Mit Greenwashing grün waschen

100 Konzerne verursachen 70% der weltweiten CO2-Emissionen. 100 Konzerne verursachen 70% der weltweiten CO2-Emissionen.

Um den steigenden Forderungen nach Nachhaltigkeit zu entsprechen, geben viele Unternehmen ihren Produkten einen grünen Anstrich.

Während einige Unternehmen in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte auf dem Weg zu mehr Umweltbewusstsein gemacht haben, versuchen andere mit PR-Kampagnen ein verantwortungsbewusstes und ökologisches Bild vorzutäuschen. Durch die steigende Nachfrage nach nachhaltig und fair produzierten Produkten kommen Unternehmen vermehrt unter Druck, dementsprechend zu handeln. Immer mehr Produzenten greifen deshalb zu sogenannten Greenwashing-Massnahmen. Durch diese Grünfärberei versuchen sie die Konsumenten mit einem vorgetäuschten umweltfreundlichen Image zu überzeugen und dadurch mehr Produkte zu einem höheren Preis zu vermarkten. Diese Täuschung kommt die Unternehmen günstiger, als das eigene Geschäftsmodell zu überdenken und dem Nachhaltigkeitsprinzip anzupassen.

Wer wäscht denn seine Produkte grün?

Nestlé
Nestlé kommt immer wieder in die Schlagzeilen für ihre Greenwashing-Massnahmen. So fördert der Nahrungsmittelkonzern zwar Projekte und Technologien, welche in ariden Regionen in Südafrika, Pakistan oder Ägypten eine wassersparende Nutzung ermöglichen soll, pumpt jedoch selbst jährlich 30'000 Millionen Liter Wasser aus diesen Ländern.

McDonald’s
Auch McDonald’s verpasste sich in den vergangenen Jahren einen grünen Anstrich. Während sie die Kunden mit rezyklierbaren Verpackungen, einem veganen Burger und einem neuen, grünen Logo locken, bleibt im Hintergrund doch das meiste beim Alten.

H&M
Auch gegen die Fast-Fashion Kette Hennes& Mauritz gibt es Vorwürfe. Zwar seien ihre Angaben zu ihren nachhaltigen Kollektionen nicht grundsätzlich falsch, jedoch fehlen häufig genaue Zahlen und Fakten, welche die Aussagen belegen könnten.

MSC
Auch dem MSC Siegel für nachhaltigen Fischfang wird Greenwashing vorgeworfen. Obwohl sich das Label für ökologische und nachhaltige Fischerei rühmt, stammen viele Fischprodukte trotzdem aus überfischten Beständen.

Royal Dutch Shell PLC
Obwohl das Mineralöl- und Erdgas-Unternehmen bereits seit einigen Jahren mehrere Millionen US-Dollar in Wiederaufforstungsprojekte investiert, steht es auf der Liste der 100 Konzerne, welche 70% der weltweiten CO2-Emissionen verursachen, immer noch an 9. Stelle. Von Nachhaltigkeit sind sie daher weit entfernt, während sie ihre vereinzelten Bemühungen darum gern an die grosse Glocke hängen.

Die sieben Sünden

Das Problem am Greenwashing ist, dass die Strategien meist schwer zu durchschauen sind. Als Orientierungshilfe zur Funktionsweise und Erkennung hat TerraChoice, eine Agentur für Umweltmarketing aus Kanada, die sogenannten Sieben Sünden des Greenwashing zusammengestelt.

1.       Sünde des versteckten Kompromisses: Vor allem bekannte Marken lenken häufig mit dem Hervorheben eines grünen Produktes oder eines umweltfreundlichen Merkmals vom Rest ihres Sortiments ab. Wenn beispielsweise ein Shampoo in eine rezyklierte Flasche abgefüllt wird, so ist zwar die Verpackung nachhaltig, deren Inhalt dadurch jedoch nicht.

2.       Sünde des Nichtbeweises: Schwammige Formulierungen wie “die Natur liegt uns am Herzen» klingen zwar schön und gut, können jedoch von jedem Unternehmen behauptet werden. Bekenntnisse, die nicht durch ausreichende Daten untermauert werden, sagen noch nichts über die Nachhaltigkeit einer Firma aus.

3.       Sünde der Unklarheit: Unternehmen verwenden häufig sehr allgemeine Formulierungen, die falsch aufgefasst werden können. So haben beispielsweise «natürliche» Inhaltsstoffe noch lange nichts mit Nachhaltigkeit zu tun, denn dazu zählen unter anderem auch Erdölprodukte, Palmöl und überhaupt alles was in der Natur vorkommt.

4.       Sünde der Irrelevanz: Einige Unternehmen betonen in ihren PR-Kampagnen Eigenschaften, die zwar richtig, jedoch irrelevant sind. Ein Beispiel dafür ist die Markierung von Spraydosen mit «FCKW-frei». Da dieses Treibmittel ohnehin seit einigen Jahren verboten ist, macht das Label zwar einen guten Eindruck, unterscheidet das Produkt aber nicht von anderen.

5.       Sünde des kleineren Übels: Immer öfter werden Produkte, welche an sich bereits umweltschädlich sind, mit «bio» oder «natürlich» markiert. So mögen «grüne» Insektizide der Umwelt zwar etwas weniger schaden als die herkömmlichen, trotzdem haben sie negative Auswirkungen auf unsere Ökosysteme.

6.       Sünde des Schwindels: Einige Unternehmen gehen so weit, dass sie Behauptungen und Berechnungen aufstellen, welche schlichtweg falsch sind. Hier hilft gegen die Täuschung nur harte Fakten-Checks wie sie Ökotests, Konsumentenverbände oder Umwelt-NGOs zur Verfügung stellen.

7.       Sünde der falschen Etikettierung: Andere Unternehmen fälschen Zertifizierungen oder geben eigene Labels aus, welche an keine Bedingungen geknüpft sind.

Insgesamt schmücken sich Unternehmen beim Greenwashing also mit vermeintlich grünen Bemühungen und lenken damit vom wahren Problem ab. Bei genauerer Betrachtung kann der Kauf von grün gewaschenen Produkten aber vermieden werden: Achten Sie darauf, nur mit bekannten Labels zertifizierte Artikel zu kaufen. Recherchieren Sie, ob hinter den Aussagen zu Emissionen, Herkunft und rezyklierbaren Anteilen auch glaubhafte Daten zu finden sind. Hinterfragen Sie, ob wohlklingende Aussagen überhaupt eine spezifische Bedeutung tragen und lassen Sie sich nicht von ausschweifenden PR-Kampagnen und hochgelobten grünen Produkten täuschen.

 

Quellen und weitere Informationen:
Postfinance: Was ist Greenwashing? 5 Hinweise, mit denen Sie Greenwashing erkennen können
Terra Choice: The seven sins of greenwashing
SWR: Umweltschützer werfen Nestlé Greenwashing bei Trinkwasser-Projekten vor
Stiftung Meeresschutz: MSC-Siegel für überfischten Fisch
Shell: Shell invests in nature as part of broad drive to tackle CO2 emissions

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Kommentare (1) anzeigenausblenden 

0 #Andreas Diethelm2021-08-26 22:44
"Erdgas" verdiente auch einen Platz in der Aufzählung der dreisten Schwindler. Diese Branche warb 20 Jahre lang mit einem grünen Blatt, und keine/n hat's gestört. Jetzt ist das Blatt gefallen, aber grün bleibt. Der Hokuspokus der Grünwäscher-Firmen wird halt auch zu gern geglaubt, zumindest nicht konsequent blossgestellt.
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