Vorschriften agieren, diesen aber nur mangelhaft nachleben. Behördlicher Druck und allfällig neue Gesetze müssen Nachachtung verschaffen und die Durchsetzung oft erzwingen.
- Unternehmen, die sich korrekt an Gesetze und Vorschriften halten. Ihr Engagement geht aber niemals darüber hinaus. Oftmals betreiben sie auch eigentliches “Greenwashing“, das ein weit umweltfreundlicheres Image aufbauen soll, als die Realität belegt.
- Auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmen, denen es ein echtes Anliegen ist, sich umweltgerecht zu verhalten. Sie streben eine dauerhaft stabile Entwicklung an, die über die rein gesetzlichen Vorschriften hinausgeht, die Umwelt ebenso schützt und ihre Ressourcen schont wie die Menschenrechte achtet, dafür aber auch neue Marktchancen öffnet.
Die Palette ist breit, und wie sich zeigt, lassen sich für alle Unternehmenstypen - auch in der Schweiz - genügend Firmen finden. Während sich die einen langfristig ausrichten und dabei ihrer vollen Verantwortung bewusst sind, gibt es leider noch immer zu viele Marktteilnehmer, die den kurzfristigen Erfolg anstreben und dabei grenzenlos unverantwortlich und kurzsichtig handeln.
Die dramatischen Auswirkungen des masslosen Profits einzelner Akteure und ihrer Shareholder zum Dauerschaden vieler Menschen nach dem Motto „nach uns die Sintflut“ werden uns - auch durch Firmen schweizerischer Provenienz - beispielsweise in unwiederbringlich zerstörten Ökosystemen präsentiert als umgepflügte Landschaften, umgesiedelte Dörfer, entwurzelte Einwohner, abgeholzte Wälder, weiträumige Abraumhalden, grossflächige Sedimentationsbecken hochgiftiger Lösungssubstanzen in Brasilien, Canada, Afrika, Norddeutschland und anderswo.
Dabei geschieht ein gezielter Raubbau nicht nur an der Natur und deren (Boden-) Schätzen, sondern auch am Menschen und seiner Umwelt.
In solchen Zusammenhängen ist es schon sehr ätzend, wenn namhafte Wirtschaftsvertreter beschönigend auftreten und jegliche regulatorischen Eingriffe vehement ablehnen, um die „dynamische Selbstwirkungskraft der Wirtschaft“ nicht zu beeinträchtigen und zu stören. Die Wirtschaft regle ohne “Behinderung“ durch die Politik am Besten alles selbst; ihr sei die uneingeschränkte Handlungsfreiheit zuzugestehen, damit sie Produkte herstellen und Dienstleistungen erbringen und dadurch Arbeitsplätze schaffen könne. Menschenrechtsfragen würden ohnehin in jedem Land verschieden ausgelegt und Haftungsfragen trügen nicht zur Nachhaltigkeit bei…
Geschockt von solchen Aussagen, sei doch die Frage erlaubt, weshalb es denn zu all diesen Problemen und Umweltschäden überhaupt kommen konnte, wenn regulierende Gesetze nicht nötig seien und die betroffenen Unternehmen „immer schon Rücksicht auf ihr Umfeld“ genommen hätten und das Verursacherprinzip hochgehalten hätten…..? Bestehende Missstände seien ohnehin nur über eine prosperierende Wirtschaft zu lösen. Sollte sich der Begriff Prosperität als neue Umschreibung für Wachstum durchsetzen, können wir uns auf Einiges gefasst machen. Dass sich die Vertreter einer solchen Wirtschaft besonders aktiv gegen die anstehende Konzernverantwortungs-Initiative stellen, liegt auf der Hand.
Angesichts der globalen Situation mit Umweltschäden, Armut, Ernährungs- und Trinkwasserproblemen, Klimawandel und der zu deren Behebung beschlossenen UN Nachhaltigkeitsziele SDG 2030 dürfte dies wohl kaum der gangbare Weg sein. Insbesondere mit der Zielsetzung 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele) wird ein Paradigmenwechsel zu einem neuen Denken verlangt, der auch das Engagement als Inbegriff der Firmenkultur versteht und alle Akteure für ein effektives und gemeinsames Handeln zusammenführt.
Ein in einem anderen Kulturbereich tätiges Unternehmen muss sich lokal engagieren und hat dieselben wie im Heimatland geltenden strengen Umwelt- und Arbeitsvorschriften zu erfüllen, um glaubwürdig zu sein. Zuwiderhandlungen müssten umfassend publikgemacht und strengstens sanktioniert werden. Das Verstecken hinter einem Staatsversagen ist ebenso wenig tolerierbar wie fehlende Rechtssicherheit, Nichtwissen(wollen), Verhalten von Konkurrenten, Korruption, Druck von Aktionären usw.
Für die Verantwortung für das eigene Verhalten gibt es keine Grenzen!
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