Nach einem fast hundertjährigen Kampf war es endlich soweit: Als eines der letzten europäischen Länder hat die Schweiz vor etwas mehr als 50 Jahren — am 7. Februar 1971 — das Frauenstimm- und -wahlrecht auf eidgenössischer Ebene eingeführt und somit den Schweizerinnen dieselben politischen Rechte wie den Männern zugestanden. Bis die Bürgerinnen in allen Kantonen abstimmen durften, dauerte es danach aber noch weitere 20 Jahre.
Mit dem «Ja» zum entsprechenden Bundesbeschluss erhielten rund 2,7 Millionen Schweizerinnen erstmals ihre politische Stimme. Damit änderte sich nicht nur das Mehrheitsverhältnis in der Schweiz, sondern auch ihr politischer Kompass.
Mehr Umweltschutz in der Schweiz
Gemeinsam mit der Einführung des Frauenstimmrechts fand ein politischer Umbruch statt: Eine umfassende Untersuchung von nationalen Volksabstimmungen zwischen 1981 und 2003 zeigt, dass sich Frauen mehr Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und einen stärkeren Ausbau des Gesundheitswesens wünschen als Männer. Zu diesem Schluss kommt Politologin Cloé Jans im Buch «50 Jahre Frauenstimmrecht». Stimmbürgerinnen würden bei einzelnen Themen deutlich andere Akzente setzen als die Stimmbürger.
Eine Befragung des Bundesamts für Statistik (BFS) kommt zu einem ganz ähnlichen Ergebnis. Während Frauen und Männer die Umweltqualität ähnlich beurteilen und sich durch Verkehrslärm oder Luftverschmutzung gleichermassen gestört fühlen, sind zwischen den Geschlechtern in Umweltfragen doch auch verschiedene Unterschiede zu beobachten. So empfinden Frauen zum Beispiel den motorisierten Verkehr störender als Männer und verhalten sich tendenziell umweltfreundlicher. Die Männer hingegen halten sich für besser über Umweltthemen informiert und bewerten die Umweltbelastung als weniger gravierend.
Besonders bei jüngeren Generationen scheinen hauptsächlich Frauen an vorderster Front zu stehen, wenn es um Umweltfragen geht. Wer die Klimastreik-Bewegung der letzten paar Jahre verfolgt hat, mag bemerkt haben, dass sich auffällig viele Frauen und Mädchen hier aktiv einbringen. Eine Untersuchung der TU Chemnitz ergab, dass beim ersten weltweiten "Klimastreik" im März 2019 bis zu 70 % der Teilnehmenden weiblich waren.
Gemeinsam für den Umweltschutz
Abseits dieser Bereitschaft zum persönlichen Aktivismus sind sich die Geschlechter in den meisten grundsätzlichen Fragen jedoch einig: Der Klimawandel, der Verlust der Artenvielfalt und der Schwund an natürlichen Ressourcen sind schwerwiegende Probleme. Letztlich ist der Umweltschutz keine Geschlechterfrage, sondern eine Angelegenheit, die alle Menschen gleichermassen betrifft.
Quellen und weitere Informationen:
UVEK: 50 Jahre Frauenstimmrecht
SRF: 50 Jahre Frauenstimmrecht
BFS: Omnibus-Erhebung 2019
Verein CH2021
TU Chemnitz (24.02.2020): Pressemitteilung
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