Das durch die Weltgemeinschaft festgelegte Ziel, die Erderwärmung nicht über 2 Grad Celsius ansteigen zu lassen, wird die verheerenden Auswirkungen der globalen Erwärmung nicht verhindern. Dies postulierte der amerikanische Klimaforscher James E. Hansen schon vor 10 Jahren. Mit seinen „unangenehmen“ Prognosen schreibt er seit den 80er-Jahren Geschichte in der Klimapolitik. Zu Ehren seines Geburtstags am 29. März halten wir in diesem Bericht einige seiner entscheidendsten Aussagen fest.
Der Klimawandel ist menschengemacht
Am 23. Juni 1988 trat Hansen — damals war er Direktor des Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA — vor dem US-Senat auf und verkündete drei Befunde:
„Erstens: 1988 ist es wärmer als je zuvor seit Beginn der Temperaturmessungen.
Zweitens: Die globale Erwärmung schreitet so schnell voran, dass höchstwahrscheinlich der Treibhauseffekt die Ursache ist.
Drittens: Unsere computergestützten Klimamodelle deuten darauf hin, dass der Treibhauseffekt schon heute gross genug ist, um extreme Hitzewellen zu begünstigen.“
Die Hauptursache der Erderwärmung laut Hansen? Zu 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit wird sie nicht durch natürliche Schwankungen, sondern durch vom Menschen freigesetzte Treibhausgase verursacht.
Hinweise auf den anthropogenen Klimawandel hatte es schon Jahrzehnte vor dem Auftritt des US-Amerikaners gegeben. Aber die breite Öffentlichkeit sah damals die Erderwärmung keineswegs als bewiesen an, was auch an der geschickten Lobbyarbeit der Erdölindustrie lag. Von Klimaleugnern werden Hansens Aussagen aber heute noch gerne verdreht. Ein Beispiel hierfür ist Patrick Michaels, der Hansens ursprüngliche Aussage vor dem Senat falsch wiedergab. Darin leugnete er zwar den Klimawandel nicht insgesamt, aber er führte Michaels nur die extremste von Hansens Projektionen an, um ihn als unwissenschaftlichen Alarmisten zu denunzieren. Die beiden anderen ignorierte er vollständig und behauptete anschliessend, dass sich Hansen um 300% geirrt hätte.
Hansens Prognosen trafen ein
Hansens Prognosen sind aber erstaunlich genau, wie man heute weiss. Einige Jahre vor seinem Auftritt veröffentlichte Hansen zusammen mit fünf Kollegen eine bahnbrechende Studie unter dem Titel „Klimaauswirkungen von zunehmendem Kohlendioxid in der Atmosphäre“. Sie erschien in der Fachzeitschrift Science und zeigte Prognosen zum Temperaturanstieg auf der Erde auf. Dazu hatten Hansen und seine Kollegen die drei angesprochenen Projektionen für die globale Temperaturentwicklung erstellt, die auf jeweils unterschiedlichen Szenarien für den weltweiten CO2-Ausstoss beruhten. Neben einem Szenario mit keinen Klimaschutzmassnahmen präsentierte er ein Szenario mit sehr starkem Klimaschutz sowie eines, das zwischen den beiden anderen lag. Heute ist bestätigt: Hansens mittleres Szenario lag nach rund 30 Jahren sehr nah an der realen Entwicklung des Weltklimas. Hansen erwartete, dass die globale Durchschnittstemperatur ab den 80er-Jahren bis 2010 um 0,45°C steigen würde. Der tatsächliche Wert beträgt 0,48°C.
Zwei-Grad-Ziel bringt Desaster
Eine Studie, die 2008 veröffentlicht wurde, erschütterte die Weltgemeinschaft dann erneut. Diese besagt, dass der Gehalt von Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre den Wert von 350 ppm (parts per million) nicht überschreiten dürfe, wenn die Erderwärmung 2°C nicht überschreiten soll. Seit 2018 liegt dieser Wert nun schon bei rund 410 ppm.
Ein Jahr später im Jahr 2009 beschloss die Weltgemeinschaft auf dem Klimagipfel in Kopenhagen, die Erhöhung der durchschnittlichen globalen Temperatur unter 2°C zu halten. Diese Obergrenze wurde eingeführt, um die verheerendsten Auswirkungen der Erderwärmung zu verhindern. 2011 warnte Hansen jedoch schon vor den Anzeichen, dass das Ziel nicht genug sei, um schwerwiegende Veränderungen wie den Verlust von Eisschilden und den Anstieg des Meeresspiegels aufzuhalten. Eine Erwärmung um 2°C wird zu einer eisfreien Arktis und einem Anstieg des Meeresspiegels um mehrere zehn Meter führen, so Hansen. Er bezeichnet deshalb das Zwei-Grad-Ziel als „Rezept für ein Desaster“.
James Hansen ist nicht nur wegen seiner öffentlichen Wirkung einer der bedeutendsten Klimaforscher. In all den Jahren seiner Tätigkeit war die Liste seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen stets länger als die seiner Ehrungen. Doch Wissenschaft und Aktivismus sind für ihn kein Widerspruch. Sein Engagement ging so weit, dass er mehrmals bei Demonstrationen für den Klimaschutz verhaftet wurde und trotzdem seine Aktivitäten fortsetzte. Er war seiner Zeit voraus; nun dürfen wir beim Klimaschutz nicht hinterherhinken…
Quellen und weitere Informationen:
Hansen, J. et al. (1981): Climate Impact of Increasing Atmospheric Carbon Dioxide
The Guardian (25.06.2018): 30 years later, deniers are still lying about Hansen’s amazing global warning prediction
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