Das globale Biodiversitätsabkommen – Grosses Potential, schwierige Umsetzung

Ende März diskutierten 200 Mitgliedsstaaten in Genf während zwei Wochen über die Ausgestaltung des globalen Rahmenabkommens zur Biodiversität. Die Resultate dieser Gespräche bestätigen jedoch die Befürchtungen: Das Ziel scheint in weite Ferne gerückt zu sein.

 Die Zielsetzungen für das globale Biodiversitätsabkommen sind ehrgeizig. Die unter Schutz stehenden Land- und Meeresflächen sollen bis 2030 fast ein Drittel der Erdfläche betragen. Zurzeit sind nur 8 Prozent der Meere und 17 Prozent der Böden geschützt. Die Gespräche in Genf gingen noch kommenden Verhandlungen in Nairobi im Juni und einer Konferenz in Kunming gegen Ende dieses Jahres voraus, bei der das Abkommen dann verabschiedet werden soll.

Die Ausscheidung von weiteren Schutzgebieten ist essentiell, um unsere irdische Artenvielfalt zu wahren. In den letzten Jahrzehnten sind sehr viele Lebensräume verloren gegangen. Allein in der Schweiz nahm beispielsweise die Fläche der Feuchtgebiete zwischen 1900 und 2010 um 82 % ab. Ausserdem ist fast die Hälfte aller in der Schweiz vorkommenden Arten gefährdet.

Sind die Entwicklungsländer Schuld an der stockenden Umsetzung?

Doch die Verhandlungen sind schon früh ins Stocken geraten. Uneinigkeiten herrschen beispielsweise bei der Finanzierung der Biodiversitätsstrategie. Entwicklungsländer fordern zur Umsetzung des Rahmenabkommens mehr Finanzhilfe von reichen Ländern. Das Vertrauen der Entwicklungsländer in die Unterstützung der Industriestaaten ist angeschlagen. So wurde im Jahr 2009 versprochen, bis 2020 eine jährliche Finanzhilfe von 100 Millionen Dollar für die Umsetzung von Klimaschutzmassnahmen bereitzustellen. Dieses Versprechen wurde jedoch bis heute nicht erfüllt. Das, obwohl es mehr als gerecht wäre, wenn die reichen Länder den Schutz der Artenvielfalt zu einem massgeblichen Teil finanzierten. Nicht zuletzt, da die Industriestaaten ihren Wohlstand zu wesentlichen Teilen der Ausbeutung von Natur und Umwelt in den ärmeren Erdregionen verdanken.

Schweiz als Schlusslicht

Gerade auch die Schweiz steht im Vergleich zu anderen Ländern in Sachen Biodiversität nicht besonders gut da. Der Umweltbericht 2020 der Europäischen Umweltagentur (EUA) vergleicht den Anteil der Schutzgebiete an der Landesfläche zwischen verschiedenen europäischen Staaten. Die Schweiz belegt Platz 30 von 30. Auf Platz 29 liegt Schweden, mit einem rund doppelt so hohen Anteil. Auch beim Artenschutz sieht es düster aus. Rund die Hälfte aller Arten ist bedroht. Das ist auch im Vergleich mit anderen Industriestaat ein hoher Prozentsatz.

Die Staatengemeinschaft – und speziell auch die Schweiz – haben noch viel Arbeit vor sich. Wir müssen unsere Verantwortung wahrnehmen und unseren Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten. Dafür sind neben den zahlreichen privaten Bemühungen verstärkt auch politische Weichenstellungen nötig.

Quellen und weitere Informationen:
CBD: Press Release
CBD: Report 2020
The Guardian: What really happened at Geneva’s crucial biodiversity negotiations?
The Guardian: Climate finance for poor countries to hit 0bn target by 2023, says report
OECD: Environmental Performance Reviews
EUA: The European Environment

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