Am alljährlich stattfindenden, vor kurzem bereits zum 32. Mal durchgeführten International Electric vehicle Symposium and Exhibition (EVS) trafen sich hunderte Fachleute, Wissenschafter, Politiker, Industrielle aus vielen Ländern im französischen Lyon und tauschten ihre neuesten Erkenntnisse für eine zukunftsverträgliche Mobilität aus. Aus allen Regionen der Welt versammelte sich damit das Wissen und die Kompetenz zu dieser bewegenden Thematik. Ziel der Veranstaltung war es, die nächsten Schritte der „transition to zero emissions“ aufzuzeigen, die so schnell wie möglich umzusetzen ist.
„Die Zukunft wird grosse und schnelle Veränderungen bringen, und die Bevölkerung wird davon betroffen sein. Lasst uns die Zukunft grossartig gestalten, indem wir unsere Anstrengungen als eine Pflicht zur Nachhaltigkeit auffassen - ökonomisch, ökologisch und sozial.“
- Espen Hauge, Präsident AVERE und Tagungspräsident EVS32
Während drei Tagen fanden 40 wissenschaftliche Vorträge in täglich jeweils zwei bis drei Vortragsblöcken und fünf parallelen Sitzungen, acht Roundtables, drei Podien und Plenarversammlungen, zahlreiche Postersessions, Fachgespräche und Diskussionsforen auf Einladung von AVERE (European Association for Electromobility) ein rege interessiertes Publikum. Fast 300 Aussteller präsentierten neueste Produkte im Bereich der Elektromobilität, vom batterieelektrisch betriebenen LKW, PW und Motorrad zum wasserstoffgestützten LKW und PW zu ungezählten –meist auffallend formschön gestalteten- Ladestationen.
Die diskutierten Themenkreise umfassten die vielfältigen Aspekte künftiger, emissionsfreier Mobilität, von den Innovationen an Fahrzeugen und Motoren, den Entwicklungen von Batterien und Ladestationen, der Wasserstoff-Technologie, der Marktsituation und –entwicklung bis hin zu Energieverbrauch und –bereitstellung, den CO2-Emissionen, den Umwelteinflüssen und generell der Urbanen Mobilität.
Auffällig sind die umfassenden Bemühungen, effizientere und weniger Mineralien benötigende oder gar andere Materialien verwendende Batterien herzustellen. Im Bereich der Brennstoffzellen-Technologie zeichnet sich ab, dass diese in Zukunft eher nicht im Personenwagen, sondern –vorallem auch aus logistischen Gründen- besonders im Bereich der Schwertransporte (LKW, Güterzüge, Schiffe, Flugzeuge) gegenüber dem batterieelektrischen Antrieb von Vorteil sein wird und sich dort durchsetzen dürfte.
Renommierte Vertreter aus Wissenschaft und Industrie ebenso wie prominente Vertreter aus der Politik trafen sich zum intensiven Gedankenaustausch in Lyon, Anbieter und Referenten aus aller Welt, nicht aber aus der Schweiz (!) – obwohl die Veranstaltung vor der Haustüre stattfand: eine erschreckende Feststellung. Zeigt sich auch hier, dass die Elektromobilität an der Schweiz vorbeifährt?
Aus der Plenarsitzung „Elektromobilitäts-Ausblick: Von der lokalen Umsetzung zur internationalen Koordination“ stach insbesondere das bemerkenswerte Referat des Baden-Württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann heraus, der klar Position für eine rasche Verkehrswende bezog. Er anerkennt, dass die „transition to electric world“ eine komplexe Herausforderung bedeutet und sehr ambitiös ist, da das ganze System verändert werden muss. Im Sinne des Schutzes unserer Umwelt lässt sich dieser Übergang mit dem Klimaschutz kombinieren. Dabei „muss unsere Industrie gepusht werden, sonst verliert sie den Anschluss“.
Tatsächlich kann die Automobilindustrie als sehr träge eingestuft werden, angesichts der Tatsache, dass einerseits Elektromotor-betriebene Fahrzeuge schon anfangs des letzten Jahrhunderts vereinzelt hergestellt wurden und der Verbrennungsmotor seither nur unwesentliche technische Veränderungen erfuhr.
Ein Blick auf den Weltmarkt zeigt, dass in den nächsten Monaten verschiedene Elektrofahrzeuge für sämtliche Kategorien auf den Markt drängen. Grundsätzlich muss dabei der Wettlauf gegenüber den verfügbaren Ressourcen aufgenommen werden, der den Bedarf an Mineralien für Batterien -auch Kobalt, Silber, Grafit, Vanadium, Nickel ua. sind endlich- möglichst minimiert, ein Recycling ermöglicht und Speichersysteme nutzbar macht.
Minister Hermann verlangt eine Steigerung der Effizienz, die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene, den Ausstieg aus Kohle, Gas, Öl und Atom und die Implementierung eines ganzheitlichen Mobilitätskonzepts. Die Zivilgesellschaft muss diese Veränderung akzeptieren, zu ihrem eigenen ökonomischen, sozialen und ökologischen Nutzen.
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